Gerald Eschenauer
"Ein Satiriker bin ich definitiv nicht"

Das Buch zur Krise – Gerald Eschenauer fordert die Kärntnerinnen/Kärntner auf, Corona Carinthia zu lesen. | Foto: Fotos © Julia Jank
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  • Das Buch zur Krise – Gerald Eschenauer fordert die Kärntnerinnen/Kärntner auf, Corona Carinthia zu lesen.
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Der Villacher Schriftsteller Gerald Eschenauer spricht mit der Draustädter WOCHE über sein neuestes Werk "Corona Carinthia. Ein trügerisches Gemälde – Reale Dystopie" (Mitgift Verlag). Eine, wie der Autor sagt, "Reise durch ein menschenleeres Kärnten". Lest mehr zu seiner Motivation für das Buch und warum es jeder 13. Kärntner lesen sollte im Interview.

WOCHE: Herr Eschenauer, warum sollte sich der Leser Ihrem neuen Werk Corona Carinthia widmen? Was erwartet den Leser?
Gerald Eschenauer: Weil es nicht ausreicht, dieses Land Immobilienspekulanten und selbstverliebten kampagnenhungrigen Provinzpolitikern zu überlassen. Dieses Land ist prachtvoll aber empfindlich. Mir fehlt die Sensibilität von Entscheidungsträgern. Die Leserin, den Leser erwartet eine Reise des Ich-Erzählers durch das menschenleere Kärnten, in dem er/sie sich selbstreflektiv erkennen kann. Den Anteil dieser Erkenntnis bestimmt die Leserin der Leser.

Sie schreiben, laut der Rezession von Janko Ferk, von Kärnten als einer geistigen und kulturellen Einöde? Muss sich „der Kärntner“ das gefallen lassen und warum?
Immerhin steht es der Kärntnerin dem Kärntner frei, das Buch zu lesen. Ich befürchte, jene die es betrifft, lesen keine Bücher. Und jene die angesprochen sind, fühlen sich nicht angesprochen. Die Kärntnerin der Kärntner hätte das verbale Einspruchsrecht, von dem sie/er zu selten Gebrauch macht. Nicht umsonst wird eine Kärntner Bevölkerung im Außen, in der filmischen oder auch dokumentarischen Betrachtung als „naiv“ um nicht zu sagen „dümmlich“ dargestellt.

Oder anders gefragt: Zählen auch Sie zu dieser Einöde?
Territorial zähle ich in jedem Fall dazu. Ein Kärntner Schriftsteller, dessen Name mir entfallen ist, hat einmal gesagt: „Kärnten ein wunderbares Land – gäbe es seine Menschen nicht!“ Spaß beiseite. Wofür steht dieses Land wirklich? Außer für missglückte Imagekampagnen? It’s my life! Ein Beinahepleitegeier mit Riesenstadion und ausverkaufter Infrastruktur vom Flughafen, über die Seen bis zu privatisierten Bergen. Übrigens, die Einöde – auf die Natur bezogen – würde ich mir wünschen. Wenn ich an der Drau spaziere. Zu sehen bekomme ich Grässlichkeiten ohne menschliche Vernunft, gefräste Baum- und Strauchstrukturen, wie jene entlang von Villachs Draubermen, mitten durch die Stadt während Stadtpolitiker/innen „Grenzenlos grün“ postulieren. Zu Herzen gefaltete Hände und Facebook-GIF´s reichen da nicht aus.

Nochmal anders gefragt: Warum kehren Sie dieser Einöde nicht den Rücken?
Weil ich dieses Land liebe. Doch einen Großteil der gefällten Entscheidungen nicht mittrage. Darunter leidet mein Wesen. Und sowohl Josef Winkler als auch Herbert Achternbusch haben darauf geantwortet. „Diese Gegend hat mich kaputtgemacht und ich bleibe so lange hier, bis man ihr das ansieht."

Wie erging es Ihnen als Schriftsteller in der Corona-Krise? War es mehr eine Zeit der Krise oder eine Zeit der Inspiration?
Es hat sich, abgesehen von meinen geliebten Kaffeehausaufenthalten bei Bernold, Im Wohnzimmer und Hofwirt, wenig geändert. Wenn es im Außen eng wird, entwickle ich im Innen eine Weite. Das ist eine meiner Stärken. Das Thema hat mich literarisch provoziert. Massiv feststellbar ist eine Aggression im Außen. Kleinste Auslöser und Menschen schnappen über. Online-Konversationen sind belastender als die direkte Kommunikation. Als Ausgleich war ich verhältnismäßig viel in der Natur, oder was mir/uns als Natur zugemutet wird.

