Weihnachten weit weg von daheim

Foto: privat
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BEZIRK (csw). "Es ist etwas seltsam, im T-Shirt den Weihnachtsbaum abzuholen", sagt Peter Hauser. Der 45-Jährige kommt aus Attnang-Puchheim und lebt seit 2004 in den USA. Er arbeitet in der medizinischen Grundlagenforschung und unterrichtet an der Universität von Los Angeles. Der Christbaum steht bei ihm schon seit Anfang Dezember geschmückt im Wohnzimmer.
"Es gibt auch selbstgebackene Kekse", erzählt er. Das Fest feiert Hauser mit seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern amerikanisch. "Santa Claus bringt die Geschenke. Diese werden am Morgen des 25. Dezember geöffnet." Am Tag vor der Bescherung gäbe es Egg Nogg, eine Art Eierpunsch.
Den Christbaum bereits Anfang Dezember zu schmücken, ist auch in den Niederlanden üblich, wie Susi Kaml erzählt. Die 35-Jährige aus Seewalchen lebt seit 2006 im Ausland. Nach Stationen in Australien, Amerika und Frankreich ist sie seit 2011 in Den Haag zu Hause, wo sie zuletzt als Finanzdirektorin bei einem großen Faserzementhersteller arbeitete. Nach einer kurzen Bildungspause sucht sie derzeit nach neuen beruflichen Herausforderungen. Ihr Privatleben gestaltet sie mit Ehemann Marco, einem Holländer, und Stiefsohn Noa (10). Was war ihr kuriosestes Weihnachten? "Australien 2005. Anstelle im Schnee stand ich im Sand und habe mir den Bauch vollgeschlagen mit frisch gegrillten Jumbo-Shrimps." In Den Haag weihnachte es leider nicht so sehr, erzählt sie.

Sintaklaas statt Christkind
"In Holland wird mehr der Nikolaus zelebriert." Er heiße Sintaklaas und komme Mitte November per Dampfschiff an. "Der sogenannte Packjes-avond, der Packerlabend, findet am 5. Dezember statt. Dann werden die Geschenke übergeben", so Kaml, die mit ihrer Familie beide Termine feiert – den Packerlabend in Den Haag und den Heiligen Abend bei ihren Eltern in Seewalchen.
"Coming home for Christmas" heißt es auch bei Chris Reisinger aus Vöcklabruck, der als Vorstand bei einem Speiseölerzeuger in Shanghai tätig ist. "Ich habe es erst ein einziges Mal – und das war vor 30 Jahren als Student in den USA – nicht geschafft, Weihnachten zuhause zu verbringen. Ich bin oft im letzten Flieger gesessen und es war knapp, aber es ist sich immer ausgegangen." In Shanghai seien die Kaufhäuser mit Packerln, Rentieren und Santa Cläusen dekoriert. "Die Weihnachtsbäume in der Mitte sind besonders adrett, weil die sind ein riesiges Drahtgestell, das grün umschmückt ist mit Kugerl, Sternderl und irgendeinem elektronischen Klimbim. Oben ein fünfzackiger Stern wie auf der chinesischen Flagge." Den Heiligen Abend feiert Reisinger zu Hause mit seiner Familie – am Vortag will der Trompeter mit den "Smart Love Junkies" im Culture Club "weihnachtlich vorblasen".

Zur Sache

Das Netzwerk Oberösterreich International wurde im Jahr 2007 auf Initiative von Landeshauptmann Josef Pühringer gegründet.
Aktuell zählt es 781 Mitglieder in 99 Ländern – 31 stammen aus dem Bezirk Vöcklabruck. Der Großteil davon ist in der Wirtschaft tätig, gefolgt von den Bereichen Wissenschaft, Verwaltung, Tourismus und Kultur.
Netzwerk-Leiterin Margot Nazzal: "Mit dem Netzwerk sollen die Erfahrungen und die Kontakte der Auslandsoberösterreicherinnen und Auslandsoberösterreicher genutzt werden, um den internationalen Stellenwert von Oberösterreich zu steigern."
Die Mitglieder erhalten einen Newsletter mit Informationen aus der Heimat, werden zum Erfahrungsaustausch eingeladen und über Veranstaltungen informiert.
www.ooe-international.at/netzwerk-ooe-international

