Stufenplan
Neue Maßnahmen für mehr Qualität in Wiens Kindergärten
Die Wiener Kindergärten stehen vor einigen Herausforderungen. Es fehlt unter anderem an Personal, Angebot für Kinder mit Behinderung sowie Informationsmaterial. Ein neuer Stufenplan soll das bis 2026 beheben.
WIEN. Ein Kindergarten gleicht einem Haus. Nach oben hinaus können wunderbare Stöcke und Dächer gebaut werden, aber wenn ganz unten das Fundament wackelt, dann bringen auch die schönsten Stockwerke und Dächer nichts. So beschreibt die Geschäftsführerin der Kinderfreunde Alexandra Fischer die Wichtigkeit einer fundierten Kindergartenausbildung. Vor allem der Personalmangel - aktuell fehlen rund 600 Pädagoginnen und Pädagogen - bereitete in letzter Zeit Probleme. Ein neuer Stufenplan soll mehr Qualität in die Wiener Kindergärten bringen.
Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) präsentierte am Donnerstag einen Stufenplan mit konkreten Maßnahmen gegen die großen Herausforderungen. Diesen arbeitete man gemeinsam seit Anfang des Jahres im "Dialog Elementarpädagogik" aus.
Daran waren neben den acht größten Trägerorganisationen (Stadt Wien - Kindergärten, Kinderfreunde, Kinder in Wien, Nikolausstiftung, KTH Kindercompany, Diakonie Bildung, Verein Vindobini) auch eine Vertreterin der MA 11 und die Einbindung einer Umfrage von 400 Befragten beteiligt. "Der Kindergarten prägt einen ganz viel für das Leben. Der Stufenplan soll die Situation in den Kindergärten nachhaltig verbessern", sagt Wiederkehr.
Konkrete Maßnahmen
Damit alle Maßnahmen gewissenhaft und mit Erfolg umgesetzt werden können, braucht es mehr finanzielle Mittel. Daher erhöht die Stadt das Budget um 24 Prozent. Heißt: In den kommenden zwei Jahren soll es insgesamt 240 Millionen Euro mehr an Geld geben.
Neben der Budgeterhöhung kommt es auch zur Aufstockung der Stundenanzahl von Assistentinnen und Assistenten in den Familien- und Kleinkindgruppen. Konkret heißt das, dass ab es Herbst 2024 in den Kleinkindgruppen 55 Stunden gibt und in den Familiengruppen pro Woche 50 Stunden. Pädagoginnen und Pädagogen sollen dadurch entlastet werden und mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern haben. Dadurch entstehen mehr Personalkosten, die von der Stadt Wien gefördert werden.
Es werde auch eine Aufqualifizierungsinitiative geben, die dem Personal zukünftig mehr Berufschancen bringen soll und infolgedessen auch mehr Gehalt. Außerdem wird das Platzangebot für Kinder mit Behinderung im Elementarbereich verbessert. Hier wird neben einer Kompetenzstelle als Anlauf- und Schnittstelle für alle auch eine Inklusionsplattform, die eine Übersicht der Angebote gibt, ins Leben gerufen.
Um Familien wienweit einen Überblick der Angebote im Elementarbereich zu liefern, wird es zukünftig auch eine eigene Informationsplattform geben.
Kritik von Grünen und ÖVP
Geht es nach den Grünen und der ÖVP sei der Plan nicht genug. „Die vorgestellten Maßnahmen sind ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die großen Themen bleiben allerdings weiterhin ausgespart“, sagen Julia Malle und Felix Stadler, Bildungssprecher der Grünen Wien. Es fehle unter anderem an einem Plan für kleinere Gruppen, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel und eine bessere Bezahlung für alle.
Dem schließt sich die ÖVP an. Sie bezeichnen die gesetzten Maßnahmen als "PR-Konstrukt". "Ohne die schrittweise Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels fehlt künftigen Elementarpädagoginnen und -pädagogen weiterhin eine langfristige Perspektive für bessere Arbeitsbedingungen in diesem Beruf", sagt Bildungssprecher Harald Zierfuß.
Die angekündigten Maßnahmen seien laut Gewerkschaft GPA "ein erster Schritt und ein Beweis dafür", dass der gewerkschaftliche Druck in diesem Bereich erste Wirkung zeigt. Dennoch braucht es "noch viel mehr" konkrete Verbesserungsschritte, etwa bei den Gruppengrößen und ausreichender Vor- und Nachbereitungszeit, erzählt GPA Wien-Geschäftsführer Mario Ferrari.
Übrigens: Die GPA sowie die Gewerkschaften Younion und Vida planen mit Betriebsräten und Personalvertretern für den 24. Oktober eine öffentliche Betriebsversammlung sowie Kundgebung in Wien.
Mehr zur Betriebsversammlung:
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