"Autobefreit in Wien"
Petition fordert einen Radschnellweg am Gürtel

- Im siebten Bezirk weist unter anderem der Urban-Loritz-Platz eine schlechte Radverbindung auf. Zu schmale Radwege und Kurven fast im rechten Winkel werden am Neubau kritisiert.
- Foto: Tobias Schmitzberger
- hochgeladen von Salme Taha Ali Mohamed
Entlang des Gürtels gibt es für Radler zahlreiche Gefahrenstellen. Eine Petition fordert nun mehr Sicherheit in Form eines durchgängigen Gürtelradschnellwegs mit breiteren, klar markierten und eigenen Radwegen. Das kann jedoch nur streckenweise umgesetzt werden.
WIEN. Der Radweg entlang des Gürtels lässt zu wünschen übrig. Zumindest laut dem Verein "Autobefreit in Wien". Für sie ist klar: Radlerinnen und Radler werden im Straßenverkehr diskriminiert. "Der Gürtel ist eine Hauptverkehrsroute der Stadt. Aber wenn man hier mit dem Rad fährt, stößt man schnell auf Hürden, weil das Auto als das wichtigste Fahrzeug in der Stadt gilt", erklärt Anna Rapberger.
Als eines der Gründungsmitglieder reichte sie im September 2021 eine Petition ein, in der sie einen Radschnellweg entlang des gesamten Gürtels fordert. Da die Mitglieder als Alltagsradfahrerinnen und -radfahrer regelmäßig diesen Weg befahren müssen, kennen sie die Probleme nur all zu gut. Zu steile Kurven, gemischte Rad- und Fußwege, ungenügende Markierungen und Ampeln etc. Die Petition konnte innerhalb kürzester Zeit 500 Unterschriften sammeln und gelang somit in den Petitionsausschuss des Rathauses Wien.
Von Mariahilfer Straße zur Gumpendorfer Straße
In Mariahilf bereitet zum Einen vor allem die Anbindung des Bezirks über die Mariahilfer Straße sowie die Gumpendorfer Straße die meisten Probleme. Zum anderen fehlt es streckenweise an baulich getrennten Radwegen. Das führt nicht nur zu Konflikten zwischen Radlerinnen und Radlern sowie Fußgängerinnen und Fußgänger, sondern kann auch gefährlich enden.

- Die Anbindung vom Gürtel in den sechsten Bezirk ist problematisch. Bei der Mariahilfer Straße endet der Radweg plötzlich.
- Foto: Salme Taha Ali Mohamed
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Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) teilt manche dieser Sorgen. In seinem Statement an den Petitionsausschuss stimmte er mit dem Verein darin überein, dass der Gürtelradweg "in vielen Punkten nicht ausreichend und vor allem in den Bezirksanbindungen und den Kreuzungsbereichen nur wenig optimal" sei. "Aus meiner Sicht wäre es von Vorteil, den Gürtelschnellradweg für den gesamten Verlauf auf eine Seite des Gürtels zu verlegen und somit die Seitenwechsel und auch Konfliktpunkte auszuräumen", führt Rumelhart fort.
Gleichzeitig betont er, dass zwischen der Mariahilfer Straße und der Gumpendorfer Straße ein baulich getrennter Zwei-Richtungs-Radweg zu finden ist.
Kleinere Autofahrbahn am Neubau
Die Überquerung zu vieler Ampeln, ein sehr schmaler Radweg und Kurven fast im rechten Winkel: Das sind nur einige der Kritikpunkte, die der Verein an Neubau auszusetzen hat. Schwierigkeiten gibt es vor allem beim Westbahnhof zwischen Mariahilferstraße und Stollgasse, am Urban-Loritz-Platz und um die U6-Station Burggasse-Stadthalle.
Die Probleme sind vielfältig. So wird etwa wegen einiger scharfer Kurven der flüssige Radverkehr behindert, an anderen Stellen führen Sichtbehinderungen zu gefährlichen Situationen zwischen Radlerinnen und Radlern sowie Fußgängerinnen und Fußgängern.
Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) steht dem Anliegen der Initiative sehr offen gegenüber. In seinem Statement an den Petitionsausschuss ließ er so wissen, dass sich die Forderungen "in großen Teilen mit den Mobilitätszielen des Bezirks Neubau" decken würden. Konkret möchte er "Platz, der derzeit exklusiv dem MIV zur Verfügung steht" umverteilen. Der motorisierte Individualverkehr (MIV), also etwa Autos, soll Fläche zugunsten von Fahrrädern verlieren.

- Im siebten Bezirk weist unter anderem der Urban-Loritz-Platz eine schlechte Radverbindung auf. Zu schmale Radwege und Kurven fast im rechten Winkel werden am Neubau kritisiert.
- Foto: Tobias Schmitzberger
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Anders gesagt: Die Autofahrbahn soll kleiner, der Radweg größer werden. Auch Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Menschen, die auf Öffis warten, sollen mehr Raum bekommen.
West-Ost-Verbindung für die Josefstadt
Die Pfeilgasse, die Alser Straße, die Lerchenfelder Straße und der Uhlplatz sind besonders kritische Stellen in der Josefstadt. Das bestätigt auch Bezirksvorsteher Martin Fabisch (Grüne): "Leider ist der Gürtelradweg bis heute nicht durchgängig befahrbar. Radfahrende müssen auf das niederrangige Nebenstraßennetz ausweichen. Je nach Zählart muss hier mindestens zehnmal die Straßenseite gewechselt werden, wenn man den Gürtel bis zur Landstraßer Hauptstraße entlang radelt."

