Diskussion um Öffnungszeiten
Richard Lugner will am Sonntag aufsperren
Kirchen, Gewerkschaften und Vereine mobilisieren im Vorfeld der Koalitionsgespräche für Erhalt des freien Sonntags im Handel. Dem bekanntesten Baumeister und Einkaufszentrum-Zampano Richard Lugner gefällt das gar nicht.
WIEN. Die Allianz für den freien Sonntag Österreich ("Sonntagsallianz") will mit der Imagekampagne "Der Sonntag gehört mir!" für ein Festhalten an der Sonntagsruhe im Handel mobilisieren. "Wir wollen das Bewusstsein für den Wert des freien Sonntags schärfen und zum Nachdenken anregen - in der Gesellschaft, aber auch in der nächsten Regierung. Wer Arbeitsruhe zulassen will, muss auch die Geschäfte zulassen", erklärte dazu Allianz-Sprecher Philipp Kuhlmann bei einer Pressekonferenz in Wien.
Der Wiener Superintendent der Evangelischen Kirche in Österreich, Matthias Geist, bezeichnete den freien Sonntag in dem gemeinsamen Pressegespräch als „Profit für die Gesellschaft“ und auch aus Sicht der katholischen Kirche sei eine weitere Ausdehnung der Sonntagsarbeit „vehement abzulehnen“, so die Vorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer/innen Bewegung Österreich (KABÖ) Anna Wall-Strasser.
Baumeister fordert Sonntagsöffnung
Seit Jahren, ja fast seit Jahrzehnten kämpft Richard Lugner für eine Liberalisierung der Öffnungszeiten am Sonntag. In einem Gespräch mit der bz findet er deutliche Worte: "Österreich ist bezüglich Öffnungszeiten im Handel noch in der Steinzeit. Früher waren die Frauen zu Hause bei den Kindern und hatten die ganze Woche Zeit zum Einkaufen. Heute sind die meisten Frauen berufstätig und da muss man den Frauen an den freien Tagen die Möglichkeit zum Einkaufen geben." fordert er vehement.
Damit steht er - so zumindest die Sonntags-Allianz - gegen die Mehrheit der Bevölkerung. Knapp sechs von zehn Österreichern seien nicht bereit, am Sonntag regelmäßig zu arbeiten, das hat eine von der Sonntagsallianz kürzlich in Auftrag gegebene Umfrage des Marktforschungsinstituts Integral ergeben. Vor allem Frauen mit Kindern (67 Prozent) und Menschen im Alter von 30 bis 49 (65 Prozent) wollen demnach nicht auf den arbeitsfreien Sonntag verzichten.
Richard Lugner kontert aus seiner persönlichen Erfahrung: "Man sollte für den Einkauf an Sonntagen nur den Nachmittag, wie in Wien bei der Fußball EM 2008 freigeben. Damit würde der Kirchenbesuch möglich gemacht und die Angestellten, für die ja weiter die 5 Tage Woche gilt, nicht übermäßig belastet werden. Vor der gesetzlichen Regelung war es am Land üblich, dass die Geschäfte nach dem Gottesdienst öffneten, um der damals nicht mobilen Bevölkerung den Einkauf zu ermöglichen." erzählt er.
Handel als Auslöser?
Gerade den Handel sehen die Mitglieder der Allianz als Knackpunkt: Falle hier die Sonntagsruhe, müssten zahlreiche andere Branchen nachziehen, angefangen von Zulieferung, Transport und Verkehr über die Sicherheit und Reinigung bis hin zur Kinderbetreuung. "Die entscheidende Frage lautet: Wem hilfts, wenn wirklich aufgesperrt wird? Es brächte eine lange Reihe von Nachteilen, und insgesamt profitiert nicht einmal die Wirtschaft davon", betonte AK-Präsidentin Anderl.
Wohl treffe zu, dass dem Handel die Konkurrenz aus dem Internet stark zusetze, ging Teiber auf ein gerne vorgebrachtes Gegenargument ein, "doch die 24-Stunden-Verfügbarkeit an sieben Tagen kommt man wohl nicht mit einer Sonntagsöffnung in den Griff, sondern mit Maßnahmen für fairen Wettbewerb wie etwa gleiche Besteuerung".
Aber auch hier hat Richard Lugner ein Argument, das aus seiner Sicht klar dagegen und für einen offenen Sonntag spricht: "Der Sonntagseinkauf an einigen privilegierten Standorten, wie Billa Praterstern, ist ein Spießrutenlauf und zeigt, dass Bedarf vorhanden ist." Das wünscht er sich auch für seine Lugner City.
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