So geht Wien
Eine Straße in Wien einfach umbenennen, geht das?
Hitzige Debatten um historische Straßenbenennungen, deren Namensgeber belastet sind, gibt es schon lange. Aber kann man Straßen einfach so umbenennen? Die Kolumne "So geht Wien" gibt Antworten.
WIEN. Die Kolumne über belastete Straßennamen (siehe unten) hat eine Fülle von Leserbriefen bewirkt und manche von Ihnen wollten wissen, ob und wie so eine Straßen-Umbenennung überhaupt funktioniert.
Wie immer beginnt alles im Bezirk! Der Antrag nach einer Straßen- oder Platzbenennung muss in der Bezirksvertretungssitzung eingebracht werden. Und zwar in dem Bezirk, in dem auch die „Verkehrsfläche“ liegt. Sie wissen natürlich, dass es Straßen oder Plätze gibt, die in zwei Bezirken liegen – dann müssen sich die beiden Bezirke einigen, was manchmal nicht möglich ist.
Wie wirds geschrieben?
Wenn der oder die Bezirke einverstanden sind, wird der Antrag an die MA 7, das ist die Kulturabteilung der Stadt Wien, weitergeleitet, die eine Prüfung des Antrags veranlasst. Das macht dann der „Unterausschuss für Verkehrsflächenbenennung“ und letztendlich wird eine Umbenennung dann endgültig im Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft beschlossen. Sie sehen also, es geht!
Hand aufs Herz: Sind Sie sich immer so sicher, wie man unsere Straßen und Plätze richtig schreibt? Ich bin es nicht immer - die Stadt aber wohl auch nicht.
Damit die Namen unserer Straßen und Plätze auch bestimmten Vorgaben entsprechen und einheitlich sind, gibt es die Wiener Nomenklaturkommission. Hier wird festgelegt, was man groß- oder kleinschreibt, was getrennt ist oder zusammengehört, wo ein Bindestrich steht und wo er nicht steht. Und dass natürlich die neue deutsche Rechtschreibung gilt.
Nach wem werden Wiens Straßen benannt?
Was nun typisch für unsere Bezeichnungen ist, erklärt auch die Stadt Wien: Viele Straßen sind nach Menschen benannt, die in unserer Stadt kulturell gewirkt haben, allein mehr als 300 Straßen erinnern an Musiker und Musikerinnen. Natürlich sind auch viele Wissenschaftler, Architekten, aber auch Menschen, die in Stadt und im Bezirk wohltätig gewirkt haben, verewigt.
Weitere Themen sind Einflüsse aus dem jeweiligen Zeitgeschehen (z.B. Benennungen nach Widerstandskämpfern) oder nach allgemeinen Themen (Blumen, Tiere u.ä.), aber auch nach bestimmten Haus- und Gasthausnamen.
Namensgebung erst nach dem Tod
Das alles unterscheidet uns nicht wesentlich von anderen großen Städten. Auch nicht die Tatsache, dass so mancher Bezirkspolitiker schon zu Lebzeiten daran denkt, wo er denn verewigt sein will. Der Wermutstropfen für alle Namensgeber: man muss mindestens ein Jahr lang tot sein, um zu solchen Ehren zu kommen ...
Bei der Stadt Wien können Sie die Geschichte der Wiener Straßennamen nachlesen. Außerdem gibt es online alle Wiener Straßennamen und ihre Historie.
Weitere "So geht Wien"-Kolumnen:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare