VSV-Vorstand Schwab im Interview
„Das ist ein Riesen-Versäumnis“

„Ich trage die finanzielle Verantwortung für den Verein, das belastet natürlich schon von Zeit zu Zeit.“ | Foto: MeinBezirk.at
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  • „Ich trage die finanzielle Verantwortung für den Verein, das belastet natürlich schon von Zeit zu Zeit.“
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VSV-Vorstand Andreas Schwab im großen Interview. Seine Sicht zur zweiten Eishalle, was er sich zum 100-jährigen VSV-Jubiläum wünscht, mit welchem Star er im VSV-Dress rechnet.

Was erwartet man sich von der CHL?
Andreas Schwab: Die CHL ist sportlich natürlich ein Highlight für den VSV, vielleicht gelingt uns die ein oder andere Überraschung. Durch das Startgeld, einen Werbekostenzuschuss und hoffentlich hohen Zuschauereinnahmen wird es sich auch finanziell auszahlen. Unser Appell daher: In die Halle kommen, es wird Spitzenhockey geboten. Alleine aus Straubing haben sich 600 Fans angekündigt, da müssen wir dagegenhalten. (lacht)

Das Hauptthema für den VSV: die zweite Eishalle. Was kann man hier berichten?
Man hätte dieses Projekt meiner Meinung nach schon vor zehn bis 15 Jahren angehen sollen, ein Riesen-Versäumnis. Die mangelnde Infrastruktur war einer der Gründe der existenzbedrohenden Krise, die der VSV in den vergangenen Jahren durchmachen musste. Es ist so nicht mehr möglich, einen Verein nachhaltig in der höchsten österreichischen Profiliga zu führen. Ich glaube aber, dass wir mittlerweile auf Verständnis gestoßen sind, dass Villach eine zweite Eishalle und generell eine deutlich verbesserte Infrastruktur benötigt. Nicht nur für unser Pro-Team, wir brauchen es auch für unsere Kinder, die Eiszeiten benötigen, um unsere Nachwuchsarbeit abzusichern. Natürlich ist die Stadt mit höheren Kosten in der Baubranche konfrontiert, dafür habe ich Verständnis, aber nichtsdestotrotz gehört endlich gestartet. Die Signale sind jetzt positiv, im Hintergrund wird gearbeitet. Ich hoffe nur, dass es nicht zu lange dauert.

Sie kommen aus der Finanzbranche. Ist es verantwortungsbewusst, in Zeiten von hohen Baukosten mit dem Projekt zu starten?
Wer glaubt, dass die Baupreise in zwei Jahren wieder 20 bis 30 Prozent niedriger sind, der irrt. Preisrückgänge in diesen Branchen finden oft in Form jahrelang stagnierender Preise statt. Durch die Inflation könnte man dann geneigt sein, von Preisrückgängen zu sprechen. Den Fehler, nicht vor zehn Jahren gebaut zu haben, wird man leider nicht mehr rückgängig machen können. Man wird in zwei, drei Jahren nicht günstiger bauen als heute.

Zum Saisonbudget der Adler: Kann man mit den Großen mithalten?
Wir konnten heuer das Budget wieder steigern, wir können da seit Jahren durch harte, ehrliche Arbeit schöne Zuwachsraten verzeichnen. Mit den großen Klubs können wir sicher noch nicht mithalten, auch mittelfristig nicht. Man muss jedoch zwischen dem Gesamtbudget und dem Spielerbudget unterscheiden. Wir haben eine sehr schlanke Struktur in der Verwaltung, sind deshalb konkurrenzfähig, was das Spielerbudget anbelangt.

Der VSV wird 2023 einhundert Jahre alt. Sie meinten bei einem vergangenen Interview, dass man es versuchen werde, ein AHL-Team zum runden Geburtstag zu installieren. Das Projekt geht sich nicht aus…
Aus eigener Kraft werden wir das in naher Zukunft nicht schaffen – weder finanziell aber auch wegen der noch fehlenden zweiten Halle. Vielleicht würden wir es schaffen, einen Teil der nötigen Sponsoren zu bekommen. So ehrlich muss man aber sein: Es würde aktuell betriebswirtschaftlich keinen Sinn machen.

