Zum Welttierschutztag: Wie Franziskus den Lerchen predigte; Legende von James Krüss

Einst ging der heilige Franziskus
an einem milden Herbsttag über das Feld.
Da fand er eine Lerche
mit gebrochenem Flügel.
Sie tat ihm in der Seele leid;
denn eine Lerche,
die nicht aufsteigen und singen kann,
ist übler dran als ein Wurm oder Käfer,
dessen Glück und Heimat der Erdboden ist.
Der gute Franziskus berührte die Lerche.
Da war sie gesund.

Ich möchte dir danken, guter Mensch,
zwitscherte die Lerche.
Aber was kann Lerchendank dir nützen?
Lieber möchte ich zum Dank etwas für dich tun!

Wer Gutes tut, soll keinen Dank erwarten,
erwiderte der heilige Franziskus.
aber vielleicht könntest du mir einen Wunsch erfüllen.
Nicht weil du mir Dank schuldest,
sondern einfach so, aus reiner Freundlichkeit!

Nenne deinen Wunsch, guter Mensch!
Hole deine Brüder und Schwestern,
kleine Lerche,
und erlaube mir, euch eine Predigt zu halten.
Ach, du lieber Lerchenhimmel,
seufzte der Vogel. Muss das sein?
Nein, antwortete Franziskus. Es muss nicht sein.
Aber ich möchte euch vom Lerchenhimmel erzählen,
bei dem du geseufzt hast.

Keine Stunde war vergangen,
da glich das Feld einem Lerchenteppich.
Das zwitschern und tirilierte; das hüpfte und kopfnickte
um den heiligen Mann herum,
als sei das Feld der Lerchenhimmel.

Nun faltete Franziskus die Hände und betete:
Vater im Himmel, an den ich glaube:
Hilf mir die rechten Worte finden.

Da begann Franziskus seine Predigt:
Ihr lieben Schwestern und Brüder der Luft!
Seht euch den Bussard an, der über unseren Köpfen kreist.
Er möchte niederstoßen und einen von euch verschlingen.
Aber er wagt es nicht.
Ihr seid zu viele. Das macht ihm angst.
Nun werdet ihr denken, so könnte auch der Lerchenhimmel sein:
Lauter Lerchen, lauter liederreiche Kehlen;
lauter Glück und Gesang und Feinde, die Angst vor euch haben!

Aber ich sage euch: Im Lerchenhimmel wird es auch Bussarde geben.
Nur verschlingen sie euch nicht.
Auch wird es Katzen geben; nur verfolgen sie euch nicht!
Es wird es auch Insekten geben; nur, ihr verspeist sie nicht!
Wer dort hungrig ist, braucht nur den Schnabel zu öffnen,
und die Luft sättigt ihn!

Einige Lerchen seufzte bei dem Gedanken an diese ewige Glückseligkeit.
Nur ein Lerchenherr hatte gewisse Zweifel.
Zwitschernd fragte er:
Was muss man tun, um in den Lerchenhimmel zu kommen?
Beten und fasten und freitags keine Insekten fressen?

Der heilige Mann lächelte über die Frage des Vogels
und schüttelte sanftmütig den Kopf und antwortete:
Tut das, was den Lerchen aufgetragen ist;
seid fröhlich und singt!
Dann ersingt ihr euch das Vogelparadies!

Da schwangen sich Hunderte kleine Lerchen auf,
in den blauen Himmel und sangen so hell und schön,
dass ihr Lied bis hinaus ins Paradies drang.

Der heilige Franziskus auf dem Felde hörte ihnen zu
und dachte bei sich: Gut, dass ich ihnen nur zwei Gebote gegeben habe,
fröhlich zu sein und zu singen!
Das macht die Lerchen und die Menschen glücklich.
Und eine längere Predigt hätten die gesangfreudigen Vögel
doch nicht verstanden, denn sie haben zu kleine Köpfe.

Abends im Kloster träumte dem Heiligen,
er stehe mitten im Lerchenparadies, eine Katze auf seiner Schulter,
einen Bussard auf seiner rechten Hand
und ringsherum Hunderte kleine Singvögel,
die sich in Fröhlichkeit das Paradies ersungen hatten.
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Franz von Assisi war ein großer Tierfreund
und ihm zu Ehren wurde weltweit der Welttierschutztag gegründet.
Er lebte im Mittelalter in Italien
und war ein selbstloser fröhlicher Mann.
Er verteilte sein Hab und Gut
unter die Armen und Kranken
und ging als Bettelmönch in die Einsiedelei.
Dort lebte er mit den Tieren aus Wald und Feld
in trauter Gemeinsamkeit,
und er soll sogar ihre Sprache verstanden
und ihnen gepredigt haben.

Unsere Tierwelt; all die schutzlosen Kreaturen und Geschöpfe
zählen zu den Wundern der ganzen Schöpfung.

Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz!