Demenz
Angehörige fordern Tagesstätte in Villach

- Eine Demenzerkrankung verändert das eigene Leben - und das der nahe stehenden Personen.
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Seit Jahren gibt es in Villach eine solche nicht mehr. Das soll sich ändern.
VILLACH. Wenn die eigene Mutter, der Ehemann oder ein anderer naher Angehöriger an Demenz erkrankt, dann verändert das nicht nur das Leben der betroffenen Person. Die Diagnose zieht einen Rattenschwanz an neuen Lebensumständen mit sich. Angehörige stehen vor Problemen, mit denen sie zuvor nie konfrontiert waren: Der Veränderung des geliebten Menschen und der schwierigen Arbeit der Pflege, die bei Demenzkranken äußerst herausfordernd ist. Klar ist: Man gibt sein Bestes, Auszeiten sind aber unbedingt notwendig. So erklärt uns das auch die Klinische Psychologin Christine Leyroutz. Sie arbeitet im mobilen Bereich für die Diakonie und besucht im Rahmen ihrer Arbeit Familien in ganz Kärnten. "Wir von der Diakonie bieten auch mobile Beratung und Diagnostik für betreuende Menschen an. Wir kommen nach Hause, schauen uns das Krankheitsbild an und beraten die Familien was gebraucht wird: vom Pflegegeld bis zur Vermittlung einer Hauskrankenhilfe."

- Klinische Psychologin Christine Leyroutz
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Tageszentrum als Entlastung
Wichtig sind auch die Selbsthilfegruppen für Angehörige Pflegende. "In Villach wird diese von Edith Kronschläger geleitet, Dr. Margit Cerny unterstützt hier mit Fachwissen. Wir hören immer wieder, dass es mehr Entlastung braucht, ein Tageszentrum für Demenzkranke ist in Villach Stadt ein großes Thema. Der Bedarf ist stark gegeben. Derzeit gibt es in Österreich 130.000 Demenzerkrankte. Bis 2030 wird sich die Zahl mindestens verdoppeln", sagt Leyroutz. Als betreuender Angehöriger von Demenz-Erkrankten Menschen ist man ständig beim Erkrankten, ab einem gewissen Zeitpunkt kann man ihn nicht mehr alleine lassen. Wie sieht es mit der 24-Stunden-Betreuung aus? "Bei Demenz funktioniert das in der Regel leider oft nicht so gut. Wenn der Angehörige trotzdem im Haus wohnt, hält er sich eher an den Menschen, den er besser kennt. Dazu kommen Sprachbarrieren oder ganz banale Sachen. Die Betreuung kocht Essen aus einer anderen Kultur, das mögen die Erkrankten nicht", erklärt Leyroutz. Demenzkranke Menschen würden extrem auf Emotionen reagieren: "Die Pfleger sind meist Frauen, die ihre eigene Familie verlassen mussten, um Geld zu verdienen und daher emotional selbst nicht so stabil sind. Es ist nicht jeder Mensch für die 24-Stunden-Betreuung geeignet – weder fachlich noch menschlich. Wobei man natürlich trotzdem froh sein muss, dass es die Betreuerinnen gibt. Es gibt auch viele Krankheitsbilder, wo das funktioniert. Wenn aber der Erkrankte nicht mehr äußern kann dass er Hunger oder Schmerzen hat, dann braucht es hoch geschulte Mitarbeiter." Das Krankheitsbild der Demenz ist nicht leicht zu behandeln, es geht hin bis zur Aggression gegenüber der Pflegeperson oder auch Verweigerung.
Demenzfreundliche Stadt
Dass es in Villach dringend Hilfe für Angehörige geben muss, ist Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser stark bewusst, wie sie im Gespräch mit der Draustädter WOCHE sagt: „In Kooperation mit dem Krankenhaus Villach wollen wir ein Konzept der demenzfreundlichen Stadt entwickeln. Am 20. Oktober planen wir dazu eine Auftaktveranstaltung, wir sind derzeit intensiv in der Planung und auch in Gesprächen mit Betreibern. Es ist auch ein großes persönliches Anliegen von mir, es müssen viele Dinge umgesetzt werden: Tagesstätten, ein Demenzcafe und mehr.“



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