COMING HOME FOR CHRISTMAS von Chris Reisinger:

.... als junger Bursch machte ich mich am Heiligen Abend oft auf den halbbeschwerlichen Aufstieg in den Turm der Steyrer Stadtpfarrkirche. Wir waren 5 Musikanten und beschallten mit unseren Blechblasinstrumenten vor der Mette das weihnachtliche Steyr. Mit dem Glockengeläut zu Mettenbeginn fing der Turm mit uns zu schwingen an, der Wind pfiff eiskalt ums Gesims und wenn es dann zu schneien begann, dann war das Weihnachten in seiner Perfektion. Kalte Finger hin oder her. Der Steyrer Fotohändler Hartlauer hat dann jahrelang darauf gewettet, dass es zu Weihnachten in Steyr wieder schneit und hat allen Kunden mächtige Rabatte auf ihre weihnachtlichen Einkäufe versprochen, wenn es zu Weihnachten in Steyr wieder schneit. Es hat aber nicht mehr geschneit und er hat seine Wette immer verloren, obwohl er seinen Kunden nichts zahlen musste. Jetzt ist es anders, kein Aufstieg, kein Schnee, kein musisches Gebläse .... und gefühlt sind natürlich viele wie ich ganz weit weg von der kleinen Weihnachstsperfektion. Und apropos weit weg, was soll ich sagen, ich bin jetzt über 3 Jahre in Shanghai gar nicht im christlichen Abendland, also kein Geläut, kein Kirchturm, kein ..... naja gar nichts kann man auch nicht sagen, die Kaufhäuser – und das sind nicht wenige und gscheit große – sind mit Packerln, Renntieren, Santa Cläusen von oben bis unten dekoriert, und die Weihnachtsbäume in der Mitte sind besonders adrett, weil die sind ein riesiges kegeliges Drahtgestell, das grün umschmückt ist mit Kugerl, Sternderl und irgendeinem elektronischen Klimpim. Oben ein fünfzackiger Stern wie auf der chinesischen Fahne, ka Fichtn und ka Tanne, na wie auch. Die Versuche meinen chinesischen Kollegen Weihnachten etwas zu erklären, bleiben schnell meist sowas von stecken, und das wir in Österreich gar keinen Weihnachtsmann haben, sondern einen Nikolaus und ein Christkind und das ist eigentlich der Jesus. Und der wurde erst am 8. Dezember gezeugt. Das ist einfach schwer zu erklären, chinesisch, englisch, steirisch, oberösterreichisch, das kriegst du nicht leicht rüber. Die Wette vom Hartlauer ist einfacher und die nehm ich dann auch. Aber ich darf natürlich nicht untertreiben, es gibt Christkindlmärkte in Shanghai, und ein guter ist im beim Paulaner im Gastgarten in der Fengyang Lu, da gibt´s Glühwein, Bratwürstl, Maroni, nette Standln und bsoffene Bayern, da kauft man dann schon mal ein Kugerl für die Adventdekoration. Und selbst für Hartgesottene kommt dann was besinnliches auf. „Oh du Fröhliche“ im Gastgarten in Shanghai verträgt einen zweiten Glühwein und die Bayern sind plötzlich echt nett. Vielleicht haben wir eine innere Uhr und im Dezember und die geht Richtung Weihnachten, egal wo man ist. Am letzten Sonntag vielleicht noch ein getarntes Weihnachtsdinner beim Chinesen, weil das mit dem Essen, das kostet man hier aus bis zum letzten Tag. Aber warum das Essen hier so gut ist, wäre ein andere Geschichte.

Am Montag geht´s dann nach Hause, diesmal früher und nicht ganz so knapp. Mit der Turkish Airline über Instanbul – fast eine weihnachtliche Route könnte man sagen (ist heuer leider in Verruf geraten). Der Nikolaus kommt von dort und die heiligen 3 Könige machen sich auch bald auf den Weg. Dieser Jahr werde ich am 23. Dezember wieder mit Smart Love Junkies weihnachtlich vorblasen, aber irgendwann schaffe ich es nochmal auf den Turm der Steyrer Stadtpfarrkirche und ich sage euch – dann schneit´s. Fast perfekt.

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