Jugendrundschau OÖ
Hass im Netz ist kein Kavaliersdelikt

Die Haltung, die hinter Hasspostings steckt, ist themenunabhängig. Es bedarf eines Bewusstwerdens und aktiven Entgegenwirkens der Gesellschaft und jedes Einzelnen, um das Problem zu lösen. | Foto: pixabay/adones FAO-Symbolbild
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  • Die Haltung, die hinter Hasspostings steckt, ist themenunabhängig. Es bedarf eines Bewusstwerdens und aktiven Entgegenwirkens der Gesellschaft und jedes Einzelnen, um das Problem zu lösen.
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Jugendliche sind, etwa durch distance learning, so häufig im Internet und auf sozialen Medien wie noch nie. Neben vielen Vorteilen birgt die intensive Online-Nutzung auch Gefahren, darunter etwa Hasspostings und Cybermobbing.

WELS und WELS-LAND. Der Jugend-Internet-Monitor 2020 von Saferinternet.at zeigt, dass die Nutzung von sozialen Medien weiter steigt. Ob WhatsApp, YouTube, Instagram, Snapchat, TikTok oder Facebook, es gibt nur Gewinner in der Gruppe der befragten elf- bis 17Jährigen. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. „Die Gefahren reichen von Abo-Kostenfallen, der Preisgabe von privaten Informationen, peinlichen Bildern, Phishing, verschiedene Betrugsmaschen, Kettenbriefe, Cybermobbing, Gewalt, Pornographie, Cybergrooming oder Sexting bis hin zu sexueller Belästigung und Missbrauch“, erklärt Robert Sluga, Leiter Jugendservice Wels. Natürlich besteht darüber hinaus die Gefahr einer Online-Sucht. „Aus diesem Grund ist es so wichtig, den Jugendlichen Medienkompetenz zu vermitteln, damit sie mit dem Internet verantwortungsvoll und sicher umgehen können“, so Sluga weiter.

Nährboden für Fake News

Das Thema Corona schürt bei Erwachsenen wie auch Jugendlichen Angst, die durch online verbreitete (unwahren) Nachrichten gefüttert wird. Gerade in sozialen Netzwerken werden Falschmeldungen oft ungeprüft geteilt und verbreiten sich online rasend schnell. Die Gründe sind laut Sluga unterschiedlich: „Manche finden es einfach witzig, andere wollen Stimmung für oder gegen eine bestimme Sache machen. Oft werden Verschwörungstheorien gestreut, um zu verunsichern und Angst zu machen. Es können aber auch betrügerische Absichten dahinterstecken, die auf die Sammlung von persönlichen Daten abzielen oder Schadsoftware verbreiten.“ Wichtig ist in diesem Zusammenhang, die Quelle, Aktualität und Fakten einer Nachricht zu prüfen, die Bilder mit der umgekehrten Bildsuche zu checken oder Hoax-Datenbanken wie beispielsweise mimikama.at zu verwenden. Laut dem Welser Jugendservice-Leiter ist Hass im Netz jedoch kein Phänomen, das erst mit Corona aufgetaucht ist oder mit dem Ende der Pandemie vorübergeht: „Die Haltung, die hinter Hasspostings steckt, ist themenunabhängig. Es bedarf eines Bewusstwerdens und aktiven Entgegenwirkens der Gesellschaft und jedes Einzelnen, um das Problem von Hasspostings zu lösen.“

Hass ist nie okay

Beim Jugendservice Wels sind in den letzten Jahren die Anfragen rund um Cybermobbing, die Wahrung der Privatsphäre sowie den Umgang mit Bildern gestiegen. Sowohl Jugendliche als auch Eltern informieren sich bei Robert Sluga und seinen Kollegen. „Es ist vor allem wichtig, dass eine Diskussion über Hass im Netz öffentlich geführt und für das Thema sensibilisiert wird. Dazu gehört auch die Aufklärung, wie ich mich im online verhalte. Ein respektvoller Umgang im Netz ist von größter Wichtigkeit und jeder kann zu einem besseren zwischenmenschlichen Umgang im Netz beitragen.“

