Medizin
Als Pionier gegen den Krebs

Darryl McConnell wollte eigentlich Biologie studieren. | Foto: R. Mirau

Das Team von Darryl McConnell sucht nach neuen Wirkstoffen gegen die größten Krebs-Verursacher.

SIMMERING. Viele fänden es vermutlich frustrierend, an etwas zu arbeiten, das seit fast 40 Jahren stillzustehen scheint. Schon in den 1980er-Jahren war bekannt, welche vier mutierten Proteine für die Hälfte aller Krebsarten verantwortlich sind. „Wir haben heute nicht einmal gegen eines der sogenannten ‚big four’ ein Medikament auf dem Markt“, sagt Darryl McConnell.

Er ist Leiter des Wiener Forschungsstandortes von Boehringer Ingelheim in Meidling, das weltweit zu den führenden Pharmaunternehmen zählt. Auch, wenn die tiefhängenden Früchte auf der Suche nach Medikamenten schon geerntet sind, bleibt er optimistisch: „Es fängt mit einer Vision an, dann kommen die Forschungsansätze, und nicht andersherum.“

Strategie wie im Fußball

Boehringer Ingelheim forscht weiterhin großteils zu den "big four". Auch wenn der gebürtige Australier sich mit einer Anekdote aus dem Rugby leichter tun würde, vergleicht er die Strategie mit der Doppelmanndeckung im Fußball: „Wir attackieren Tumore durch zwei Ansätze: Immunonkologie und die sogenannte gezielte Therapie.“ Hier hemmen neue Arzneistoffe Proteine selektiv und schalten nicht, wie bei der Chemotherapie, alle sich schnell teilenden Zellen aus. Viele Patienten sprechen auf die gezielte Therapie an, jedoch kehrt der Krebs oft schon nach ein bis zwei Jahren zurück. Anders bei der Immuntherapie: Hier sind Patienten bis zu zehn Jahre krebsfrei, jedoch wirkt sie nur bei 10 bis 20 Prozent.

Mit der Immuntherapie hat eine neue Ära begonnen. Das Prinzip beruht darauf, das körpereigene Immunsystem für die Abwehr von Krebszellen zu nützen: „Tumorzellen können sich verstecken und als normale Zellen tarnen.“ Das aufzudecken ist die Hauptaufgabe der Medikamente.

Mut für die Zukunft

Ein neues Krebsmedikament vollständig zu testen, brauche im Durchschnitt 15 Jahre. „Wir beginnen mit einer Hypothese, dass ein bestimmtes Protein Krebs verursacht, und suchen nach dem Schlüssel für dieses bestimmte Schloss.“ Was folgt, sind fünf Jahre im Labor, bei denen Moleküle modifiziert werden. In der anschließenden prä-klinischen Forschung wird der Stoff auf mögliche Nebenwirkungen getestet. Oft stellt sich erst bei diesem Schritt heraus, dass das Molekül nicht sicher genug für Menschen ist. „Das tut weh, denn oft müssen wir dann wieder von vorne anfangen.“

Trotz allem blickt McConnell zuversichtlich in die Zukunft: „Im Moment gibt es eine Explosion von Molekülen und Kombinationen davon, die getestet werden. Es kann nicht sein, dass wir in 20 Jahren noch immer keine Medikamente gegen die ‚big four’ gefunden haben. Wir müssen nur den Mut haben, Pioniere zu sein.“

Autorin: Katharina Kropshofer

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