"Der Wiener ist ein Grantler"
Wie unfreundlich ist Wien wirklich?
Lebensqualität hui, Freundlichkeit pfui. Das aktuelle "Expat City Ranking 2022" kürte Wien zur unfreundlichsten Stadt der Welt – und das nicht zum ersten Mal. Die BezirksZeitung hat sich bei den Wienerinnen und Wiener umgehört, ob Wien wirklich so unfreundlich ist, wie es das Ranking besagt.
WIEN. Wien war schon immer eine Stadt der Gegensätze: So zeichnet sie sich durch ihre konstant hohe Lebensqualität aus, was ihr in der Vergangenheit öfters Spitzenplatzierungen bei diversen Städte-Rankings bescherte – so auch im aktuellen "Expat City Ranking 2022", wo Wien heuer Platz 7 belegt. Doch auch "Freundlichkeit" und "Eingewöhnung" floßen in die Beurteilung ein. Und Wien schnitt dabei international unter 50 Städten am schlechtesten ab.
Doch wie unfreundlich ist Wien wirklich? Die BezirksZeitung hat sich in der Stadt umgehört. Den klassischen "Wiener Grantler" kennt jeder, doch als unfreundlich möchten sich die Wienerinnen und Wiener eigentlich nicht bezeichnen lassen.
"Wenn der Wiener grantelt, geht es ihm gut!"
Richard, 60, wundert sich etwa nicht darüber, dass Wien wiederholt auf dem letzten Platz in puncto Freundlichkeit ist. "Aber man muss hier ein bisschen tiefer schürfen: Der Wiener ist ein Grantler und wenn er grantelt, dann geht es ihm im Grund genommen gut! Das darf man nicht verurteilen", erklärt er.
Und auch die 31-jährige Melanie bezeichnet den Wiener Grant als charmant: "So ein klassischer, grantiger Wiener Taxifahrer gehört irgendwie zu Wien dazu." Melanie war jedoch lange im Ausland und findet die Wiener eigentlich sehr sympathisch und zuvorkommend, denn: "Ich war acht Jahre lang in London und dort sind sie jedenfalls unfreundlicher als in Wien", fügt sie hinzu.
Der Grant als Wiener Kulturgut
Und auch Patrick, 22, findet den Hang zur Unfreundlichkeit verständlich: "Es ist eine große Stadt und alle sind unterwegs und gestresst. Es liegt eben daran, dass die Menschen oft nicht aufeinander achten. Dann empfindet man das eben als unfreundlich!"
Die 71-jährige Maria findet nicht, dass Wien unfreundlich ist: "Ich glaube in jeder Stadt gibt es solche und solche, das darf man nicht über einen Kamm scheren." Doch den Wiener Grant, möchte sie nicht leugnen: "Wenn der Wiener einen Grant hat, ist das eigentlich eine Spezialität. Ich finde aber, dass ist fast schon wieder Kultur!"
"Ich will nicht sagen, dass wir unfreundlich sind, nur der typische Wiener ist ein Grantler. Das heißt: Wir sind eben eher grantig und das verstehen halt die meisten nicht. Erklären kann man das auch nicht wirklich, aber es ist nun mal so. Wir Wiener sind Grantler!", erzählt Brigitte, 57.
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