Ordnung ist ihr halbes Leben

SELPRITSCH/VELDEN (aw). Ein geräumiges Einfamilienhaus in einer schmalen Seitenstraße in Selpritsch bei Velden. Hier wohnt Anita Ronacher. Bereits seit mehr als 20 Jahren.
Das Haus ist gepflegt, schon im Eingangsbereich fällt auf wie unglaublich aufgeräumt alles ist. Nicht aufdringlich oder penibel. Es hat halt alles einfach seinen zugeteilten Platz, würde Anita Ronnacher erklären.

Struktur und Ordnung

Denn ungefähr nach diesem Prinzip – obgleich etwas komplexer – funktioniert auch ihre Profession. Das Ordnung-Schaffen.
Denn die Veldenerin hat ihre "Hingabe" zum Beruf gemacht. Und ist "zertifizierter Ordnungscoach".  Einen wie es ihn in Kärnten bisher nur ein weiteres Mal gibt (in Spittal). "Der Berufszweig entwickelt sich erst. Aber das tut er schnell", erklärt Ronacher.

Die Ausbildung

In Wien gebe es bereits einige Ordnungscoaches, sagt Ronacher. Dort gibt es auch die europaweit einzige Ausbildungsstätte dafür. Mit Teilnehmern aus ganz Europa studierte Ronacher in 50 Stunden die Eckpfeiler eines Ordnungscoaches. Inklusive Prüfung.

Das Glück im Weggeben

Ein Teil davon war die mündliche Klausur. Dafür musste Ronacher einen, oder besser gesagt fünf Kleiderschränke organisieren. "Ihr Mann konnte das nicht mehr mitansehen", erzählt Ronacher. Denn trotz fünf voller Kleiderschränke konnte die Besagte, "einfach nichts zum Anziehen finden. Da waren alle Kleidergrößen vorhanden. Eine emotional knifflige Sache", beschreibt es Ronacher, die anschließend neun Stunden gebraucht hätte, um das Problem gemeinsam mit der Frau zu lösen. "Und das Gefühl, was einen danach überkommt, ist, als hätte man Jahre an Ballast einfach abgeworfen", beschreibt sie die Freude ihrer Kundin.
Ein extrem befreiendes Gefühl, erklärt es Ronacher, die selbst einige Jahre lang Psychologie studiert hat.

Psychologie dahinter

"Menschen klammern sich an Dinge und Gegenstände, weil sie sie mit etwas aus der Vergangenheit verbinden. Doch wir leben im Hier und Jetzt. Das kann nur unglücklich machen." Deshalb sei das Organisieren mehr als "Ordnung schaffen", "man gibt dem Menschen ein neues Lebensgefühl, ein Gefühl der Freiheit." 

Räumt nicht auf

Aufräumen tut Ronacher übrigens nicht selbst, das dürfe sie gar nicht, erzählt sie. Vielmehr erarbeite sie das gemeinsam mit dem Kunden/der Kundin. "Das ist ein Prozess, in dem man sich bewusst mit den Dingen konfrontiert." 

Feng Shui

Der Ursprung des Konzepts kommt aus Japan, einige Elemente seien stark von der Feng Shui Lehre geprägt. "In einem Raum voller Sachen und Dinge, voll Gerümpel, kann keine Energie mehr fließen." Diese, so Ronacher, würde Raum brauchen. "Man glaubt gar nicht wie frei man sich fühlen kann, indem man Dinge weggibt", sagt die Expertin. Was denn nun schließlich mit den Dingen, die weggegeben werden, passiert, das bestimme die Kundin. "Ich bin immer gerne fürs Spenden. Aber manchmal geht die Trennung überhaupt nicht, dann wird eine Kiste gepackt. Mit einem Datum. Vermisst man die Sachen nach dieser Zeit nicht, wird der Karton, wie er ist, weggegeben."