Hubertustag: "Menschen verlieren den Bezug zur Natur"

Wolfgang Oswald setzt auf Aufklärung in der Bevölkerung | Foto: KK
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VILLACH. Bezirksjägermeister Wolfgang Oswald spricht anlässlich des Hubertustages mit der WOCHE über aktuelle Themen.

WOCHE: Welche Bedeutung hat der Hubertustag für die Jägerschaft?
WOLFGANG OSWALD: Die Jagd ist ein Handwerk, dass einerseits von Grund auf in Theorie und Praxis gut gelernt sein muss und anderseits – und gerade deswegen, in Überlieferung weiter gegeben wird. Daher hat Tradition und Brauchtum einen hohen Stellenwert und wird weiter gepflegt. Dies aber auch deshalb, weil die Jagd eine tiefe Verwurzelung mit der Schöpfung hat und dementsprechend auch in unserem Gelöbnis zur Jagd der Passus verankert ist: Den Schöpfer im Geschöpfe ehren. Es sind daher die Tage um den Hl. Hubertus ganz spezielle Momente für uns Jäger in uns zu gehen und Dank für das Erlebnis in der Natur zu sagen, sowie sich immer wieder darauf zu besinnen welch unglaubliches Wunder der Schöpfung uns umgibt. Im Erkennen dessen werden wir demutsvoll und erkennen, dass wir als Menschen uns nicht allzu wichtig darin nehmen sollten. Es ist daher die Zeit der Hubertusfeiern und Feste wo die Jägerschaft ich Brauchtum feiert und eine Art Erntedank zelebriert. Es ist eine wichtige Zeit für uns Jägerschaft.

Welche Themen beschäftigen die Jäger derzeit?
Wie sind regional, national und auch international durch unsere Nachbarstaaten der Schweiz und Deutschland mit dem Wildschadensthema stark beschäftigt. Der Hintergrund ist dazu zweierlei. Einerseits haben die Jäger und Jägerinnen nach den Kriegen bis in die jüngste Vergangenheit den Begriff Hege sehr ernst genommen und damit generell die Wildstände in die Höhe getrieben und zweitens hat sich die Gesellschaft stark verändert und nützt die Natur heute zunehmend stärker. Sie breitet sich auch mit Siedlungen und Straßen ständig weiter aus. Dadurch wird der Lebensraum für unser Wild immer kleiner und der wesentlichste Faktor – nämlich die Ruhe und Ungestörtheit, gehen verloren. Mittlerweile gibt es schon mehr als 30 Trendsportarten, die in der Natur betrieben werden und damit ist ständige Beunruhigung gegeben. Vom ersten Dämmern am Morgen bis spät in die Nacht sind Menschen im Wald unterwegs und betreten damit die Kinderstube, das Wohnzimmer und das Schlafgemach unserer Wildtiere. Leider muss auch vielerorts festgestellt werden, dass die Menschen immer mehr den Bezug zur Natur verlieren und über die Bedürfnisse der Wildtiere und ihrer Gewohnheiten fast nichts mehr wissen. Ja meistens kennen sie die einzelnen Arten, die in unseren Wäldern leben schon gar nicht mehr. Man kann es auch daran erkennen, dass für den geliebten Hund alles getan wird, wenn dieser aber durch seinen Naturinstinkt, Wild hetzen möchte, mangelt es am Verständnis, dass die Hunde in freier Natur anzuleinen sind. Die Problematik all dieser Entwicklungen führt nun dazu, dass das Wild sich immer mehr in die Geschlossenheit des Waldes zurückzieht und damit nicht genügend Nahrung aufnehmen kann. Dadurch werden vermehrt Bäume geschält und verbissen und dies führt wiederum zu Schädigungen des Waldes, die auf Dauer nicht akzeptiert werden können. Daher ist es einerseits notwendig die Wildstände zu reduzieren und anderseits vermehrt Aufklärung zu betreiben, um das Verständnis der Bevölkerung für diese Wildtiere zu heben.

Wie entwickelt sich die Jägerschaft in der heutigen Zeit?
Wie schon aus der Problematik mit der Schadenssituation zu erkennen ist, stellen die Veränderung in der Gesellschaft und des Lebensraumes unserer Wildtiere andere Anforderungen an die Jagd, wie vielleicht noch vor hundert Jahren. Der Begriff der Hege reduziert sich nicht mehr auf Füttern und den Anstieg von Populationen, sondern erfordert ein tieferes Wissen um Zusammenhänge in Biologie und Ökologie und der Ökonomie. Es wird auch immer wichtiger einen engen Austausch mit der Land- und Forstwirtschaft zu pflegen und den Grundeigentümer in seinen Bedürfnissen zu verstehen und seine Interessen mit ein zu bauen. Auch sind Tourismus und Landentwicklungen ein Thema, wo wir uns einbringen müssen um das Nebeneinander und den Konsens aller Interessen besser leben zu können. Jagd ist ein wichtiger Bestandteil unser Gesellschaft und leistet einen wesentlichen Anteil am Artenschutz und Naturschutz. Diese Aufgaben sind aber auch bei einer Gesellschaft, die immer mehr in die digitale Welt abdriftet und Natur nur mehr aus Universum Dokumentation am Rande wahrnimmt, zu vermitteln. Wir sind daher gefordert im Interesse eines geordneten Naturhaushaltes uns mit Marketing und Verkauf zu beschäftigen, dass der Wert unserer Leistungen für die Gesellschaft nicht auf das Töten von Tieren reduziert wird, sondern als Beitrag zu sehen ist, damit unsere folgenden Generationen noch diese Artenvielfalt an Wildtieren vorfindet, wie wir sie heute noch erleben dürfen.

