Kunstperformance
Am Karlsplatz ist der Affe los
Im Gorillakostüm arbeitet Ina Loitzl an einem Wandbild. Der Hintergrund ist ernster als gedacht.
WIEDEN. Ina Loitzl ist in der Kunstszene keine Unbekannte. Die 47-jährige Josefstädterin begeistert immer wieder mit ihren Werken, etwa im "District4Art" auf der Wieden (Wiedner Gürtel 12). Neben ihren Ausstellungen hat sich Loitzl nun etwas Besonderes einfallen lassen: Eine Performance hinter Glas. Am Karlsplatz zwischen den Linien U1 und U2 befindet sich der "Red Carpet Showroom". Dabei handelt es sich um einen rund zehn Meter langen Glaskubus, in dem es regelmäßig Ausstellungen zu sehen gibt.
Ina Loitzl arbeitet hingegen aktiv darin. Als Gorilla verkleidet beklebt sie die Wand mit einem übergroßen Tattoo. "Es ist ein bisschen wie in einem Zoo", lacht Loitzl. "Passanten bleiben stehen und schauen, was ich da mache. Es ist sehr interaktiv, ich kommuniziere mit dem Publikum", so die Künstlerin. Passend zu ihrer Kostümierung als Gorilla verschenkt sie auch mal die eine oder andere Banane oder macht Selfies mit vorbeikommenden Schulklassen.
Von der Hand in den Mund
Warum sich Loitzl für einen Gorilla entschieden hat? "Der Affe ist dem Menschen sehr ähnlich. Ich wollte aber auch einen Affen, der ein bisschen Angst macht und sich Respekt verschafft", erklärt die Künstlerin. Denn auch wenn Loitzl mit Kostüm vielen Passanten ein Lächeln entlockt, so ist der Hintergrund ihrer Installation doch ernst.
"Ich möchte auf die prekäre Situation von Kunstschaffenden aufmerksam machen. Viele Künstler haben drei bis fünf Nebenjobs, um sich finanzieren zu können", sagt Loitzl. "Für Frauen in der Kunst ist es noch schwerer. Obwohl sie häufiger einen Abschluss machen, sind es doch wesentlich mehr Männer, deren Werke ausgestellt werden."
Kunst trifft Realität
Deshalb ist auch ein Monitor im Showroom platziert, der die oftmals schwierigen und auch skurrilen Situationen von Kunstschaffenden thematisiert. "Die Arbeitsbedingungen müssen zur Sprache gebracht und in Frage gestellt werden", meint die Künstlerin.
Dazu hat die Josefstädterin im Internet europaweite Zahlen zur prekären Lage ihres Berufsstandes recherchiert und zusammengefasst. Unterhaltung soll auf Realität treffen, so Loitzls Anspruch. Die temporäre Installation von und mit Ina Loitzl ist noch bis 15. Jänner zu sehen.
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