Wahlbeisitzer
Mannerschnitten als "Bezahlung"

Wählen heute: Durch die Pandemie konnte heuer in Villach auch in der Frischluft-Kabine gewählt werden. | Foto: Foto: Stadt Villach/Kofler
  • Wählen heute: Durch die Pandemie konnte heuer in Villach auch in der Frischluft-Kabine gewählt werden.
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Anlässlich der Gemeinderatswahlen haben wir langjährige Wahlbeisitzer in der Region befragt – und mit ihnen einen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit gemacht.

VILLACH/LAND. Josefine Ebner aus Arnoldstein war das erste Mal Mitte der 1980er-Jahre bei einer Wahl dabei: "Das war damals eine sehr schöne Zeit. Auch das Wahlrecht war noch viel interessanter – es musste ja jeder gehen, es herrschte die Wahlpflicht, aus meiner Sicht war das idealer." Persönliche Kontakte waren wichtig. "Die Spitzenkandidaten haben noch Hausbesuche gemacht und mit den Menschen gesprochen. Wer dann zum Wählen kam, wurde von uns auf einer Liste abgehakt. Wer nicht kam, den durften wir anrufen und fragen, ob er oder sie auf die Wahl vergessen hätte? Was mir am meisten imponiert hat: Ältere Menschen wurden von zu Hause abgeholt und ins Wahllokal gefahren." Mitte der 1990er-Jahre wurde die Wahlpflicht aufgehoben. "Ab da kamen dann immer weniger Leute. Es bestürzt mich sehr, wenn ich höre, dass es sie nicht interessiert."

Schnelligkeit ist nicht alles

Seit 2003 ist Herbert Kramer Wahlleiter in einem Wahlsprengel in Bad Bleiberg: "Was sich verändert hat? Früher war der Andrang der Wahlbeisitzer doch größer. Vor allem kleinere Parteien haben enorme Schwierigkeiten, Leute zu finden, die sich bereit erklären, diese Aufgabe zu erfüllen. Und: Je weiter die Wahl von Bad Bleiberg weg ist, desto schwieriger wird es. Für die Bundespräsidentenwahl hat sich fast niemand zur Verfügung gestellt." Was hat er bei all den Wahlen, die er durchgeführt hat, gelernt? "Schnelligkeit ist nicht immer alles. Besser einmal genau durchzählen, als falsch zu liegen. Bei einer Wahl fehlte eine Stimme. Es war schon bitter, dass wir dann nochmal von vorne beginnen mussten, seitdem gilt bei uns das Vier-Augen-Prinzip. Einer zählt, ein Zweiter schaut mit." Was beim Auszählen am meisten Zeit in Anspruch nimmt, sind die Vorzugsstimmen. Was Kramer sehr schätzt, dass in Bad Bleiberg auch eine Gemeindemitarbeiterin dabei ist. „Es ist mir eine große Hilfe, dass man eine Person im Hintergrund hat, welche bei eventuellen Rechtsfragen Bescheid weiß.“ Beruflich war Kramer Techniker. "Das heißt, alles was mit Zahlen zu tun hat, liegt mir einfach."

Naschereien statt Geld

Wie Josefine Ebner ist auch Gerhard Kofler seit Mitte der 1980er-Jahre Wahlbeisitzer in Villach, so hat er auch vor 30 Jahren die Umstellung auf die Bürgermeister-Direktwahl miterlebt (davor stellte die Mehrheitspartei den Bürgermeister). "Die Arbeit ist dadurch aber kaum mehr geworden", sagt Kofler. Eine finanzielle Entschädigung gab es früher nicht. "Wir haben ein Sackerl mit Mannerschnitten und Orangen bekommen. Ein Mitarbeiter der Stadt hat uns das gebracht und wir haben uns darüber gefreut", erinnert sich Kofler mit einem Lachen. Mitte der 1990er-Jahre gab es eine kleine Geldsumme. "Wobei man immer noch jeden bewundern muss, der sich da den ganzen Tag hinsetzt. Auch die Vorbereitungen erfordern sehr viel Enthusiasmus." Was auch streng eingehalten wurde: Das Alkoholverbot im Wahllokal, selbst wenn dieses ein Gasthaus war. Kofler hofft auf eine große Wahlbeteiligung: "Durch Corona gibt es heuer noch mehr Wahlmöglichkeiten. Es ist ein demokratisches Recht, das nicht überall vorhanden ist, macht von eurer Stimmabgabe Gebrauch!"

"Wo mach ich das Kreuz fürn Haider?"

In Lind ob Velden ist Walter Kupper als Wahlbeisitzer tätig: "Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich als Wahlbeisitzer angefangen hab. Damals war das eine lustige Sache. Vielleicht auch ein bisschen deshalb, weil es das Alkoholverbot nicht in der Form gab. Man hat dann in der Pause mit einem Bier oder einem Most angestoßen und natürlich gequatscht und politisiert." Seit knapp 40 Jahren ist er Vorsitzender in Lind und es hat sich vieles geändert. "Was damals eine familiäre Angelegenheit war, weil du jeden kanntest, der zur Wahl kam, ist heute unpersönlicher geworden. Freilich auch weil die Gemeinde um ein Vielfaches gewachsen ist, von 300 auf über 1.200 Menschen. Damals war das Wählen eine Bürgerpflicht, die man sehr ernst nahm. Und man machte auch ein großes Geheimnis daraus, obgleich jeder insgeheim wusste, wer wen wählt. Das sah man schon im Gesicht. Einmal rief eine ältere Dame aus der Kabine: 'Wo muss ich denn das Kreuz fürn Haider machen?' Das geht heute nicht mehr, was natürlich auch gut so ist." Dann kam der Wechsel, die Bürgermeisterwahlen. Kupper: „Damals mussten wir jeden aufklären, dass es zwei Wahlzettel zum Ausfüllen gab. Und dennoch kannten sich einige nicht aus."

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