Gerade weil es aktuell ist: Wildwechsel im Herbst - was rät die Jägerschaft den Autofahrern?
Das ganz Jahr hindurch herrscht auf unseren Straßen reger Wildwechsel. Im Herbst ist jedoch eine Zeit wo die Dämmerung auch in die Zeit des Berufsverkehrs fällt und damit die Gefahr von Kollisionen steigen kann. Verstärkt wird das noch dadurch indem die Landwirtschaft die Ernten einfährt und damit für das Wild gewohnte Äsungs- und Einstandsflächen verloren gehen. Wie in allen Bereichen ist auch hier die Vorausschau eine wesentliche Hilfe. Speziell bei Übergängen von Wald auf Feld und Randzonen wo eben der schützende Wald und das verlockende Feld durch eine Straße getrennt sind ist höchste Vorsicht geboten. Wild versucht meistens noch rasch der Gefahr zu entkommen und flieht daher noch schneller über die Straße mit dem nahenden Auto. Also die Randzonen links und rechts der Straßen auf verdächtige Bewegungen im Augenwinkel behalten, die Geschwindigkeiten anzupassen und bremsbereit bleiben. Sollte die Kollision unvermeidbar sein, nicht ausweichen versuchen, sondern bis zum Letzten die Bremsen ihre Arbeit machen lassen. Wenn dann ein Unfall dennoch passiert, sind Ort des Geschehens, Fluchtrichtung und wenn möglich die Information um welches Wild es sich handelt von hoher Bedeutung. Die Exekutive verständigen, den diese haben Listen der örtlichen Jäger, die sich dann um das verunglückte Wild bzw. um die Nachsuche kümmern, sollte es noch geflüchtet sein. Keinesfalls das Wild einpacken – denn das ist Eingriff in fremdes Jagdrecht und wird strafrechtlich verfolgt. Dem Lenker erwarten, neben dem Schaden an seinem KFZ, keine Ansprüche seitens der Jagd oder Behörde – daher die dringende Bitte, jeden Wildunfall zu melden, sodass die Jägerschaft die Möglichkeit hat, verunfalltes Wild rasch zu versorgen.

Aktuell oft in den Medien: Bären in Kärnten. Wie sieht es hier im Bezirk Villach aus?
Der Bezirk Villach hat schon sehr lange Erfahrungen mit Großraubwild, da aus Italien und Slowenien immer wieder Bären über die Staatsgrenze zu uns gewandert sind. Im Bereich der Karawanken und Karnischen Alpen sind Bestätigungen des Bärenvorkommens keine Seltenheit. Die Bären nützen auch immer wieder die positiven Seiten der Menschen, indem sie sich Bienenstöcke und Weidevieh als Nahrungsquelle aussuchen. Als geschickte Jäger sind sie dabei sehr vorsichtig um den Menschen weitgehend ausweichen zu können. Wie aus den Berichten auch zu sehen ist, sind die Schäden für die Landwirte und Imker dabei nicht unerheblich und daher der Ärger darüber verständlich. Nachdem es sich aber um ein streng geschütztes Wildtier handelt ist die Jägerschaft zwar für Schäden verantwortlich, ist aber ansonsten nur Beobachter der gesellschaftspolitischen Entwicklung dieser Thematik ohne persönlicher Beteiligung. Wie aus den Medien heute aktuell zu erfahren ist in der vergangenen Nacht ein Bär im Straßenverkehr im Bereich Feistritz/Gail verunglückt, was die Präsenz und Menschnähe diese Großraubwildes wieder einmal unterstreicht. Dennoch ist zu erwähnen dass vom Bären keine potentielle Gefahr ausgeht da wir Menschen nicht zu seinem Beuteschema passen und daher nicht in seinem Fokus stehen. Es ist aber wichtig zu wissen, dass er bei Gefahr oder im Schutz seiner Jungen sehr wohl den Menschen angehen kann. Daher bei einer, zwar unwahrscheinlichen aber dennoch möglichen Begegnung Ruhe bewahren und dem Bär ohne Hast aus dem Weg gehen.

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