Reflexionen von Dominik Wlazny
- von Kinderwerbung zu Kinderarmut
In letzter Zeit hat Mei Präsident a. D. viele Themen für’s „Red ma drüber“ entdeckt, über die er vor 2022 kaum gesprochen hat. Eines davon ist Kinderarmut. Sie ist nichts Schönes. Sie ist nicht auf Österreich beschränkt. Und sie hat viele Ursachen und Grade. Doch was ist Kinderarmut?
Seit Jahrhunderten prägt sie Volksmärchen, Literatur und Kunst, in aktueller Berichterstattung zeigt sie sich auch gegenwärtig nicht überwunden, sondern, diversen Ursachen geschuldet, in dramatischem Wachstum begriffen. Auf den Info-Seiten der „Demokratie-web (vormals -werk-)statt“ des österreichischen Parlaments spricht man von ihr je nach Symptomen als relativ oder extrem. Relativ bedeutet eine graduell unterschiedliche Minderung des vor Ort üblichen Lebensstandards ohne Lebensgefahr, doch mit spürbaren Einbußen an materiellen Gütern und gesellschaftlicher Inklusion. sowie erschwertem wirtschaftlichem und beruflichem Fortkommen. Bildungsnachteile durch relative Armut sind in Europa durch die Kostenfreiheit und gute Qualität öffentlicher Schulen, sowie vielfältige Unterstützungen deutlich geringer ausgeprägt als etwa in den USA. Extreme Armut bedeutet Mangel an lebensnotwendigen Grundlagen, insbesondere sauberem Trinkwasser, Nahrung, Obdach und medizinischer Versorgung.
Unter extremer Armut leiden laut statista.com am stärksten Afrika mit rund 450, Südasien mit 150 und Südamerika und Karibik mit etwa 40 Mio.Menschen. In Europa dominiert weitgehend die relative Armut, von welcher in Österreich rund 350000 Kinder betroffen oder gefährdet sind. Hubert von Goisern sagte einmal in Erinnerung an die sehr unterschiedlichen Kinderfreunde seines Sohnes, Armut bedeute nicht, wenig Geld zu haben, sondern wegen zu wenig Geld an allgemeiner Teilhabe und gesellschaftlicher Akzeptanz zurückgesetzt zu werden.
Dem ist kaum zu widersprechen. Implizit enthalten die Worte des Alpinrock- und Weltmusikers aber noch eine wesentliche Botschaft: Jenseits der Erfüllung lebensnotwendiger Bedürfnisse entscheiden wir selbst, nach welchen Wertigkeiten wir unsere Bedeutung bemessen. Dies ist besonders in Zeiten wichtig, da überhitzte Werbestrategien noch banalste alltägliche Gebrauchsgegenstände auf die Stufe fiktiver Trans- zendenz zu erheben suchen. In Folge werden Klamotten, Handys, Kosmetika und diverse Lifestyle-Objekte von vielen Jugendlichen als Parameter des gesellschaftlichen Status betrachtet. Dazu kommen bei Erwachsenen Auto, Urlaubsreise, Eigenheim u. a. m. Ein Konsumverhalten, welchem als maßgeblichem Mitverursacher von Ökokrisen und Klimawandel ohnehin ein nicht allzu fernes Ablaufdatum beschieden sein dürfte. Man könnte in diesem Kontext gleich noch ein Kapitel zu Ressourcen- nd Energieverbrauch für Lifestyle-Utensilien und Influence-Devotionalien nachsetzen, doch das ist, wenngleich nicht ohne Zusammenhänge, eine weitere Geschichte. Jedenfalls ist es ein Glück zu nennen, dass nicht jede Kunstgattung eine der Fanbindung dienen sollende Merchandise-Begleitung benötigt
Einige oft von Jungen initiierte und in Folge von der Zivilgesellschaft übernommene Bewegungen lassen ungeachtet systembedingter Konflikte (vorsichtige) Hoffnung aufkommen. Dazu gehören nicht nur Klimaschutzbewegungen, sondern auch kreative Alternativen gegen Rohstoffvergeudung durch Vernichtung noch gut verwertbarer Lebensmittel, Textilien und Gebrauchsgegenstände. So gilt Secondhand-Garderobe zunehmend und besonders unter Jungen als ebenso angesagt wie preisgünstig und umweltschonend. Die EU will in anderen Bereichen nachziehen und ein „Recht auf Reparatur“ bestimmter Geräte beschließen. Diese und ähnliche Entwicklungen bieten auch Bildungsinstitutionen eine Chance, durch Information über die Relativität von Leitbildern zunächst wenigstens der Exklusion finanziell benachteiligter Kinder entgegenzuwirken.