Zivilcourage beweisen

Hass im Netz umfasst unterschiedliche Formen. Von Beleidigung über Herabsetzung bis hin zu Diskriminierung und Gewaltandrohung. Die Inhalte können rassistisch, sexistisch, antisemitisch, homophob oder gewaltverherrlichend sein. „Zivilcourage ist immer auch im ‚Offline-Leben‘ - gefragt, wenn Jemandem Unrecht getan wird“, so Sluga. Wer sich möglichen Anfeindungen nicht aussetzen möchte kann bei Beratungsstellen Hass im Netz auch anonym melden. Das Jugendservice Wels ist auch eine Anlaufstelle für Jugendliche, die selbst zum Ziel geworden sind. „Durch unterstützende Gespräche wird die Situation erfasst und entsprechende individuelle Hilfsangebote, wie das Schützen der Privatsphäre, Unterstützung beim Sammeln von Beweismaterial und dem Setzen entsprechender weiterer Schritte, gesetzt. Jugendliche können das Jugendservice auch anonym via Onlineberatung kontaktieren und Hilfe erhalten“, so Sluga. Er betont, dass es sich bei Hass-Postings um kein Kavaliersdelikt handelt: „Erfüllen Postings einen Straftatbestand, wie etwa Verhetzung, Verstoß gegen das Verbotsgesetz, üble Nachrede, Beleidigung, gefährliche Drohung oder Cyber-Mobbing, drohen Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen.“ Die rechtlichen Maßnahmen zur Bekämpfung von Hass im Netz werden im „Hass-im-Netz-Bekämpfungs-Gesetz (HiNBG) geregelt. Der Bundesrat hat die Gesetzesvorlage am 23. Dezember 2020 mehrstimmig angenommen.

Zur Sache

Das Jugendservice (www.jugendservice.at) als die Informations- und Beratungsstelle des Landes OÖ. unterstützt Jugendliche beim Thema „Hass im Netz“ und stellt entsprechendes Informationsmaterial zur Abholung in der Vogelweiderstraße 5 bereit. Hilfe finden Jugendliche auch bei „Rat auf Draht“ (rataufdraht.at), telefonisch unter der Nummer 147, per E-Mail oder Chat. Eine weitere Möglichkeit, Hass im Netz zu melden oder sich kostenlos beraten zu lassen, bietetZARA - Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (zara.or.at) unter #GegenHassimNetz.
Weitere Informationen und Tipps zum Umgang mit Hass im Netz oder Cybermobbing findet man auf Saferinternet.at(saferinternet.at)

Wichtige Tipps

Das Jugendservice Wels als die Informations- und Beratungsstelle des Landes OÖ. unterstützt Jugendliche bei Fragen zu den Themen Arbeit, Bildung, Freizeit, Internationales und Leben. Der Leiter der Einrichtung in Wels, Robert Sluga, berät gemeinsam mit seinem Team Jugendliche und Eltern rund um das Thema "Hass im Netz". Angeboten werden Informationsmaterial sowie Workshops für Schulen. Für die Welser Jugendlichen hat Sluga einige wichtige Tipps zusammengefasst, um die Gefahr zu erkennen und selbst zu einem besseren Miteinander beizutragen.

Netiquette beachten
Ein respektvoller Umgang im Netz ist von größter Wichtigkeit. Jeder kann zum besseren zwischenmenschlichen Umgang im Netz beitragen:

  • keine fremden Fotos ohne Einverständnis nutzen oder weiterleiten
  • keinen Streit online austragen, lieber mündlich als schriftlich klären
  • nichts Persönliches oder Intimes über andere schreiben
  • nicht ungeduldig werden, wenn jemand nicht sofort antwortet
  • auf Beleidigungen anderer nicht beleidigend antworten, sondern sachlich bleiben
  • mit andern Internetnutzern so umgehen, wie man selbst behandelt werden möchte
  • erst lesen, dann denken, dann posten


Aktiv gegen "Hass im Netz"

Jeder kann dazu beitragen, etwas dagegen zu unternehmen:

  • Die Person, welche Hasspostings einsetzt, sperren
  • In den meisten sozialen Netzwerken sind Hasspostings unerwünscht. Tauchen trotzdem welche auf, kann der Jugendliche den Betreiber der Seite melden.
  • Mitteilen, dass man mit den Hasspostings nicht einverstanden ist. Auch wenn man damit die Ersteller nicht überzeugt, aber vielleicht die Mitlesenden. Wichtig: unbedingt sachlich bleiben!
  • Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen sind auch online strafbar – man kann solche Beiträge bei jeder Polizeidienststelle anzeigen. Man muss jedoch Beweise, z.B. durch Screenshots sichern.
  • Jugendliche müssen das nicht alles alleine machen. Sie sollten sich Unterstützung von Menschen holen, denen sie vertrauen oder sich an eine Beratungsstelle wenden.


FAKE NEWS ERKENNEN

Auf den ersten Blick lassen sich Fake News oftmals schwer von „echten“ Meldungen unterscheiden. Folgende Merkmale können auf Fake News hinweisen:

  • Reißerische, aufgeregt Sprache: in Großbuchstaben geschrieben, Verwendung von Rufzeichen – z.B. OMG!!!, UNGLAUBLICH!!!...
  • Emotionale Begriffe – z.B. „schrecklich“, „unfassbar“…
  • Drastische, schockierende Bilder
  • Fehlende Quellenangaben
  • Fragwürde Zahlen und Statistiken ohne Belege
  • Schüren von Angst
  • Verallgemeinerungen
  • Verschwörungstheorien (etwa durch die Rede von"unbekannten Mächten")
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