Mit welcher Motivation, welchen Antrieb gingen Sie an ihr neues Werk heran?
Es gibt die literarischen Reißbrett-Zeichner. Der bin ich nicht. Mein Schreiben ist ein sehr fragiler, feinstofflicher Vorgang. Keine störenden Einflüsse. Viel Raum, um Gedanken zu entwickeln. Die Phase des Schreibens ist die lustvollste. Die Korrekturphasen sind am beschwerlichsten. Die Verdichtung des Textes, möglicherweise Trennung von Inhalten. Ich finde den Gedanken des Rückblicks sehr interessant. Wie denken Menschen über meine Werke, wenn Sie diese in 10 Jahren lesen. Lesen sie dann überhaupt noch?

Sie geben in Ihrem Werk nicht zimperlich mit den Kärntnern ins Gericht. Sie schreiben unter anderen von den Ewiggestrigen, die Uniformierten, die Feiernden, die meist besoffen sind. Am schlimmsten sind für Sie besoffene Frauen. Mal abseits von der klischeehaften Darstellung, schwingt da doch auch viel Sexismus mit?
Nicht jede Feminismuskritik ist gleich Sexismus. [Der Begriff in Ihrem Verständnis]. Wenngleich aus der wissenschaftlichen Ecke der Sexismus eine andere Bedeutung hat, nämlich die Einzelphänomene aller Geschlechter angesprochen werden. Aber unabhängig davon trete ich gegen jede Form des Radikalismus auf, auch jener des Feminismus. Wenn die Gleichberechtigung darin enden soll, dass Frauen besoffener sind als Männer, dann haben wir etwas nicht verstanden. Das sind Phänomene, die wir uns nicht gerne eingestehen. Sie auch nicht gerne ansprechen und noch weniger gerne zeigen. Aber glauben Sie mir, ich habe eine gute Beobachtungsgabe.
Zu den Ewiggestrigen. Die Herausforderungen in der Gegenwart sind anderer Natur. Gerade übergeben wir den persönlichen, menschlichen Abdruck täglich wenigen weltweit agierenden Unternehmen. Zum Nulltarif. Wir werden gegen KI (Künstliche Intelligenz) ausgetauscht. Das sind Themen in denen ich mich von keiner politischen Öffentlichkeit vertreten und repräsentiert sehe. Das ist wenig zukunftsweisend … Wo bleiben die Antworten darauf?

Das Buch bedient sich vieler „ironischer Pauschalisierungen“, wie es Ferk nennt. Ist es tatsächlich Ironie?
Pauschalisierungen, die ich übrigens nicht übermäßig orte, haben den Vorteil, dass sie meist überhöht daherkommen. Sie haben den Nachteil, dass ein nicht unerheblicher Teil der Leserinnen/Leser sagt: „Ja, ja, die Anderen …“ Sprach- und Literaturwissenschafter Arno Rußegger bezeichnet das Buch zwischen „Fiction und Faction“ schwebend. Das macht die Faszination dieses Buches aus. Ich wurde unlängst als Satiriker vorgestellt, der ich definitiv nicht bin. Das können nur Menschen sagen, die keines meiner Bücher gelesen haben.
Ist es nicht vielmehr so, dass unsere Generation die Fähigkeit der Kontroverse, das Gewinnbringende einer kontroversiellen Diskussion aus den Augen verloren hat? Einer Kampagnen-Politik wird nichts entgegen gesetzt. Außer vielleicht – Literatur aus Kärnten …

Ein Schlussstatement. Von Ihnen – als Villacher – zu Kärnten?
Hört auf, meine/unsere Bäume zu fräsen.

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Zum Autor

  • Gerald Eschenauer, geboren am 9. Juli 1972 in Zweikirchen/Kärnten
  • Philosoph, Schauspieler und Schriftsteller
  • lebt und arbeitet wechselweise in Wien und Villach.
  • Zahlreiche Auszeichnungen, darunter das
  • Stipendium der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee
  • und das Kulturehrenzeichen der Stadt Villach (abgelehnt)

Nähere Informationen unter www.realeschenauer.atwww.eschenauer.at

Facebook-Challenge: Zumindest jede 13. Kärntnerin, jeder 13. Kärntner soll Corona Carinthia lesen. Der Buchverkauf findet aus dem Mantel statt, Mehr dazu zu lesen auf: facebook.com/gerald.eschenauer

Bisher erschienen: 

  • 2011 Miefke SAGA – Verlag Bibliothek der Provinz
  • 2013 Miefke SAGA II – Passionen – Verlag Bibliothek der Provinz
  • 2014 Das Schlachten der Schweine – Verlag Malandro
  • 2015 Miefke Saga III – Auch für Allergiker ... – Mitgift Verlag
  • 2017 Es regnet Liebe – Mitgift Verlag
  • 2018 Es scheint Hoffnung – Absurditäten – Mitgift Verlag
  • 2019 IRRglaube. Mitgift Verlag2019 grundgedanken (Lyrik) – Mitgift Verlag
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