Wie wäre es z.B. wenn als ‚Coolste/r’ die/der gilt, welche/r ohne Zugehörigkeitsetikett zu Kultfigur oder ‚must have’-Trend auskommt, aber dafür über Eigenschaften wie Mitgefühl, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft oder besondere Begabungen verfügt? Die/der imstande ist, Streit zwischen Kamerad*innen durch Verstand und Humor zu schlichten? Die/der anderen mutig bescheidene Lebensverhältnisse erklärt, vielleicht sogar vermitteln kann, dass auch in solchen Fröhlichkeit und Glück erlebt werden kann? Solch selbstbewusste Haltung ist allerdings - auch altersbedingt - längst nicht in jedem Fall gegeben. Zu ihrer Entwicklung braucht das Kind zudem einfühlsame pädagogische Unterstützung und vor allem ein trotz finanzieller Enge stabiles und liebevolles Elternhaus.
Letztendlich gilt es aber, die Wurzel des Problems zu fassen. Und diese liegt, sofern keine individuellen Verhaltensstörungen (Überforderung, Sucht etc.) in der elterlichen Obsorge vorliegen, seit vielen Jahrhunderten in einer weitgehend globalen, patriarchal-hierarchischen Gesellschaftsordnung mit entsprechenden Entlohnungsmustern. Demzufolge verfügen viele Eltern – und besonders Alleinerziehende - bei noch so großer Anstrengung nur über geringe Einkommen. Will heißen: Den geringsten Lohn erhält meist die-/derjenige, welche/r die eigentliche Arbeit (Produktion oder Dienstleistung) unmittelbar und mit dem intensivsten körperlichen und/oder geistigen Einsatz ausführt. Mit Handel und Verwaltung materieller und immaterieller Güter - wobei auch Politikergehälter zu erwähnen wären - lässt sich im Schnitt mehr Geld verdienen als mit direkter Erzeugung. Auch im 21.Jhdt. steht Davids Anspruch auf Entlohnungs- und Verteilungsgerechtigkeit gegen Goliaths Status bestehender (und vehement verteidigter) Möglichkeiten zu Profitmaximierung und Spekulationsgewinn. Kein Kanalarbeiter, kein/e Ba(e)uer/in, kein/e A(e)rzt/in, Pfleger/in, letztendlich kein/e Ausübende/r einer für die Gesellschaft unverzichtbaren Tätigkeit hat bei noch so fleißiger lebenslanger Arbeit Millionen Euro auf dem Konto wie z.B. etliche Immobilientycoons. Wie viel Kinderarmut hätte mit einen Schlag ein Ende, würden die 25 Millionen Euro des Herrn Haselsteiner , die er laut Interview mit Armin Wolf (ZIB 2, 24.01.24) aus seiner symbolischen Hosentasche zaubert, um sie der gigantischen Spekulationsblase SIGNA nachzuschießen, statt dessen an die ärmsten der laut offiziellen Angaben rund 350000 armutsgefährdeten Kinder Österreichs verteilt?
