Spießrutenlauf um Corona-Impfung
Hochrisiko-Person bekam keinen Impf-Termin
Eine Frau der Hochrisikogruppe will sich so schnell wie möglich gegen Corona impfen lassen. Doch ihr Anliegen wurde von Gemeinde, Hausarzt und Krankenkasse "abgewimmelt". Dank geänderter Impfstrategie steht sie nun auf der Warteliste.
VILLACH LAND. Es gleicht einem Spießrutenlauf, den eine Mutter aus einer Gemeinde in Villach Land die letzten Tage zu bewältigen hatte. Ihre Tochter, mit einer schweren Behinderung, unter anderem hat sie einen Herzfehler und eine Lungenerkrankung, soll "so schnell als möglich" gegen das Coronavirus geimpft werden. Doch das erwies sich als schwieriges Unterfangen, wie sie schildert.
Keiner half weiter
"Die Gemeinde wimmelt einen ab, weil der Jahrgang nicht passt, die Krankenkasse gibt keine weiteren Auskünft und auch der Hausarzt kann nicht helfen", erzählt sie.
Die WOCHE recherchierte
Die WOCHE hat sich der Sache angenommen. Der zuständige Hausarzt argumentiert "von der Ärztekammer keine Informationen zu Hochrisikopatienten" bekommen zuhaben. Er könne nicht weiterhelfen, allein ein Attest der "Impffähigkeit" ausstellen. Die Gemeinde vergab Termine bis zuletzt nach Jahrgängen – also alles über 80 Jahre. Und die Kärntner Gebietskrankenkasse verweist auf die Zuständigkeit der Behörden und Regierung. Sprecherin Lena Weblacher: "Die Österreichische Gesundheitskasse ist grundsätzlich nicht für das Thema "Impfen" zuständig - dies liegt im Verantwortungsbereich der Gesundheitsbehörden (Bund beziehungsweise Land). Die Impfstrategie beziehungsweise der Impfplan wird von der Bundesregierung erlassen und die entsprechende Umsetzung obliegt den Ländern." Weiter heißt es: "Die aktuelle Impfstrategie sieht jedoch vor, dass im ersten Schritt alle Personen in Alten- und Pflegeheimen sowie das Gesundheitspersonal geimpft werden sollen. Der vorgesehene Impfplan und die damit verbundene Umsetzungsstrategie wurde seitens der Bundesregierung so angepasst, dass Bürgerinnen und Bürger über 80 Jahren nun sehr rasch die Möglichkeit zur Impfung erhalten."
"Um die Impfung flächendeckend und möglichst wohnortnah für diese Zielgruppe durchführen zu können, unterstützt die Österreichische Gesundheitskasse in Kärnten das Land und stellt die Räumlichkeiten ihrer Kundenservicestellen zur Verfügung. Zudem werden wir bei der Terminplanung bzw. Terminvergabe entsprechend unterstützen." KGKK
"Anderen wird geholfen"
Das Kuriose an der Geschichte, zahlreiche Unternehmen in Österreich unterstützen ihre Mitarbeiter in der Vergabe der Impftermine. Auch in der Kelag ging ein entsprechendes internes Schreiben an die Mitarbeiter (es liegt der WOCHE vor), dass Mitarbeiter die Möglichkeit haben, in der Phase 2 (nach Verfügbarkeit der Impfstoffe) Impftermine registrieren zu lassen.
Die Vorgangsweise verwundert jene Mutter aus der Gemeinde im Bezirk Villach Land. "Warum berät man uns nicht, warum bekommen wir keine Hilfe? Man soll sich doch impfen lassen", sagt sie und ergänzt: "Nicht zuletzt ist das für meine Tochter überlebenswichtig. Ich kann ja warten."
Gemäß Prioritätenliste der Impfstrategie der Bundesregierung sind die Beschäftigten von Betreibern kritischer Infrastruktur wie bspw. die Kelag und ihre Tochtergesellschaften in der Phase 2 für die COVID-19-Impfung vorgesehen.
Schlussendlich Termin auf Warteliste
Zu guter Letzt zeichnet sich mit der heute publik gewordenen Änderung der Impfstrategie ein Hoffnungsschimmer ab. Demnach sollen auch Hochrisikogruppen und Menschen mit Behinderungen in Phase 1 die Möglichkeit einer Impfung erhalten.
Auf der betreffenden Gemeinde selbst wusste man zwar noch "nichts davon". Und zögerte erst mit der Terminvergabe. Nach einem "durchaus nett geführten Gespräch", wie die Mutter erklärt, konnte man aber doch noch einen Impf-Termin auf der "Warte-Liste" ergattern, freut sie sich.
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