Gesucht: Lehrling, höflich, begabt, gebildet
Auf Einladung der BezirksRundschau diskutierten rund 40 Unternehmer mit Landesrat Michael Strugl.
VÖCKLABRUCK (rab). Vergangene Woche lud die BezirksRundschau Unternehmer aus dem Bezirk zu einem Frühstück mit Wirtschaftslandesrat Michael Strugl in das Hotel Lindner. Rund 40 Unternehmer aus dem gesamten Bezirk nutzten die Möglichkeit, in gemütlicher Atmosphäre mit dem Landesrat zu diskutieren und ihre Anliegen vorzubringen. Neben individuellen Problemen bezüglich bürokratischer Hürden waren Fachkräftemangel, zunehmende Arbeitslosigkeit und zu geringes Wirtschaftswachstum die Hauptthemen der Diskussion.
"Es fehlt an einfachen Dingen"
Pappas Regau-Betriebsleiter Harald Kriechbaum beklagte, dass es schwierig sei, gute Lehrlinge zu bekommen: „Bei den jungen Leuten fehlt es an einfachen Sachen wie Höflichkeit oder Hausverstand. Auch Deutsch in Wort und Schrift ist nicht mehr selbstverständlich — und da spreche ich von Bewerbern mit österreichischen Wurzeln.“ Walter Ennsberger, Geschäftsführer der Ennsberger GmbH, schlug in dieselbe Kerbe: „Wir hatten schon Bewerber, die nach der zweiten Klasse HTL nicht wussten, wie viele Bundesländer Österreich hat oder dass man bei einem Kredit Zinsen bezahlen muss.“ Auch Landesrat Michael Strugl weiß, dass es bei vielen jungen Menschen an einfachen Kulturtechniken fehlt. „Der Fachkräftemangel liegt aber auch daran, dass es insgesamt immer weniger junge Leute gibt und dass alle, die es irgendwie schaffen, eine höhere Schule besuchen.“
Verantwortung aufteilen
Deshalb sei eine gesellschaftliche Aufwertung der Lehre dringend notwendig. Zudem meint Strugl, dass man nicht allein den Schulen die Verantwortung überlassen sollte: „Ich weiß, dass es hier viele Mängel gibt, aber ich bin dafür, dass man auf der Suche nach Lösungen schon im Elternhaus anfangen muss.“ So stelle sich bei vielen schwachen Schülern heraus, dass sich zu Hause niemand um sie gekümmert hat. Deshalb appelliert Strugl an die Unternehmer: „Wir müssen uns auch um die Schwächeren kümmern, denn auch sie haben ein Potenzial.“ Er kritisierte weiter, dass die Bildungsdiskussion zu ideologisch geführt werde und nicht lösungsorientiert.
Helmut Scherndl vom AMS Vöcklabruck lieferte dazu die aktuellen Arbeitslosenzahlen im Bezirk. So seien derzeit 2619 Personen als arbeitslos gemeldet und 967 in Schulungen. Die Quote sei damit leicht besser als der OÖ-Schnitt. „Uns ist auch wichtig, das Jugendliche nicht zu Hause sitzen müssen, wenn sie keine Lehrstelle finden“, betont Scherndl die Bedeutung von Angeboten wie etwa der Teillehre.
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