Doch wie hält es der über Kinderarmut so eindringlich redende Dominik Wlazny als ‚Merchandiser’ denn mit seinen eigenen, womöglich nicht kinderlosen Lieferanten? Laut Notariatsakt des Gesellschaftsvertrages der Pogo’s Empire GmbH. ist „der Gegenstand des Unternehmens“ neben dem künstlerischen Bereich „Die Entwicklung, Produktion, Vermarktung und der Vertrieb von Getränken, Mode und Merchandisingartikeln im In- und Ausland;“ „Getränke“ sind nicht nur auf Bier beschränkt, somit könnte Papas Libidoelixier Yxaiio(R), vormals Yxaiio PHEROMONES, auch vom Sohn hergestellt werden…
Beim Herstellen von Kult-Kinkerlitzchen ist Dominik Wlazny jedenfalls fleißig am Werk. Von den diversen, aus Marco Pogos Zitatenschatz bedruckten Leiberln, Pullis, Hauben etc. sind auf der Turboshopseite gerade einmal vier Modelle von Kinder-Tshirts als aus „100% Baumwolle, Fairware, nachhaltig“ bezeichnet. Wo und zu welchen Arbeitsbedingungen alles übrige, einschließlich Turbobier hergestellt wird, ist nicht bekannt.
Dort, wo das Einkommen der Eltern nicht langt, müssen auch Kinder zur Aufstockung beitragen – oft auf Kosten ihrer Gesundheit und schulischen Ausbildung. Kinderarbeit, mit Kinderarmut signifikant verbunden, ist unter anderem aus Landwirtschaft und Bergbau, Mull- und Elektronikschrottsortierung bekannt. Vornehmlich in der Demokratischen Republik Kongo wird unter Einsatz von rund 40000 Kindern unter gesundheitsgefährdenden und –schädlichen Bedingungen das aus den Metallen Niobium und Tantal bestehende Erz Coltan abgebaut, wegen seiner Leitungseigenschaften bislang für die Elektronikindustrie, besonders Handyhersteller, unverzichtbar (aus 2022 https://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/produkt/coltan/) Etliche Minen sind im Besitz paramilitärischer Gruppen, welche Kinder auch zwangsweise zur Minenarbeit rekrutieren. ‚Erste Hilfe’ wäre sparsamerer Umgang mit den Geräten (auch durch langlebigere Betriebssysteme und kompatiblere Software) und besseres Recycling - derzeit entweder noch nicht profitabel (Hersteller) oder cool (Konsumenten) oder rentabel genug (Recyclingunternehmen)…
Vor allem in den wohlhabenden Industrieländern bedient man sich ebenfalls einer Variante der Kinderarbeit, allerdings einer vom Armutsstigma befreiten, welche fürs erste den Kindern auch nicht zu schaden, ihnen sogar einen gewissen ‚Spaßfaktor’ zu verschaffen scheint: Werbung.
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Ob Reklame für Schokolade, Limonade, Käse, Autos, Fotobücher oder Spaghetti - Kinder und Kindchenschema sind in der Werbung Fixelemente. Auch im Hause Wlazny macht man dabei offensichtlich keine Ausnahme. Und an einschlägigen Werbemotiven für den Sexdrink oder die Porno-Tshirts des Vaters findet auch der Sohn Gefallen. Allerdings gibt es gewisse Schutzbestimmungen. So lauten die relevantesten Vorgaben des österreichischen Werberates ( https://www.werberat.at/kinder.aspx ):
2.2.1.3. Werbung mit Kindern als DarstellerInnen:
„b) Kinder dürfen nicht in erotisierender oder sexualisierter Weise dargestellt werden bzw. darf die Darstellung von Kindern nicht darauf abzielen, sexuelles Begehren zu wecken.
e) In Werbung für nicht kindergerechte Produkte oder Dienstleistungen, die geeignet sind, das Wohl oder die Gesundheit von Kindern zu beeinträchtigen oder zu gefährden, dürfen Kinder nicht als DarstellerInnen eingesetzt werden; insbesondere zählt dazu Werbung für Waffen, Schönheitsoperationen, Glücksspiele, Wetten, Tabak, Alkohol und Videospiele mit nicht kindgerechten und/oder gewaltverherrlichenden Inhalten.
