Projekt der Universität Wien
So viel Potential steckt im Wiener Gürtel

- Wie der Gürtel in der Zukunft aussehen könnte, behandelt Universitätsprofessor Martin Heintel im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Stadtplanung-Studierenden.
- Foto: Miriam Al Kafur
- hochgeladen von Andrea Peetz
Früher hieß der Gürtel "Der Boulevard des Proletariats": Viele empfinden den Gürtel immer noch als dreckig, laut und ungut. Welches Potential er birgt, weiß Martin Heintel vom Institut für Geographie an der Universität Wien.
WIEN. Eine bedeutende Stellung für Wien hatte der Gürtel schon immer – der einstige Linienwall wurde im späten 19. Jahrhundert zu einer Prachtstraße, ähnlich der Wiener Ringstraße, umgebaut. "Sozusagen das Gegenstück für die Arbeiterschicht in Wien", erklärt Martin Heintel vom Institut für Geographie an der Universität Wien. Später kam die Stadtbahn, die heutige U6, hinzu, bis die Straße als Pflaster für Sexarbeit in Verruf geriet. Mit dem EU-Beitritt Österreichs erlebte der Gürtel im Rahmen einer Gemeinschaftsinitiative einen Aufschwung. Damals erhielt der EU-Nettozahler Österreich Geld für bestimmte Projekte zurück. Im Fall des Gürtels waren es 166 Millionen Schilling an EU-Geldern, das entspricht mehr als zwei Millionen Euro. Heute ist der Gürtel die am stärksten befahrene Landesstraße in Österreich, ein integrativer Ort und ein massives Stadtentwicklungsgebiet.
Wie der Gürtel in der Zukunft aussehen könnte, behandelt der Universitätsprofessor im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Stadtplanung-Studierenden. Entlang des Gürtels befindet sich eine Vielzahl wichtiger Institutionen wie das AKH, die Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz oder auch die Suchthilfe bei der Gumpendorfer Straße.

- Entlang des Gürtels befindet sich eine Vielzahl wichtiger Institutionen wie die Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz.
- Foto: Miriam Al Kafur
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"Noch heute repräsentiert der Gürtel eine soziale Einkommensgrenze, auch wenn die Gentrifizierung mittlerweile in die Randbezirke überschwappt", weiß Heintel. Bei Gentrifizierung spricht man von der Aufwertung von einkommensschwächeren Grätzln zugunsten zahlungskräftiger Neumieter oder Eigentümer. So geschehen etwa beim Yppenplatz oder dem Nibelungenviertel bei der Stadthalle.
Ein Radweg für den Gürtel
Große Visionen haben die Stadtplaner von morgen für einen durchgehenden Radweg – dieser soll aber nicht wie aktuell in der Mitte verlaufen, sondern in Fahrbahnrichtung an der Häuserseite, auf beiden Seiten des Gürtels. Im Idealfall wäre der Radweg noch durch eine Baumreihe von der Fahrbahn für Autos getrennt. Dafür müsste man die Parkspur und einen Fahrstreifen opfern, erklärt der Geograph – dass dies ein Mammutprojekt wäre, ist den Studierenden sehr wohl bewusst. Eine Beruhigung wäre gleich eine Aufwertung, mit der man gegen den Leerstand arbeiten könnte. Das letzte prominente Beispiel einer Insolvenz war das Café Westend beim Westbahnhof.

- Heißes Pflaster für Nachtschwärmer: die Stadtbahnbögen beim 9. Bezirk am Gürtel.
- Foto: Schaub-Walzer/PID
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"Ein weiteres Thema sind Brückenfunktionen, damit die beiden Seiten des Gürtels noch mehr miteinander verschmelzen können. Eine solche Aufgabe erfüllt etwa die Bibliothek am Urban-Loritz-Platz oder hätte auch der Gürtelpool erfüllt", erläutert Heintel. Es geht darum, dass die Straße keine Barriere mehr ist, sondern eine Verbindungslinie.
Luft nach oben orten Heintel und seine Studierenden auch beim Rückbau beziehungsweise der Entsiegelung. Problematisch ist diesbezüglich aber die "Unterwelt", also Wasserrohre und Kabeleinbauten. Nichtsdestotrotz sei es laut Heintel wichtig, beim Gürtel "Lichter und Leben hineinzubringen" und positive Akzente zu setzen.
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