Man hat dafür die Zusammenarbeit mit Kitzbühel intensiviert...
Genau. In diese Kooperation zu investieren zahlt sich aus heutiger Sicht aus. Es läuft wirklich sehr gut mit Kitzbühel. Zusammen mit Andi Napokoj war ich war vor wenigen Tagen persönlich in Kitzbühel und wir hatten sehr gute Gespräche mit allen Verantwortlichen. Unsere Jungen haben dort die Möglichkeit, sich gut zu entwickeln, wir haben es gemeinsam geschafft, Marco Pewal als Headcoach zu installieren, das ist ein Zeichen für eine engere Zusammenarbeit. Marco arbeitet eng mit unserem Co-Trainer Marcel Rodman sowie Nachwuchsleiter Philipp Pinter zusammen. Sie koordinieren, welche unserer jungen Spieler nach Kitzbühel kommen und wer bereits Einsätze im VSV Pro Team bekommt. Das wird gut funktionieren.

Rob Daum eilte der Ruf voraus, nicht so sehr auf Nachwuchsspieler zu setzen...
Das ist diese Mär, die bei Rob Daum im Raum steht. Wir hatten letztes Jahr mit Benjamin Lanzinger den „Young Star of the Year“. Zudem setzt Daum auf Tschurnig, Rebernig bekommt seine Chance. Wir haben viele junge Spieler, die Einsätze bekommen, aber Rob Daum fordert auch Einsatz und Disziplin, es bekommt keiner was geschenkt. Wir setzen auf Junge, wir haben das bewiesen, indem wir Lanzinger und Tschurnig langfristig verpflichtet haben. Wir würden das auch gerne mit Ali Schmidt tun und es stehen weitere Junge auf unserer Liste. Es hat für mich absolute Priorität, junge Villacher in unser Pro Team zu integrieren und sie so lange wie möglich in Villach zu halten. Sie müssen aber auch die dafür notwendige Professionalität mitbringen.

Ihre Vision für den VSV-Nachwuchs?
Sobald wir eine zweite Eishalle haben, werden wir unser Nachwuchs-Konzept komplett neu und größer aufstellen. Es wird bereits an konkreten Konzepten gearbeitet, sogar an eine Akademie denken wir, da gab es schon Gespräche mit Schulen. Aber es steht und fällt alles mit der zweiten Eishalle und einer verbesserten Halleninfrastruktur.

Welche Ziele gibt es für die kommende Saison mit der „Ersten“?
Unser Ziel ist das Erreichen der Playoffs. Ist das einmal gelungen, denken wir von Spiel zu Spiel. In den Playoffs ist dann vieles möglich. Finanziell wollen wir weiter profitabel wachsen. Nachdem wir nun dreimal hintereinander die Playoffs erreicht haben, spielt das mittlerweile in den Planungen natürlich eine gewisse Rolle. Wir werden uns aber nie in finanzielle Abenteuer stürzen, in dem Irrglauben dadurch sportlich erfolgreicher zu werden.

Was halten Sie von einer Ansage nach dem Motto: „Wir wollen wieder einmal Meister werden?“
Natürlich will jede Mannschaft Meister werden. Natürlich versuchen wir, jedes Spiel zu gewinnen. Wäre das anders, dann bräuchten wir ja gar nicht antreten und wir wären hier wirklich fehl am Platz. Aber es ist definitiv nicht realistisch und es kann daher nicht unsere Ansage sein. Selbst für den reichsten Verein der Liga ist es sehr schwierig, Meister zu werden. Wenn wir schauen, wo wir herkommen, sind wir sehr, sehr happy, mit dem, wo wir jetzt stehen. Mich freut es aber, wenn andere Leute darüber reden.

Was wäre das größte Geschenk für Sie zum 100-jährigen VSV-Jubiläum?
Es würde mich freuen, wenn man den VSV wieder in der ganzen Stadt positiv wahrnimmt und spürt. Ich hoffe zum Jubiläum auf ein großes Fest mit ganz, ganz vielen VSV-Anhängern, die alle hinter ihrem Verein stehen, in guten sowie in schlechten Zeiten.

Wie sehen Sie die Legionäre? Es sind einige bekannte Namen dabei…
Namen sind das eine, die Leistung das andere. Wenn jeder Charakter hat und mit seinem Herz in Villach ist, dann haben wir ganz gute Chancen, dass die Mannschaft wieder stark ist. Aber ich würde mich jetzt nicht aus dem Fenster lehnen und sagen, die Mannschaft ist stärker als letztes Jahr. Wir haben in der Verteidigung einen Legionär mehr als im Vorjahr, im Sturm zwei weniger, da sind jetzt unsere Österreicher gefordert, diese Löcher zu schließen und Tore zu schießen.

Schielt man ab und an nach Klagenfurt?
Wir erkennen die Arbeit der Klagenfurter an und wir werden alles geben, um Derbys zu gewinnen.

