Kommentar
Tappen wir nicht in die IS-Falle

Angst und gesellschaftliche Spaltung sind das langfristige Ziel von Terrorangriffen. Lassen wir das in Wien nicht zu.

WIEN. Österreich ist im Schockzustand. Vier Menschen sind durch den Terroranschlag mit IS-Motiv gestern Abend gestorben. Sieben andere kämpfen noch um ihr Leben. Was sich Montagabend in der Wiener Innenstadt abgespielt hat, ist eine Grausamkeit, die wir in der Form noch nicht erlebt haben. Wien, sicher vor Terror. Das dachten wir zumindest bis gestern Abend.

Zahlreiche Videos, Berichte und Zeugenaussagen vom Anschlag kursieren seither in den Medien. Vieles davon ist wahr und unbegreiflich traurig, manches Fake und Panikmache. Was sich aber jetzt schon deutlich zeigt, ist der viele Hass. Schon vor Bekannt-Werden des Motivs des Anschlags, oder dem Wissen, ob es denn einer ist, stand Islamismus groß im Raum. Der Islam, vor dem  in Österreich so oft gewarnt wird?

Islam und Islamischer Staat

Zwar ist über die/den Täter noch wenig bekannt, aber ein IS-Hintergrund konnte schon bestätigt werden. Der Islamische Staat und der Islam sind aber nicht dasselbe. In der Mehrheit der Gesellschaft ist diese, eigentlich klare Grenze, aber schon am Verschwimmen. "Wir türkischstämmigen Muslime verabscheuen jegliche Art von Terror. Wir stehen zu Österreich", sagt der junge türkisch-stämmige Wiener Mikail Özen, am Ende eines Videos, worin er die Geschehnisse im 1. Ersten Bezirk beschreibt. Er wollte mit seinem Freund Recep Gültekin nur einen Kaffee trinken, als sie mitten in einem terroristischen Anschlag landeten. Die zwei schafften es in der gefährlichen Situation noch einen verletzten Polizisten wegzutragen und gelten seither als Helden. Dass Mikail am Ende des Videos dennoch das Gefühl hat, sich vom Terrorismus distanzieren zu müssen, sagt schon viel aus. 

„Ich habe meiner Anne (Anm.: sichtbare Muslima) eine Nachricht geschickt, dass sie die nächsten Tage draußen vorsichtig sein und auf sich aufpassen soll. Freundinnen schreiben, dass sie Angst haben, das Haus zu verlassen. Nicht nur wegen Terror, sondern auch wegen Rassismus,“ schreibt der Logopäde Ali Dönmez auf Twitter. Seine Angst ist berechtigt. Schon bald werden Menschen mit muslimischem Vorder- oder Hintergrund zur Zielscheibe des Hasses werden.

Ich habe meiner Anne (sichtbare Muslimin) eine Nachricht geschickt, dass sie die nächsten Tage draußen vorsichtig sein und auf sich aufpassen soll. Freundinnen schreiben, dass sie Angst haben, das Haus zu verlassen. Nicht nur wegen Terror, sondern auch wegen Rassismus. #Wien— Ali Dönmez (@ali_doenmez) November 3, 2020

Die „IS-Falle“

Als „IS-Falle“ bezeichnet Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary dieses Phänomen und warnt davor, nicht in diese zu tappen. „In einem Manifest 2015 im IS-Online-Magazin Dabiq wurde eine Strategie beschrieben, die die militanten Islamisten für sich nutzen wollen“, erklärt El-Gawhary und führt weiter aus: „Die Idee ihrer Strategie war relativ einfach. Mit jedem islamistischen Anschlag in Europa wächst dort die antiislamische Stimmung. Die Folge, so heißt es im IS-Manifest, wäre eine Polarisierung und wie es damals hieß, „die Eliminierung der grauen Zone“, wie die Koexistenz zwischen Muslimen und Nichtmuslimen dort umschrieben wurde. Mit der aus den Anschlägen folgenden Ausgrenzung der Muslime im Westen, könnten diese so leichter in die Arme der militanten Islamisten und ihrer Ideologie getrieben werden und wären dann leichter zu rekrutieren“.

Geben wir ihnen nicht noch mehr

Tote, schwer Verletzte, Angst und Panik: Das hat der gestrige Anschlag schon erreicht. Das können wir nicht mehr ändern. Aber wir können bewirken, dass sie nicht noch mehr von uns kriegen. Nicht für noch mehr Leid sorgen. Hass darf nicht die Antwort auf Hass sein. Tappen wir nicht in die IS-Falle.

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