- Bezirksvorsteher Fabisch kann die Kritikpunkte des Vereins "Autobefreit in Wien" am achten Bezirk nachvollziehen.
- Foto: Radagenda Josefstadt
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Der Radweg in der Josefstadt ist laut Fabisch "relativ geradlinig und durchgängig befahrbar". Priorität soll die Errichtung der West-Ost- beziehungsweise einer zusätzlichen Nord-Süd-Verbindung haben.
Unfallgefahr am Alsergrund
Das Hauptproblem am Alsergrund ist laut Rapberger der Radstreifen bei der U-Bahn-Station Währinger Gürtel. Hier nehmen Fußgängerinnen und Fußgänger oft den direkten Weg über den Radstreifen, um zur U-Bahn oder eben von der U-Bahn wegzukommen. Von Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ) heißt es dazu, es gebe vor allem bei der Zufahrt zum AKH Verbesserungspotential. "Die Umleitung der Radfahrenden war nicht zufriedenstellend und wurde so auch nicht von uns befürwortet. Grundsätzlich wollen wir eine verbesserte Anbindung der Gürtelradwege an das AKH realisieren."

- hochgeladen von Julia Schmidt
Die Bezirksvorsteherin zeigt sich offen: "Wenn es konkrete Verbesserungsideen gibt, freue ich mich über direkte Hinweise." Aber auch die Fuchsthallergasse, die Borschkegasse, die Sechsschimmelgasse, die Canisiusgasse sowie die Pulvertumgasse hätten Verbesserungspotential.
Schlechte Anbindung in Rudolfheim-Fünfhaus
Auch im 15. Bezirk haben Radlerinnen und Radler mit der Anbindung an den Bezirk zu kämpfen. Der Europaplatz stellt dabei das größte Problem dar. In einem Statement an den Petitionsausschuss gab Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ) kund, dass der 15. Bezirk an Verbesserungen für Radfahrerinnen und -fahrern arbeitet, damit man vom Gürtelradweg Richtung Westen fahren kann. "Gablenzgasse, Goldschlagstraße und Linke Wienzeile sind fertig bzw. in Umsetzung. Geprüft wird eine Verlängerung der Hütteldorfer Straße, gemeinsam mit dem 14. Bezirk", so Zatlokal.

- Der Europaplatz ist eine der kritischsten Stellen am Radweg am Gürtel.
- Foto: Patricia Hillinger
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Versperrte Sicht in Währing
Die Schulgasse, die Michaelerstraße, die Sternwartestraße und die Anastasius-Grün-Gasse bereiten hier die größten Probleme. Von der Heiligenstädter Straße bis zum Währinger Gürtel gibt es zu schmale Radwege und vier Ampeln für die Radlerinnen und Radler, während Autos nur mit einer Ampel auskommen.
Darüber hinaus gibt es bei großen Verkehrsaufkommen zu wenig Platz. An einer Stelle, in der die Döblinger Hauptstraße, die Nußdorfer Straße sowie die Heiligenstädter Straße aufeinander treffen, gibt es laut dem Verein ein erhöhtes Risikoaufkommen. Denn hier versperren parkende Autos Autofahrerinnen und -fahrer die Sicht auf heranfahrende Radfahrerinnen und -fahrern.

- Neben zu vielen Ampeln, gibt es in Währing auch ein Sichtungsproblem zwischen den unterschiedlichen Nutzungsgruppen am Gürtel.
- Foto: Johannes Reiterits
- hochgeladen von Salme Taha Ali Mohamed
Als nicht attraktiv bezeichnet Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) die Radwegführung auf der Währinger Gürtelseite ab der Lustkandlgasse. "Im ersten Abschnitt rund um die U6-Station Nussdorfer Straße ist die Situation unangenehm, es gibt Konflikte mit Fußverkehr, dem Busbetrieb des 35A/37A und Lokalbetrieb." Aber auch die Kreuzung beim AKH macht Probleme: "Es gibt für eine lange Strecke keine Gürtelquerung." Der gesamte Verkehr Richtung Innenstadt muss über diese Kreuzung, so Nossek.
Gefahr soll entschärft werden
Der Petitonsausschuss schloss die Petition am 17. Jänner mit der Empfehlung an Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) ab, stellenweise Verbesserungen umzusetzen. "Ein Ausbau zu einem Radschnellweg mit großen Breiten und weiten Kurvenradien ist derzeit unter Abwägung und Betrachtung anderer Nutzungen nur auf Abschnitten möglich", bestätigt Martin Blum, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Wien.
Während der Schelleingasse und dem Döblinger Gürtel Veränderungen bevorstehen, gilt das nicht für Mariahilf. Die genauen Pläne werden im Frühjahr im Zuge des Radweg-Ausbauprogramms 2022 bekannt gegeben.
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