Botschaft zum 27. Jänner 2020
Internationaler Holocaust-Gedenktag: 75 Jahre Befreiung Auschwitz - Gedenken im Bezirk
Der 27. Jänner ist nicht erst seit dem Jahr 2005 ein Tag des Innehaltens und Gedenkens, nämlich seit er damals in der Generalversammlung der Vereinten Nationen – anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz – zum „International Holocaust Remembrance Day“ (dem internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust) erklärt wurde.
WIENER NEUSTADT/BEZIRK (Bericht und Fotos: Werner Sulzgruber). Für viele war er bereits davor ein Tag des Erinnerns und Gedenkens: innerhalb der Familie! Bei allen von der Shoah betroffenen Menschen ist Auschwitz seelisch eingebrannt, Sinnbild des Massenmordes an Jüdinnen und Juden, Zeichen für das unbeschreibliche Leid, Tod und Traumatisierung. Der Tag des 27. Jänner und der Ort, Auschwitz, sind Elemente von Familiengeschichten und Biografien.
Auschwitz steht – nicht nur in jüdischen Familien – für die Auslöschung des Lebens von Angehörigen und betrifft Jüdinnen und Juden – Überlebende wie auch deren Nachkommen.
Auschwitz wird, als Ort der Ermordung von mehr als einer Million Menschen, stellvertretend für die Grauen der KZ-Tötungsmaschinerie in der Zeit des Nationalsozialismus genannt.
Auschwitz ist eine Mahnung
Nicht ohne Grund erklärte die UN-Generalversammlung 2005, „dass der Holocaust, bei dem ein Drittel des jüdischen Volkes sowie zahllose Angehörige anderer Minderheiten ermordet wurden, auf alle Zeiten allen Menschen als Warnung vor den Gefahren von Hass, Intoleranz, Rassismus und Vorurteil dienen“ werde.
Das Erinnern an den Holocaust, an die Shoah ist ein wichtiger Aspekt in unserer Verantwortung, allen Generationen diesen Teil der Geschichte bewusst zu machen, um letztlich zu verhindern, „dass es in der Zukunft wieder zu Völkermordhandlungen kommt“.
Deshalb finden weltweit, auch in Österreich, in der Zeit um den 27. Jänner Gedenkveranstaltungen statt. Das Gedenken setzt allerdings voraus, dass man weiß, warum und wem man gedenkt. Insofern ist es etwas Grundsätzliches, die Geschichte zu erforschen und aufzuarbeiten, um folglich aufklären und informieren zu können.
Wr. Neustadt und Bezirk sehr engagiert
Das ist insbesondere in Wiener Neustadt und der Region des südlichen Niederösterreich geschehen, zuletzt durch ein umfassendes Forschungsprojekt über die jüdische Bevölkerung der Buckligen Welt und des Wechsellandes. Die Erinnerungsarbeit, die nun fundiert und nachhaltig in der Region erfolgen kann, fußt auf Vorarbeiten von Historikern und den Erkenntnissen aus diesem Projekt.
Unter den vielen Schicksalen der Jüdinnen und Juden aus Wiener Neustadt und der Region seien die folgenden Personen genannten, die zuletzt durch das genannte Forschungsprojekt eruiert werden konnten und die in Auschwitz ermordet wurden:
- Ignatz Elbert (1888, Schwarzau),
- Samuel Hacker (1882, Schwarzenbach), