Prognose für 2020 und 2021
Krise führt zu tiefer, jedoch kurzer Rezession in Österreich
Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) haben am Freitag eine Konjunkturprognose für Österreich für die Jahre 2020 und 2021 präsentiert.
ÖSTERREICH. Das Wifo und das IHS rechnen in Folge der Corona-Krise mit ein enorme Budgetdefizit und einen Einbruch bei den Exporten. "Es hat noch nie so eine Wirtschaftskrise gegeben", erklärte WIFO-Chef Christoph Badelt. Ein staatliches Zusperren sei einmalig.
WIFO: haben Tiefpunkt bereits durchschritten
Die zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie getroffenen Maßnahmen führen in Österreich zu einer Rezession. In Österreich sei dies die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, so der Autor der aktuellen WIFO-Prognose Christian Glocker. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung sei 2020 mit einem Minus von 7 Prozent deutlich stärker als in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/09. Laut Wifo sei der Tiefpunkt aber bereits durchschritten und die Erholungsphase eingeleitet. Dennoch besteht über die weitere Entwicklung hohe Unsicherheit. Im dritten Quartal rechne man bereits wieder mit einem positiven Wachstum, so Badelt, allerdings ausgehend von einem niedrigen 2. Quartal. Das Wifo rechnet damit das 2022 hinsichtlich der Produktion das Vorkrisenniveu erreicht werden könne.
Laut Wifo dürfte in der zweiten März-Hälfte die Wirtschaftsleistung um bis zu einem Viertel geschrumpft sein. Mit der schrittweisen Rücknahme der Eindämmungsmaßnahmen werde die Wiederaufnahme von wirtschaftlicher Aktivität zwar ermöglicht. Der Umstand, dass dies international asynchron verläuft, verlängere die Dauer der negativen Effekte der Pandemie auf die Weltwirtschaft aber.
Einbruch der heimischen Exporte
Das IHS geht im laufende ersten Halbjahr von einem Rückgang des um BIP 9,7 Prozent aus, im Jahr 2021 von 8,9 Prozent. Für alle Handelspartner Österreichs erwarte man eine Rezession, die österreichischen Exportmärkte werden in diesem Jahr in Summe um 7 Prozent sinken. Daraus ergibt sich ein starker Einbruch der österreichischen Exporte in diesem Jahr: Das IHS rechnet mit einem Rückgang von rund 15 Prozent. Darunter fallen auch die Dienstleistungsexporte, also Tätigkeiten im Tourismusbereich. Mit Blick auf den Tourismus gehe man von einem Rückgang der Wertschöpfung von 25 Prozent aus. Bei den Güterexporten geht das IHS von einem Rückgang der industriellen Erzeugung von 13 Prozent aus. Das hat auch Auswirkungen auf die Investitionen: Die Investitionen in Österreich dürften heuer um 6,5 Prozent sinken, 2021 dann 4,8 Prozent zunehmen. Eine Sonderbefragung im Rahmen des Wifo-Konjunkturtests im Mai habe ergeben, dass 40 Prozent der Unternehmen ihrer Investitionsprojekte für dieses Jahr verschoben haben.
Massive Auswirkungen auf Arbeitsmarkt
Der Einbruch der Konjunktur hat auch erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Der langjährige Beschäftigungsaufbau endete im März 2020 abrupt, die Arbeitslosigkeit stieg erheblich. Die Kurzarbeit, durch die Beschäftigten während der Krise im Unternehmen gehalten werden sollen, schränke die negativen Effekte auf den Arbeitsmarkt zwar ein. Das WIFO rechnet mit 9,7 Prozent jedoch mit einer wesentlich höheren Arbeitslosenquote für das Jahr 2020 (2019: 7,4 Prozent). Nach einem Anstieg der Beschäftigung 2019 um 1,6 Prozent erwartet das WIFO nun für 2020 einen Rückgang um 2,1 Prozent. Im Einklang mit der erwarteten Konjunkturerholung werde sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt 2021 entspannen.
IHS: Staatsdefizit 11,5 Prozent des BIP
Stark belastet wird durch die Maßnahmen der Regierung Österreichs Staatshaushalt. Insgesamt wurde ein Maßnahmen-Paket von insgesamt 50 Milliarden Euro vorgelegt. Das IHS geht für heuer daher von einem gesamtstaatlichen Defizit von 11,5 Prozent des BIP aus. 202 könnte das Defizit auf 4,0 Prozent zurückgehen. Das Wifo rechnet für dieses Jahr mit 10,3 Prozent, 2021 mit 6,0 Prozent Defizit.
Durch die Rohölverbilligung gibt es bei der Inflation eine Entspannung. Im Mai lag die Inflationsrate bei 0,7 Prozent. Das Wifo nimmt an, dass heuer und nächstes Jahr die Inflationssrate bei 0,6 bzw. 0,9 Prozent bleibt. Das IHS geht von 1,0 und 1,3 Prozent aus. Die Prognosen von Wifo und IHS stehen unter der Annahme, dass keine zweite große Welle aufflammt. Je länger die Wirtschaft nicht aktiv wäre, desto stärker könnte sie geschädigt werden.
Die Hauptergebnisse der Prognose können auf der WIFO-Website nachgelesen werde.
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