Nicht immer Weihrauch
Es muss nicht das Harz des Weihrauchbaums sein: heimisches Räucherwerk hat Tradition.
ZELL a. P. (csw). "Es gibt nichts, was man nicht verräuchern kann – es ist eine Frage der Dosis", sagt Hermann Gabriel. Er hielt kürzlich einen Kurs übers Räuchern in Zell am Pettenfirst, veranstaltet wurde dieser von der Landwirtschaftskammer. "Alle Völker der Welt haben ein einziges verbindendes Glied: Alle räuchern", erklärte der Mühlviertler.
Heilig und heilend
Man wisse zum Beispiel, dass vor 70.000 Jahren Beifuß bei Feiern und Bestattungen verwendet wurde, Wacholder ("Kranewitt") werde seit 40.000 Jahren als Räucherkraut verwendet. Neben den beiden zählt auch das Ruchgras, das für den Heugeruch verantwortlich ist, zu den "drei heiligen Kräutern unserer Gegend", wie Gabriel erläuterte. Räuchern war früher im ländlichen Raum nicht wegzudenken, in den Raunächten, zu Allerheiligen, zu Weihnachten, in der Johannisnacht. Heutzutage werde Rauch oft mit Duft verwechselt, sagt Gabriel. Wichtig beim Räuchern sei, dass die Flamme den Pflanzenkörper fresse. "Rauch ist eines der schnellsten Heilmittel", ist Gabriel überzeugt. Er wirke sofort auf das vegetative Nervensystem. Dadurch könne Entspannung eintreten oder der Darm beginne zu glucksen oder die Blase drücke, gibt er Beispiele dafür. Gabriel rät, Weihrauch einmal gegen Kranewitt, Tannen- oder Fichtenpech auszutauschen. Fichtenpech wird auch "wilder Weihrauch" genannt, es wurde früher in vielen Kirchen verwendet. Fichtenrauch soll verborgene Schmerzen ans Licht holen, wirkt aber wärmend und einlullend.
Tanne, Mistel und Rose
Tannenpech könne man gut zu Weihnachten einsetzten. Typische Raunachtkräuter seien Efeu, Immergrün und Bartflechte, so Gabriel. Am Weihnachtstag wurden früher gerne Zweige von Tanne, Mistel und Rose gemeinsam verräuchert. Am besten eignet sich glühende Holzkohle, da sie eine niedrigere Temperatur als Kohle hat. Am geruchsneutralsten ist Zunderschwamm.
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