So griechisch ist der Bezirk Waidhofen
Die Griechenland-Krise geht uns nichts an? Irrtum - denn der Bezirk Waidhofen ist griechischer als man denkt.
WAIDHOFEN. Ganz Europa zittert mit den Griechen, ob sie die Krise meistern können. Der Grexit könnte auch Auswirkungen auf unsere Heimat haben. Denn ein Lokalaugenschein zeigt: Der Bezirk Waidhofen ist griechischer als man denkt.
So bringt die Griechenland-Krise die Urlauber aus dem Bezirk überhaupt nicht aus der Ruhe. "Griechenland wird neben Spanien sehr stark nachgefragt", wie Birgit Tadler vom Reisebüro Piffl erklärt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Erstens ist Griechenland günstig. "Eine Woche auf Zakynthos gibt es schon um 600 bis 700 Euro", erklärt Tadler. Zweitens ist Hellas im Vergleich zu Ländern wie Tunesien und Ägypten stabil. Eine Situation wie jene in Griechenland kann auch die erfahrene Reise-Expertin wenig erschüttern: "Ich mache das seit elf Jahren. Irgendwann hat man da jede Krise mitgemacht."
Hilfe einmal umgekehrt
Alle Welt redet von der Finanzhilfe für Griechenland. Dabei wäre der Bezirk ohne Hilfe der Hellenen kulturell bedeutend ärmer. Der Waldviertler Parade-Grieche, Künstler, Architekt und Schriftsteller Efthymios (Makis) Warlamis hat die bekannte evangelische Kirche in Waidhofen gestaltet, dem Kolping-Wohnhaus seinen Stempel aufgedrückt sowie das Gebäude von Expert Hörmann gestaltet. Darüber hinaus hat er hunderten Studenten an der Hochschule für Angewandte Kunst Architektur näher gebracht. Seinem momentan in großen Nöten steckenden Heimatland will Warlamis mit einer Bilder-Aktion unter die Arme greifen: "Ich denke an 500 Bilder zum Stückpreis von 100 Euro, der Erlös soll zum Ankauf von Medikamenten verwendet werden."
Und diese Unterstützung ist mehr als dringend notwendig, wie die Unternehmerin Anta Vlachoutsicos aus Groß Siegharts berichtet: "Mehr als vierhunderttausend Betriebe wurden bereits geschlossen, es gibt siebzig Prozent Arbeitslosigkeit, und viele werden noch Häuser und Land verlieren."
Strukturen verfallen
Ihr Vater, der in Athen lebt, ist sehr besorgt: "Er ist mehr als enttäuscht, hat immer gearbeitet, jetzt stehen ihm nur zweihundertfünfzig Euro pro Monat zur Verfügung, er kann nur sechzig Euro am Tag von der Bank holen." Seine größte Sorge ist bereits jetzt, "wie er im Winter heizen soll."
Kirche, Gemeinden und Selbsthilfegruppen verteilen Essen im ganzen Land und versorgen die Kranken mit Medikamenten. Vlachoutsicos: "Das Gesundheitssystem war ein sehr gutes, aber das gibt es jetzt auch nicht mehr."
Das Ergebnis beim Referendum sei kein Nein zur Europäischen Union gewesen, sagt sie: "Es war ein Nein zu einem Europa, das nur mehr den Banken, Multis und Konzernen dient."
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