Was macht wirklich schlank?
Mythen rund ums Abnehmen

- Wer abnehmen will, soll viel Zitronensaft trinken - stimmt das?
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Kein Essen nach 18 Uhr, Kohlenhydrate machen dick oder viel Zitronensaft trinken – will man an Gewicht verlieren, gibt es viele Tipps. Die Villacher Diaetologin Friederike Reimers klärt auf.
Oft hört man etwa, Abendessen resultiert direkt in Hüftspeck, stimmt das?
Friederike Reimers: Bei einer unerwünschten Gewichtszunahme spielen mehr Faktoren eine Rolle als nur ein Abendessen nach 18 Uhr. Wir sollten unserem Körper schon tagsüber mit ausreichend Energie und Nährstoffen versorgen. Tagsüber sind wir am aktivsten und die zugeführte Energie wird vom Körper verwertet. Vor einer längeren Autofahrt tanken wir unser Auto auch vorher und nicht erst im Nachhinein. Nach einem ausgewogenen Frühstück und Mittagessen und bei Bedarf kleinen Zwischenmahlzeiten, fällt das Abendessen im Normalfall auch etwas leichter aus. Im besten Fall liegen ca. drei Stunden zwischen dem Abendessen und dem Zubettgehen, damit der Schlaf nicht durch eine aktive Verdauungstätigkeit gestört wird.
Was ist ein gutes Abendessen, vor allem wenn man abends nicht gerne kocht?
Sollte am Abend wenig Zeit zum Kochen sein, lassen sich viele Mahlzeiten gut für mehrere Tage vorbereiten, so dass es am Abend nur noch aufgewärmt werden muss. Oder wie wäre es mit einem warmen Quinoasalat? Quinoa liefert komplexe Kohlenhydrate, kombiniert mit saisonalem Gemüse aus dem Backrohr und einer guten Eiweißquelle, z.B. Hendlfleisch, einem Ei, etwas Mozzarella. Dazu ein gutes Olivenöl, etwas Essig sowie Gewürze und Kräuter. Sollten Reste bleiben, eignen sie sich perfekt zum Mitnehmen am nächsten Tag. Noch schneller geht ein selbstzubereitetes Hummus aus Kichererbsen, etwas knackigem Gemüse und z.B. einem Grahamweckerl.
Machen Kohlenhydrate dick?
Kohlenhydrate sind unsere Hauptenergiequelle. Sie sollten nicht zu stark reduziert werden, aber an das eigene, individuelle Aktivitätslevel und auch an die Tageszeit angepasst werden. Das Frühstück und das Mittagessen sollte ausreichend Kohlenhydrate enthalten, damit wir Energie für die anstehenden Tagesaufgaben haben. Für nicht übermäßig aktive Personen gilt die Empfehlung ca. ein Viertel des Tellers mit nährstoffreichen Kohlenhydraten zu füllen (Erdäpfel, Naturreis, Vollkornprodukte, Quinoa, Amaranth, Hirse, Buchweizen etc.).
Nur wer hungert nimmt ab – Mythos oder Fakt?
Für eine Gewichtsreduktion zu hungern löst im Körper massiven Stress aus und wird nicht von langfristigem Erfolg gekrönt sein. Es geht vielmehr darum das eigene Hunger- und Sättigungsempfinden wieder neu zu lernen und bewusst in sich reinzuhören, wie Hunger wahrgenommen wird und wann man angenehm gesättigt ist. Überlegen Sie doch mal, welche Hungersignale Ihnen einfallen. Wir sollten mit der nächsten Mahlzeit weder warten bis schon der Heißhunger da ist, noch sollte regelmäßig die angenehme Sättigung bis hin zum Völlegefühl übergangen werden.
Beim Abnehmen viel Zitronensaft trinken, stimmt das?
Man hört immer mal wieder die Empfehlung Wasser mit Zitronensaft zu trinken, um Gewicht zu reduzieren. Leider wird das als alleinige Maßnahme nicht ausreichen, denn dafür ist unser Körper viel zu komplex. Aber ein Glas mit lauwarmem Wasser und etwas Zitronensaft kann in der Früh helfen die Verdauung in Schwung zu bringen.
Macht Vollkorn schlank?
Vergleicht man Vollkornprodukte mit Weißmehlprodukten fällt vor allem der höhere Ballaststoff- und Mineralstoffgehalt in Vollkornprodukten auf. Die Ballaststoffe sorgen für eine längere Energieversorgung und Sättigung. Dies führt dazu, dass ein ständiges Hungergefühl und häufiges snacken reduziert werden können. Darüber hinaus kommt es aber auch auf die Menge sowie die Kombination mit weiteren Lebensmitteln an, denn auch ein Vollkornbrot lässt sich mit fingerdick Butter oder mit einem g´schmackigen Topfenaufstrich bestreichen.
Süßes ist bei einer Diät absolut verboten
Den Begriff Diät verbinden wir oft mit einer Hungerkur über einen definierten Zeitraum. Dabei bedeutet Diät dem Wortursprung nach eigentlich „Lebensweise“. Neben Bewegung, Schlaf und Stressmanagement geht es darum eine Ernährungsweise zu finden, die langfristig zu mir passt, denn nur so kann die Umsetzung auf Dauer gelingen. Verbote führen oft dazu, dass auf diese verbotenen Lebensmittel ein besonderes Verlangen entsteht. Süßes mit Maß und Ziel kann und darf also auch Teil einer ausgewogenen Ernährung sein.


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