Trotz Protesten
Schülerinnen der Stubenbastei und HLW 10 wurden abgeschoben
Trotz Petitionen, Briefen an die Spitzenpolitik und zweier Proteste wurde die 12-jährige Tina und ihre Familie abgeschoben.
INNERE STADT/SIMMERING. Erst vor kurzem wurde bekannt, dass die 12-jährige Schülerin der Stubenbastei Tina und ihre Familie nach Georgien abgeschoben werden sollen. Ihre Mitschüler wollten das so nicht hinnehmen und starteten eine Petition, auf der man Stand heute mehr als 27.000 Unterschriften gesammelt hat.
Ein ähnlicher Fall aus Favoriten polarisierte zeitgleich. Sona und ihre Familie sollen nach Armenien abgeschoben werden. Auch hier wurde eine Petition ins Leben gerufen, auf der man mit dem heutigen Stand etwa 17.000 Unterschriften findet.
Trotz aller Bemühungen wurden Tina und Sona heute Morgen vom Schubhaftzentrum in der Simmeringer Zinnergasse 29 nach Georgien, beziehungsweise nach Armenien abgeschoben. Bis etwa 5 Uhr morgens hielten die Proteste an, für die Politiker von Neos, SPÖ und den Grünen mobil gemacht haben. Gegen 5 Uhr morgens wurden die Proteste von der Polizei aufgelöst. Auch "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk war unter ihnen und berichtet von WEGA-Beamten und scharfen Hunden.
Tina wurde in Österreich geboren
Besonders der Fall der 12-jährigen Tina, die die Stubenbastei besucht, sorgt für Unverständnis. Schließlich wurde das Mädchen in Österreich geboren, ist gut integriert, spricht die Sprache perfekt und kennt das Land, in das sie jetzt abgeschoben wird gar nicht. Laut einem Bericht der APA befand sich die Familie seit bereits vier Jahren unrechtmäßig im Land. Einige Asylanträge der Mutter wurden aber abgelehnt.
Dafür hagelte es negative Kritik von der Spitzenpolitik. So hat der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), die Abschiebung als "nicht nachvollziehbar" bezeichnet. "Was ist eigentlich aus der besonderen Schutzwürdigkeit von Kindern geworden? Zählen Kinderrechte auch nichts mehr?“, kritisierten auch die SPÖ-Abgeordneten Reinhold Einwallner, Nurten Yilmaz, Eva-Maria Holzleitner, Sonja Hammerschmid und Katharina Kucharowits.
Maßnahme ist "zutiefst zu verachten"
Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr und Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler treten gemeinsam gegen die Abschiebung auf und nahmen ebenfalls an Protesten teil. „Ein 12-jähriges Mädchen, das hier geboren ist, hier zu Schule geht und bestens integriert ist, samt ihrer Familie Mitten im Lockdown abzuschieben, ist nicht nur verantwortungslos, sondern zutiefst zu verachten", pocht Wiederkehr. Bei solchen Aktionen würde deutlich, dass die ÖVP keinen Herbert Kickl (FPÖ) braucht, um unmenschliche Politik zu machen.
Bundesminister für Soziales Rudolf Anschober (Grüne) kündigte nach dem gestrigen Ministerrat zumindest an, dass das Innenministerium unter Karl Nehammer (ÖVP) die Fälle prüfen werde. "Es kann ja nicht sein, dass bestens integrierte Schüler in einer Situation, wo sie nicht einmal das Herkunftsland kennen, aus den Klassen geholt werden", so Anschober.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
5 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.