Auswanderung
"Kasnudeln vermisse ich schon"
Es war ein sogenanntes „Gap-Year“ nach dem Studium welches Silke English nach Kalifornien brachte.
VILLACH/KALIFORNIEN. „Seitdem war ich mehrmals auf Urlaub hier. Bei einem dieser Besuche habe ich meinen jetzigen Mann Torry kennengelernt. Das war nun vor fast neun Jahren und 2016 haben wir uns das Ja-Wort am Villacher Standesamt gegeben. Seit nun mehr als drei Jahren lebe ich in Kalifornien und arbeite auch hier.“ Die Pandemie veränderte auch ihren Arbeitsalltag sehr. „Vor Covid habe ich mit meinem jetzigen Geschäftspartner den größten Coworking und Event Space in San Francisco geleitet. Da war ich natürlich jeden Tag in der Arbeit und musste sehr viel hin und her pendeln. Seit dem ersten Lockdown im März habe ich meine eigene Unternehmensberatungsfirma (Paistetta) gegründet, bei der ich vor allem anderen Frauen, aber auch Unternehmern aus aller Welt beim Aufbau und Ausbau deren Firmen oder beim Einstieg in Silicon Valley und in den US-Markt behilflich bin.“
Business-Lady
Neben ihrer eigenen Firma ist English Mitgründerin von zwei weiteren Firmen, bei denen sie als CEO tätig bin: „Einer unserer Schwerpunkte ist die Expansion europäischer Firmen in die USA und die Expansion von US-Firmen nach Europa, Lateinamerika und Afrika.“ Damit nicht genug: „Seit November 2020 sitze ich am Board eines Projektes von Santa Clara County (Covid-19 Bridge to Recovery Program). Ziel ist es, Personen, die überdurchschnittlich hoch von Kündigungen und Geschäftsauflösungen durch Corona betroffen sind, zu helfen. Ich habe daher momentan keinen gewöhnlichen Job mit fixen Arbeitszeiten, sondern arbeite eher rund um die Uhr. Bei allen Projekten freue ich mich immer sehr, wenn auch Kärntner Unternehmer eingebracht werden können.“
Networking
Wie kann man sich das Leben in Silicon Valley vorstellen? „Das Silicon Valley ist eine ca. 100 km lange und 30 km breite Region zwischen dem Süden von San Francisco und San Jose und ist wirtschaftlich einer der bedeutendsten Standorte der IT- und Hightech-Industrie weltweit. Viele Firmen die man täglich nutzt sind hier angesiedelt wie Google, Apple, Facebook (Instagram, Whatsapp), Linkedin und viele mehr. Dadurch dass es hier auch sehr gute Unis gibt, im Mix mit den großen Firmen, werden auch viele Startups von den Absolventen oder ehemaligen Angestellten gegründet. Der Pool an Investoren ist hier sehr groß. Vor Covid ist man oft wirklich tollen Leute im Alltag begegnet wie zB beim Mittagessen holen oder beim Anstehen für einen Smoothie. Networking ist hier wirklich das A und O.“
Offenheit der Menschen
Was ist der größte kulturelle Unterschied zum Leben in Villach? „Die Offenheit der Menschen hier. Man kommt sehr schnell in ein Gespräch mit jemanden. Hier treffen wirklich alle Kulturen aus den verschiedensten Ländern aufeinander. Man lernt immer etwas Neues von den Menschen, denen man begegnet und trifft auf andere Sichtweisen.“ Trotzdem vermisst English auch ein Stück Kärnten: „Die Kasnudel von der Mama und das Blödeln mit meinem Papa. Spaß bei Seite: Ich denke mir würde die Sprache abgehen, aber ich habe das Glück, dass mein Geschäftspartner und manche Kunden Deutsch sprechen. Auf alle Fälle vermisse ich meine Familie, die Fest im Sommer und das Schwimmen im Faaker See.“ Gibt es auch Tage, an denen sie die Auswanderung bereut? „Beruflich gibt es für mich hier mehr Möglichkeiten. An Tagen an denen man Heimweh hat, da fehlen einem die Familie und die Freunde aus der Heimat. Auch der Traum vom Eigenheim ist hier sehr schwer zu erfüllen, da die Preise für ein Haus in der Millionenhöhe liegen. Da muss man schon sagen, dass man in Villach für das gleiche Geld ein wunderschönes Haus mit allem Drum und Dran haben könnte.“
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