Das war zuletzt nicht oft der Fall...
Vielleicht waren wir zu ehrfürchtig. Im Schnitt haben wir in den letzten Jahren nur eines von vier Derbys gewonnen. Dies entspricht leider auch dem finanziellen Ungleichgewicht beider Teams. Dennoch war es für den KAC zu einfach. Wir haben letzte Saison in der ICEHL deutlich besser abgeschnitten als der KAC. Das gibt Selbstvertrauen. Wir werden gegen diese unbefriedigende Statistik heuer mit allen Mitteln ankämpfen.

Mit iDM Wärmepumpen hatte man schnell einen neuen Hauptsponsor zur Hand…
Darüber sind wir in der Tat sehr glücklich. IDM ist ein herausragendes Unternehmen aus einer Branche, die enorme Wachstumsraten verzeichnet. Der Austausch mit dem Hauptsponsor ist professionell und produktiv. Wir haben derweil einen Dreijahresvertrag, aber es hat schon die gegenseitige Absichtserklärung gegeben, dass man längerfristig zusammenarbeiten möchte.

Ein Dauerthema ist der VIP-Bereich...
Das ist ein sehr großes Problem. Wir sind am Evaluieren, ob wir als Ergänzung im Freien eine permanente VIP-Hütte aufstellen können. Da laufen Gespräche mit der Stadt. Es gibt eine große Nachfrage, die wir nicht adäquat bedienen können. Ich habe letztens mit den Kollegen aus Pustertal geredet: Eine VIP-Karte kostet dort 50 Prozent mehr als bei uns. Sie verkaufen dreimal so viel wie wir.

Der VSV hat bei der letzten Generalversammlung den Antrag eingebracht, dass alle Vereine die Spiele, die nicht live im TV übertragen werden, verpflichtend per Live-Stream übertragen. Was kam dabei heraus?
Der Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen. Dagegen gestimmt haben lediglich der KAC und Wien. Wie ich gehört habe, werden diese beiden Teams nicht an der einheitlichen Streaming-Plattform der Liga teilnehmen. Fans möchten die Möglichkeit haben, jedes Spiel ihres Vereins live zu sehen. Das muss heutzutage der Standard sein. Ich glaube, dass dadurch mittelfristig mehr Leute in die Halle kommen werden, denn Eishockey ist live in der Halle noch einmal um einiges attraktiver. Ich sehe Streaming als eine tolle Werbeplattform und wenn jemand einmal keine Zeit hat, in die Halle zu kommen, dann sieht er sich eben den Stream an.

Zur Inflation: Wie sehr betrifft sie den VSV? Die Ticketpreise werden teils angehoben…
Die Ticketpreise bleiben grundsätzlich gleich wie in den vergangenen Jahren. Lediglich in den stark nachgefragten Sektoren B und C haben wir die Preise leicht angehoben. Das Thema Inflation ist für uns natürlich schwierig, weil bei uns die Kosten auf breiter Front steigen, wir uns aber bei den Einnahmen schwertun, höhere Preise durchzusetzen. Wir konnten zum Glück neue Sponsoren lukrieren, aber Sponsor-Verträge generell zu indexieren, das ist ein schwieriges Unterfangen.

Mit Michael Raffl gibt es beste Kontakte. Er spielt wieder in Europa. Ist der VSV ein Thema für ihn?
Mit Michi Raffl sind wir immer im Austausch, es besteht eine Freundschaft zwischen ihm und Andi Napokoj, zudem sind sein Vater und der Onkel im Vorstand, sein Cousin spielt im Team. Mich würde es schon überraschen und ich wäre enttäuscht, wenn der Michi seine Karriere nicht in Villach beenden würde.

Macht es wieder Spaß, VSV-Vorstand zu sein?
Das hieße, es hat einmal nicht Spaß gemacht? (lacht) Natürlich macht es Spaß, die Verantwortung ist aber auch sehr groß und es gibt auch immer wieder schwierige Momente und Probleme zu lösen. Ich trage die finanzielle Verantwortung für den Verein, das belastet natürlich schon von Zeit zu Zeit. Gerald Rauchenwald und ich sagen immer, dass es unsere Aufgabe ist, die Gelder, die wir für den VSV lukrieren, treuhändisch einzusetzen. Wir achten sehr darauf, dass dies sinnvoll geschieht und dass wir gut durchdachte Entscheidungen treffen. Bis jetzt hat das gut geklappt, denke ich. Mittlerweile nehmen mir Andi Napokoj und sein Team immer mehr Arbeit ab. Es wäre nicht möglich, dauerhaft 40-50 Stunden pro Woche ehrenamtlich für den VSV da zu sein.

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