Theater, Feuerwehr und Rock'n'Roll: Das neue Leben des Zia Noori

- "Villach ist ein Paradies", sagt Zia Noori. Seit fast drei Jahren wartet er auf ein Ergebnis seines Asylverfahrens
- hochgeladen von Wolfgang Kofler
Vor drei Jahren kam er nach Österreich, Villach nennt er ein "Paradies": Der aus Afghanistan geflüchtete Zia Norri spielt im aktuellen Stück der neuenbuehnevillach.
VILLACH (kofi). "Where are you Europe?" Das aktuelle Stück der neuenbuehnevillach bringt nicht nur die Flüchtlings-Problematik auf die Bühne, es hat auch einen Asylwerber in den Schauspielerreihen: Zia Noori, 31.
Liebe zum Theater
Der in Afghanistan Geborene lebt nach seiner Flucht vor den Taliban seit drei Jahren in Österreich, zwei davon in Villach. Dass er nun als Schauspieler aktiv ist, nennt er "Zufall". Als er im Vorjahr bei einem Deutschkurs saß, wurde er gefragt, ob er nicht Lust auf ein wenig Theater hätte. "Hatte ich eigentlich nicht", erinnert sich Noori, "aber ich sah es als weitere Möglichkeit, Deutsch zu lernen."
Sultan Saladin
Doch dann passierte es: "Ich war von Anfang an begeistert. Heute sage ich: Ich liebe Theater." Und: Aus dieser ersten Erfahrung im Kulturhofkeller – Noori spielte Sultan Saladin in Lessings "Nathan der Weise" – wurde mehr: Die neuebuehnvillach fragte an, ob Noori nicht auch bei ihnen spielten wollte.
Feuerwehr und Rock'n'Roll
Die Bühnen-Auftritte sind nicht Nooris einziges Engagement in Villach. Er hat sich auch im Vorjahr freiwillig bei der Villacher Feuerwehr gemeldet, als diese einige Ausbildungsplätze für Asylwerber anbot. Dieser Tage beginnt seine Ausbildung. "Ich helfe gerne und freue mich auf diese Aufgabe", sagt er.
Und dann ist da noch der Rock'n'Roll. Noori hat sich bei einem Club angemeldet und tanzt dort. Nicht ohne Schwierigkeiten. "Diese Bewegungsabläufe sind mir als Afghanen völlig fremd", sagt er – und scherzt: "Das ist ja eigentlich kein Tanz, sondern Leistungssport."
Asyl-Antrag in der Schwebe
Villach ist für Noori eine neue Heimat geworden. "Diese Stadt ist ein Paradies", sagt er: "Auch wenn ich Afghanistan vermisse, vor allem abends, wenn ich alleine bin." Noori möchte für immer bleiben. Er spricht im Konjunktiv, denn sein Asylantrag ist seit drei Jahren in der Schwebe: "Ich weiß nicht, ob ich bleiben darf." Zuletzt hat Noori sogar jener Beamtin, die seinen Fall bearbeitet, eine handgeschriebene Einladung für die neuebuehnevillach nach Wien geschickt: "Vielleicht interessiert sie ja, was ich hier mache."
Nächste Theater-Termine:
www.neubuehnevillach.at


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