"Der schrecklichste Tag in meinem Leben"

Helmut Böhm mit dem zweiten Band des Buches „Tag der Tränen“ mit neuesten Erkenntnissen zu den Luftangriffen. | Foto: Alois Huemer
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  • Helmut Böhm mit dem zweiten Band des Buches „Tag der Tränen“ mit neuesten Erkenntnissen zu den Luftangriffen.
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ATTNANG-PUCHHEIM. Zum 70. Mal jährt sich heuer die Bombardierung Attnang-Puchheims gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt gedenkt dieses Infernos in mehreren Veranstaltungen. Den pensionierten Hauptschuldirektor Helmut Böhm haben die Ereignisse des 21. April 1945 bis heute nicht losgelassen. „Es war der schrecklichste Tag in meinem Leben“, sagt der heute 85-Jährige.

Zehn Tage vor der Bombardierung kam der damals 15-jährige Heimatvertriebene mit seiner Familie aus Brünn in Attnang-Puchheim an. „Ich war im Garten, als die ersten Bomben fielen“, erinnert er sich. Gemeinsam mit seiner Familie, Verwandten und Patienten seines Onkels, der Zahnarzt war, suchte er Zuflucht im Keller. In den folgenden drei Stunden ließen die 300 US-Flugzeuge nicht weniger als 2338 Bomben fallen und legten Attnang-Puchheim in Schutt und Asche. Bei dem Angriff starben 708 Menschen, davon konnten lediglich 208 identifiziert werden. „Ich schätze aber, dass an diesem Tag rund 1000 Menschen ihr Leben verloren haben“, sagt Böhm. Viele Zwangsarbeiter seien nämlich damals nicht in diese Bilanz aufgenommen worden.

Achtjährige im Bombenhagel
Ingeborg Reiter, geborene Kronlachner, erlebte das Bombardement als Achtjährige. „Ich war einkaufen in der Fleischerei. Während des Bombenhagels lief ich nach Hause in die Bahnhofstraße“, erinnert sich Reiter, die heute in Bad Ischl lebt. „Ich hatte einen großen Schock.“ Immer wenn sie auch später noch ein Flugzeug hörte, suchte sie Schutz.

Helmut Böhm beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit den Ereignissen des 21. April 1945. Schon als junger Mann wollte er wissen, wer diese Menschen waren, die so viel Unglück über Attnang-Puchheim brachten. Seit 1970 befasst sich der leidenschaftliche Hobbyhistoriker mit der Geschichte seiner Heimatgemeinde. Seit 1981 arbeitet er auch die Ereignisse am 21. April 1945 und deren Hintergründe auf. „Auslöser war ein US-Luftaufklärungsbild, das ich von einem Attnanger bekommen habe“, erzählt Böhm. In der Folge sprach er mit zahlreichen Zeitzeugen, durchforstete österreichische Archive und sichtete 18.000 Mikrofilmseiten, die ihm aus amerikanischen Militärarchiven zur Verfügung gestellt wurden.

Angriff zweier Luftflotten
Die Ergebnisse seiner Nachforschungen verarbeitete er 1988 in seinem Buch „Der Tag der Tränen“. 2007 folgte der zweite Band mit neuesten Erkenntnissen. Die wichtigste: „Attnang-Puchheim wurde vor 70 Jahren von zwei US-Luftflotten gleichzeitig angegriffen. Deshalb die verheerenden Auswirkungen“, weiß Böhm.
Großes Interesse an den Ereignissen vom 21. April 1945 ortet Helmut Böhm bei der Jugend. Immer wieder hält er Vorträge in Schulen.

Veranstaltungen zum Gedenken „70 Jahre Bombenangriff“

- Samstag, 18. April: 9 bis 16 Uhr – Sonderpostamt und Briefmarkenausstellung in den Phönixsälen; 18.30 Uhr – Vernissage Ferdinand Reisinger, Rathaus

- Montag, 20. April: 18.30 Uhr – Gedenkfeier bei der Kapelle in der Kochstraße; 19.30 Uhr – Lesung mit Helmut Böhm aus seinem Buch „Der Tag der Tränen“ im Pfarrheim Attnang

- Dienstag, 21. April, 18 Uhr: Gedenkgottesdienst in der Basilika Maria Puchheim

- Donnerstag, 23. April, 19.30 Uhr, Phönixsaal: Powerpoint-Präsentation von Helmut Böhm – „Der Tag, an dem die Bomber kamen“

Ein weiteren Bericht zu den Gedenkfeiern finden sie hier

Helmut Böhm mit dem zweiten Band des Buches „Tag der Tränen“ mit neuesten Erkenntnissen zu den Luftangriffen. | Foto: Alois Huemer
Ingeborg Reiter war acht Jahre alt, als die Bomber kamen. | Foto: privat
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