Politisches Tauziehen um heikles Thema
Streit um Welser Jugendangebot

- Wieder herrscht heftiger Streit um die Welser Jugendarbeit. Die Ansichten der politischen Parteien gehen dabei weit auseinander.
- Foto: BRS
- hochgeladen von Philipp Paul Braun
Im Welser Gemeinderat übten die Grünen heftige Kritik an der städtischen Jugendarbeit. Hier wird von Kürzungen und Versäumnissen gesprochen. Der zuständige Jugendreferent weist aber alle Vorwürfe zurück.
WELS. "Es kann bestimmt nicht alles gut sein, auch wenn Sie das so darstellen", lautet die von Alessandro Schatzmann (Grüne) an den Jugendreferenten Gerhard Kroiß (FPÖ) gerichtete Anschuldigung im Gemeinderat: "Der Hut brennt – und das nicht erst seit gestern." Schatzmann ortet Kürzungen im Jugendbereich und nennt die Schließungen der Jugendherberge und des Treffs am Rosenhag als Beispiele. Daneben fehle es an ausreichend Personal – schon alleine, um die angegebenen Öffnungszeiten einzuhalten: "Es kann nicht sein, dass Jugendliche vor verschlossenen Türen stehen, weil der zuständige Betreuer woanders eine Hüpfburg aufbauen und bespielen muss", so Schatzmann. Es brauche Förderungen und passende Rahmenbedingungen. Die Grünen verlangen nun vehement nach einem "Masterplan" für die städtische Jugendarbeit sowie einen Ausbau des Engagements in diesem Bereich, denn: "Jugendliche sind die Zukunft der Stadt", so Schatzmann.
Alls gut bei der Jugendarbeit
Zumindest Letzterem stimmt Kroiß zu. Die anderen Aussagen des Grünen Gemeinderatsmitgliedes will er so nicht gelten lassen. "In unserer Jugendbetreuung arbeiten Profis, und es wird genau so professionelle Arbeit geleistet", hält der Jugendreferent entgegen. Vor allem die steigenden Besucherzahlen würden das unterstreichen. Die Ausstattung der vier Jugendtreffs sowie das Programm richten sich laut Kroiß nach den vorhandenen Bedürfnissen und erfolgen in Absprache mit dem Personal vor Ort.
Eine Patt-Situation
Das politische Tauziehen um die Jugendarbeit im Gemeinderat endete mit einer Zuweisung der Thematik an den zuständigen Ausschuss der Stadt Wels. "Hier prallen zwei verschiedene Auffassungen von Jugendarbeit aufeinander", analysiert der ehemalige Verantwortliche für den Bereich Jugend, Christian Schwarz, die Diskussion: "Generell stimme ich den Grünen zu – Jugendarbeit kann nicht weit genug ausgebaut werden." Doch er warnt auch vor praktischen Problemen bei der Umsetzung von zu weit ausgeholten Visionen: "Es braucht politischen Willen und die passenden Möglichkeiten."
Eine Herangehensweise
Schwarz sieht eine Endlosschleife im parteipolitischen Schwarz-Weiß-Denken: "Ich verstehe nicht, warum die Stadt so tut, als müsse sie das Rad neu erfinden", so Schwarz und weiter: "Es gibt Konzepte des bundesweiten Netzwerkes für offene Jugendarbeit (boja) und geltende Qualitätsstandards. Nach denen sollen das von der Stadt Wels noch vor Kurzem propagandierte Jugend-Strategiekonzept und die bisherige Umsetzung evaluiert werden", meint der Fachmann und rät zur konkreten Befragung des Referenten: "Die Frage müsste lauten: 'Inwiefern hat die bisherige Jugendstrategie – gemessen an bundesweiten Qualitätsstandards – zur Verbesserung der offenen Jugendarbeit beigetragen?'", so Schwarz: "Bei adäquater Dokumentation müssten diese Punkte leicht zu analysieren und zu erörtern sein."
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