Katzen sind mystische Wesen; die Augen einer Katze sind Fenster, die uns in eine andere Welt blicken lassen.
Schöne Frauen und Katzen
pflegen häufig Freundschaft.
Wenn sie gleich sind, weil sie weich sind
und mit Grazie sich bewegen.
Weil sie leise sich verstehen, weil sie selber leise gehen;
alles Plumpe oder Laute fliehen,
und als wohlgebaute Wesen -
stehts ein schönes Bild sind.
Unter sich sind sie Vertraute;
sie, die sonst ungezähmbar wild sind.
Fell wie Samt und Haar wie Seide -
allverwöhnt - man meint,
dass beide sich auf Sofas schön zu dehnen.
Schöne Fraun mit schönen Katzen!
Wem von ihnen man dann schmeichelt.
Wem von ihnen man gar streichelt.
Stehts riskiert man, dass sie kratzen,
denn sie haben meistens Mucken;
die zuletzt uns andere jucken.
Weiß man recht, ob sie im Hellen echt sind,
oder sich verstellen?
Weiß man, wenn sie tief sich ducken,
ob das nicht zum Sprung geschieht?
Aber abends, nachts, im Dunkeln,
wenn dann ihre Augen funkeln,
weiß man alles - oder flieht
vor den Funken, die sie stieben.
Doch man soll nicht Fraun,
die ihre schönen Katzen wirklich lieben,
Menschen überhaupt, die Tiere lieben,
dieserhalb verdammen !
Sind Verliebte auch wie Flammen,
zu- und ineinander passend,
als Freunde aber hassend.
Ob sie männlich, feminin sind.
Ob sie traurig oder froh sind;
aus Madrid oder Berlin sind.
Ob sie schwarz, ob gelb, ob grau...
Ach, wer weder Katz noch Frau schätzt,
wird Katzen gern mit Frauen -
wenn sie beide schön sind, schauen.
Doch begegnen "Ringelnatzen",
häßlich alte Fraun mit Katzen
geht er schnell drei Schritte zurück denn er sagt:
Das bringt kein Glück!
Joachim Ringelnatz (1883 - 1934)
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