Nordische Ski-WM
Karibische Langlauf-Exoten tanken am Faaker See Kraft
Im Hotel Schönleitn in Oberaichwald am Faaker See sind zahlreiche Teilnehmer der Nordischen Ski-WM untergebracht, die bis zum 5. März im slowenischen Planica stattfindet. Darunter ein zehnköpfiges Team des haitianischen Skiverbandes. Eine echte Wintersport-Legende werkt im Organisationsstab der Ski-Exoten.
OBERAICHWALD. Alles begann mit einem verheerenden Erdbeben. 2010 starben dadurch im Karibikstaat Haiti über 300.000 Menschen. Jean Pierre Roy (59) wollte sich davon nicht unterkriegen lassen und der Welt zeigen, dass es in seinem Heimatland nicht nur Elend gibt. Seither hielt er die Farben seines Landes bei stolzen sieben Alpin-Ski-Weltmeisterschaften hoch. Erst vor wenigen Tagen trat er im französischen Courchevel beim Slalom an, wo er immerhin den ersten Durchgang meisterte, sich aufgrund der Zeitregel jedoch nicht für den zweiten Lauf qualifizierte.
Team mit zehn Leuten für Planica
Für die Nordische Ski-WM schlüpfte Roy nun in die Rolle des Präsidenten des haitianischen Skiverbandes, den er einst gründete. Das zehnköpfige Team (der Betreuerstab kommt aus Frankreich, Anm.) logiert im Hotel Schönleitn in Oberaichwald. "Wir waren zwar schon mehrmals bei Alpinen Weltmeisterschaften, bei einer Nordischen Ski-WM ist es jedoch unser erster Antritt", erzählt Trainer Thierry Montillet, der ein langjähriger Weggefährte von Jean Pierre Roy ist. Zwei Sportler aus Haiti sind mit dabei: Stevenson Savart und Théo Mallett. "Sie werden in den Qualifikationsläufen starten und dort alles geben", so Montillet, der mit der französischen Abfahrts-Olympiasiegerin Carole Montillet (Salt Lake City, 2002) verwandt ist.
"Österreicher haben so viele Ski"
Mit Humor blickt die Amateur-Truppe aus Haiti in Oberaichwald auf die Profimannschaften. Das Österreichische Nationalteam ist im gleichen Hotel untergebracht und zog bereits die Aufmerksamkeit der Haitianer auf sich. "Die haben 40 Leute, nur um die Ski zu präparieren", lacht Jean Pierre Roy. "Sie haben auch zehn Paar Ski pro Athlet, wir haben zwei Paare pro Sportler", ergänzt Thierry Montillet. "Wir sind also nicht am gleichen Level, dennoch sind wir voll motiviert."
"Langlauf in Haiti populär machen"
Das große Ziel von Roy und Montillet für die Zukunft: "Wir wollen den Langlauf auf Haiti salonfähig machen. Den Sport kann man ohne Schnee halbwegs gut auf Rollerski trainieren", führt Montillet aus. Trockentraining in der Karibik für den Wintersport? Da kommt einem zwangsläufig der Film "Cool Runnings" in den Sinn, der die Abenteuer der ersten jamaikanischen Bobmannschaft thematisiert. Thierry Montillet: "Ja, den Vergleich hören wir öfter. Aber nach den 'Cool Runnings' kam nicht mehr viel. Wir wollen für Haiti was Langfristiges auf die Beine stellen und jungen Leuten eine Zukunft geben." Kurzfristig will man in Planica für Furore sorgen. Mittel- und langfristig sind Olympiateilnahmen im Langlauf als Ziel ausgegeben. Im alpinen Bereich klappte dies bereits: Der Haitianer Richardson Viano trat im Vorjahr in Peking im Slalom und Riesenslalom an.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.