Zahl der Badegäste beeinflusst Wasserqualität
Hitze, Sonnencremes & Co. Wie verkraften unsere Seen die Badesaison? Die WOCHE hat nachgefragt.
BEZIRK VILLACH (aw). Der Seenbericht vergab auch heuer Bestnoten für die Wasserqualität der Kärntner Seen, die in den vergangenen Wochen mit wohligen Badewannentemperaturen lockten.
Doch wie sieht es eigentlich nach Hitzewellen und tausenden Badegästen aus? Wie wirken sich Sonnencremes und Co. auf die Wasserqualität aus? Die WOCHE spricht mit Roswitha Fresner vom Kärntner Institut für Seenforschung.
Ja, es gibt eine Belastung
Grundsätzlich, sagt sie, ist es "unvermeidbar, dass es durch Badegäste zu einer Belastung durch Hautschuppen, Schweiß, Urin, Sonnencremes, aber auch Keimen kommt."
Auch durch das Wasserlassen beim Baden würden etwa Phosphor und Stickstoff in den See gelangen, welche Wasserpflanzen als Nährstoffe dienen. "Auffallend ist, dass höhere Werte weiter draußen im Schwimmerbereich und nicht im Flachwasser (Kinderbereich) festgestellt wurden", so Fresner.
Zahl der Badegäste beeinflusst Qualität
Je höher die Zahl der Badegäste auf engem Raum, umso wahrscheinlicher ist darum auch ein Anstieg dieser Belastungen. "Im Allgemeinen wird dieser Eintrag von Mikroorganismen aber recht rasch wieder abgebaut", weiß Fresner.
Sonnencremes
Zur Wirkung von Sonnencremes gibt es Labor-Untersuchungen, die zeigen, dass hohe Konzentrationen das Hormonsystem von Fischen negativ beeinflussen. Eine solche, so Fresner, sei aber in unseren Gewässern "bei Weitem nicht erreicht".
Größte Einflussfaktoren
Der größte Einflussfaktor auf die Wasserqualität unserer Seen wäre das Fernbleiben von Abwasser, erklärt die Expertin. "In den 1950er-Jahren wurden die Abwässer der Hotels um den Wörthersee noch in den See geleitet. Durch den hohen Nährstoffgehalt gab es viele Algen", erzählt Fresner.
Maßgeblich: Uferverbauung
Heute tragen vor allem veränderte und verbaute Ufer zu erhöhtem Eintrag bei. So komme es bei Starkregen zu Einschwemmungen von Schweb- und Nährstoffen aus dem Umland. "Diese werden bei fehlender Ufervegetation ungehindert in den See geschwemmt. Insofern spielt das Ufer für die Wasserqualität eine große Rolle." Auch das Füttern von Enten und Fischen sei aber letztlich ein Nährstoffeintrag, der zur Algenvermehrung beitrage, erklärt Fresner. Freie Seezugänge, "sofern keine Eingriffe an Ufervegetation vorgenommen werden", seien laut Fresner zu begrüßen.
Kleine Seen schneiden gut ab
Nichtsdestotrotz würden alle Seen im Bezirk Villach über eine Wasserqualität verfügen, die "hervorragend zum Baden geeignet ist", sagt Fresner. Besonders der Faaker See, eingestuft mit sehr gutem ökologischem Zustand, aber auch die kleineren Seen um Villach wie der Silbersee und Magdalenensee schneiden gut ab.
So tragen Badegäste zur Erhaltung unserer Seenqualität bei:
- Sonnencreme erst nach dem Schwimmen auftragen
- Sonnenschutzmittel mit Mineral-Filter, die eine weiße Schicht auf der Haut hinterlassen, bevorzugen
- Bitte Enten und Fische nicht füttern!
- Vor dem Baden bitte Toilette aufsuchen & duschen
Tipps zur Vorbeugung von "Badedermatitis" (von Zerkarien übertragen)
- Dicht mit Wasserpflanzen und/oder Tieren besiedelte Wasserstellen meiden
- Nach dem Schwimmen die Haut nicht in der Sonne trocknen, sondern fest mit einem Handtuch abtrocknen
Zur Sache: Wasserqualität
Grundsätzlich wird die Wasserqualität eines Sees vom Nährstoffgehalt bestimmt. Diesbezüglich sind Phosphor und Stickstoff die bestimmenden Parameter. Somit wird die Wasserqualität im Wesentlichen von der Phosphormenge und der daraus resultierenden Menge an Schwebealgen bestimmt. Die Algen legen den Grundstein des Lebens im Wasser. Sie zählen zu den Lebewesen, die in der Lage sind Photosynthese zu betreiben. Dabei wird Sonnenenergie in chemische Energie umgewandelt. Diesem Prozess verdanken wir den Sauerstoff, der letztlich die Basis für alle anderen Lebewesen im Wasser und auf der Erde ist. Mit der Erwärmung und Intensivierung der Sonneneinstrahlung im Frühjahr verstärkt sich die Entwicklung der Primärproduzenten – Algen. Sind alle Nährstoffreserven in Algenbiomasse gebunden, folgt im Frühsommer gewöhnlich ein sogenanntes „Klarwasserstadium“. Die Nährstoffe sind aufgebraucht, die Algen werden von höheren Organismen wie Wasserflöhen gefressen oder sterben. Dadurch erscheint das Gewässer klar. Abgestorbene Organismen werden von Bakterien und Mikroorganismen zersetzt bis die Nährstoffe wieder zur Verfügung stehen und das Wachstum von neuem einsetzt.
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