Sellrain: Auch die Tierwelt ist betroffen

Toni und Waltraud Kuen erhielten für ihre Verdienste um den Naturschutz den "Eurotours Umweltpreis Greenerino" | Foto: Eurotours
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  • Toni und Waltraud Kuen erhielten für ihre Verdienste um den Naturschutz den "Eurotours Umweltpreis Greenerino"
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Entlang der Sellraintalbundesstraße befanden sich vor der Katastrophe Tümpel und Amphibienzäune. Toni Kuen suchte dazu bereits im Jahr 2009 bei der Umweltabteilung des Landes um bestmöglichen Schutz für diese Tiere an: "Ich konnte es nicht mehr mitansehen, wie jedes Jahr hunderte Grasfrösche dem Straßenverkehr zum Opfer fielen. Ich fand bei der Behörde Gehör – bereits im Frühjahr 2010 starteten die ersten Schutzmaßnahmen."
Das Procedere: Die Tiere werden in diesem Bereich durch den Schutzzaun am Überqueren der Straße gehindert, wandern entlang des Zauns und fallen dann in eingegrabene Eimer. Aus diesen werden sie gesammelt, gezählt und sicher auf die andere Seite gebracht. Die Grasfrösche wandern dann in Richtung des Naturdenkmals "Wirtsee" in Grinzens in sichere Laichgewässer.

Frosch-Statistik

Toni Kuen hat in seiner Statistik genaue Zahlen: Insgesamt wurden im Jahr 2011 298 Grasfrösche gerettet – leider waren auch 177 tote Individuen auf der Straße zu registrieren. "Auf meine Bitte hin wurde von der Umweltabteilung das Amphibiengebiet erweitert und es wurde noch dazu ein Zaun vor und nach der ersten Galerie genehmigt und errichtet", so Toni Kuen. "Zudem wurden im Nahbereich des bestehenden Laichplatzes insgesamt drei neue Tümpel geschaffen. Derzeit zählt die Fangquote in den Kübeln vom 20. Februar bis Ende April zwischen 600 und 700 Amphibien." Grasfrösche, Erdkröten, Wechselkröten und Bergmolche (im Wirtsee) wurden dabei nachgewiesen. Diese Arten sind laut Tiroler Naturschutzverordnung geschützt und in der Roten Liste in Österreich als nahezu gefährdet eingestuft.

Leiteinrichtungen

Nach der Katastrophe im Sellraintal wurden im Projektgebiet die Amphibienzäune weggerissen und die drei Tümpel zugeschüttet. Vermutlich werden die Zäune neu errichtet werden müssen. Toni Kuen: "Was uns aber besonders am Herzen liegt, ist die Errichtung dauerhafter Leiteinrichtungen und Amphibiendurchlässe, weil diese Maßnahmen den besten Schutz für eine Population an einer derart stark frequentierten Landesstraße bieten" Der Tierschützer denkt dabei voraus: "Ich weiß echt nicht, wie lange wir die Kübel-Zaun-Methode noch schaffen. So jung sind wir auch nicht mehr."

Schöne Auszeichnung: Greenerino 2015

Obwohl er selbst das Projekt nicht eingereicht hat, wurde es heuer beim "Eurotours Umweltpreis – Greenerino" mit einem 2. Platz ausgezeichnet. Toni Kuen: "Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. Es ist auch der Beweis dafür, dass die Wirtschaft und eine intakte Natur hervorragend harmonieren können. Diesen Preis widme ich unserem verstorbenen Sohn Wolfgang, der mich bei meinen Aktionen immer großartig unterstützt hat."

Detail am Rande

Toni und Waltraud Kuen waren von der Hochwasserkatastrophe selbst betroffen. Wasser und Schlamm drangen in den Keller, in die Garage und auch in die Wohnung ein. Auch beim zweiten Unwetter gab es wieder einen Wassereinbruch. Man könnte das Engagement für den Naturschutz und die Tierwelt in diesem Zusammenhang mit keinem einzigen Wort besser beschreiben als Toni Kuen selbst: "Es ist noch viel Feuchtigkeit im Haus. Wir fühlen uns sonst aber sehr wohl. Wir sehen das Ruhegebiet Kalkkögel und die Berge in Gries im Sellrain. Nächstes Jahr wollen wir außen unter dem schützenden Dach Brutgelegenheiten für Mehlschwalben anbringen. Hoffentlich gibt es eine Lösung."

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