Das Vegetable Orchestra: Der vitaminreichste Sound der Welt
Seit 1998 reist das Orchester um die ganze Welt, bespielt Festivals wie Opern - ihre Instrumente bestehen dabei ausschließlich aus Gemüse.
WIEDEN. Perkussionkürbis, Melanzaniedrums, Bassbohnen - in einem kleinen Lokal in der Theresianumgasse da staubt der Kohl, da pfeift die Zucchini und da quietschen die Möhren: Manege frei für das Wiener Vegetable Orchestra. Seit knapp 20 Jahren trägt die zehnköpfige Truppe ihre Musik in die Welt hinaus, ihre Instrumente bestehen dabei ausschließlich aus Gemüse. Egal ob in Südost-Asien, in Südamerika oder im heimischen Österreich - als Zugabe gibt's nach jedem Auftritt Gemüsesuppe.
"Das war eigentlich als einmalige Sache gedacht", erinnert sich der 45-jährige Jürgen Berlakovich. Er ist seit 1998 - also von Anfang an - mit dabei, spielt dabei vor allem rhythmische Parts im Orchester, Perkussion ist seine Spezialität. Eine lose Gruppe aus Künstlern, Musikern und Architekten waren sie damals - eine Gruppe, die mit Gurken, Tomaten und Karotten die Bühne bestieg, mit dem Auftrag das Publikum zu begeistern. "Das ist dann überraschend gut angekommen", so Berlakovich.
Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde
Dabei ist das Unterfangen nicht nur Klamauk, sondern durchaus ernst gemeint. Das Gemüse Orchester ist ebenso bei Pop-Festivals zu Gast wie auch bei Opern oder zeitgenössischen Veranstaltungen: "Wir sprechen ein wahnsinnig großes Spektrum an", so Berlakovich. Der Zuordnung zu einer Genre verweigert man sich dabei, man agiert "genreübergreifend". Jung und Alt können sich für das Orchester begeistern, mittlerweile hat man sich sogar einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde gesichert. Wir treffen offenbar einen Nerv", erklärt Berlakovich den Erfolg der Truppe.
So ein Auftritt gestaltet sich - der biologischen Bauweise der Instrumente geschuldet - ungleich aufwendiger als bei anderen Musikorchestern. Die Vorbereitungen beginnen bereits vormittags mit dem Einkauf der "Zutaten". Danach werden mittels Akkuschrauber, Bohrer und Feile die einzelnen Instrumente präpariert. "Das dauert in etwa drei Stunden", so der 45-jährige Musiker. Weitere drei Stunden habe man dann noch einmal für den Soundcheck aufzuwenden, auch der gestaltet sich ungleich schwieriger als bei anderen Musikern. In Summe braucht es einen gesamten Tag Vorbereitung um alles - und das vor jedem Auftritt.
Auftritte weltweit
Nach dem Auftritt gibt's als Zugabe eine "Komposition für den Gaumen", sprich: Gemüsesuppe. "Wir wollen möglichst wenig verschwenden", erklärt der 45-Jährige. Vorwürfe, man würde unmoralisch handeln, indem man Gemüse im großen Stil vernichtet, während Millionen Menschen täglich ums Überleben kämpfen müssen, höre man zu genüge. Diese Vorwürfe hält man allerdings für fehl am Platz, so Berlakovich. Man müsse sich zum Beispiel nur anschauen, was in einem einzigen Restaurant täglich an Essen auf dem Müll lande.
Die kleine Lokalität in der Theresianumgasse dient den zehn Gemüse-Musikern als Proberaum. Hier übt man Stücke ein, trifft Entscheidungen und organisiert. Ein paar Auftritte in Luxemburg und in Belgien sollen es im kommenden Jahr sein, vielleicht in den USA oder in Südamerika. Wann der nächste Auftritt in Österreich stattfinden wird, weiß man noch nicht.
Alle weiteren Infos finden Sie auf www.vegetableorchestra.org
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.