f) Werbung soll keine Äußerungen oder Empfehlungen von Kindern über besondere Vorteile und Eigenarten des Produktes enthalten, welche nicht den natürlichen Lebensäußerungen eines Kindes entsprechen.“
Leser*innen dürfen sich fragen, ob diese Auflagen bei den nachstehenden Illustrationen .erfüllt sind (Bild 1. und Bild 2.)
Das Coverbild 1. stammt, wie ersichtlich, aus der Facebook-Werbung für den Sexdrink der Yxaiio GmbH von Michael Wlazny und Miteigentümern, der mehrfach von Herstellerseite als „mit Pheromonen, Hypothalamus aktivierend und libidofördernd“ angepriesen wurde. Die sinnige Werbebotschaft vom 23. Juni 2016 neben dem Bild lautet (in etwa): „Yxaiio möchte zeigen: Ich färbe deine Zunge!“
Ein Kindergesicht (ob Fotomontage oder echt) zur Werbung für ein derartiges Getränk, auch wenn alkoholfrei, einzusetzen, ist schon fürs Erste fragwürdig. Die rote, vermutet fototechnisch adaptierte Zunge soll aber jedenfalls die effektvolle Wirkung des Sexsaftes bei ausgiebigem Konsum, hier also bei einem Kind, vermitteln. Der Yxaiio-Drink ist nämlich rot gefärbt.
Die rote Farbe wird durch ‚Allurarot’, einen sogenannten AZO-Farbstoff erzielt. Da Farbstoffe dieser Art das Hyperaktivitätssyndrom bei Kindern und Jugendlichen verstärken können, muss laut EU-Verordnung auf sämtlichen Verzehrprodukten, welche diese Stoffe enthalten, vor deren Konsum durch Kinder, Jugendliche und Schwangere gewarnt werden. So auch auf den Yxaiio-Aluminiumfläschchen..
Ungeachtet dieser Eigenschaften hat Dominik Wlazny dieses Bild mit seinem bürgerlichem wie auch Künstlernamen als promovierter Arzt mit zumindest zweijähriger Turnuspraxis geliked. Keine Ausrede also auf die „Kunstfigur“, mit der er offensichtlich doch ein gemeinsames Gehirn benutzt. In beiden Varianten wohl ein medizinisches NoGo.
Welchen Gefallen Michael Wlazny seinem Sohn mit solcher Einbindung in sein sexträchtges Geschäft erweist, darf hinterfragt werden. In Sommergesprächen 2023 mit Susanne Schnabl hat der Bierparteigründer einmal mehr das vollständige Vertrauen in seinen Vater und Bundesparteigeschäftsführer explizit bestätigt. Wenn also ‚Familienbande’ über ärztlichem (an das er sich zumindest bei seinen Impfaktionen noch erinnert hat), Umwelt- und anderem Ethos stehen, dann wie erst in der Politik??
„Wo Dominik Wlazny draufsteht, sitzt auch sein Vater drin, geschäftlich wie politisch.“ habe ich bereits im Juli in „Liebestrank und Radlerverbot“ entsprechend den vorliegenden Fakten geschrieben. nun hat auch Profil, und von diesem wiederum Der Standard vor einigen Tagen die Thematik des Vater.Sohn-Gespanns Wlazny aufgegriffen. Welches dem Vernehmen nach basisdemokratischer Finanzierung zwar einiges, ebensolcher Teilhabe aber wenig abgewinnen kann. Was hinsichtlich der ethischen und ökologischen Minderwertigkeit des Wlazny’schen Merch den Eindruck eines nach Macht und Geldmitteln strebenden Krämerduos erweckt, das auf Kosten vieler Gutgläubiger seine Ziele zu erreichen sucht.
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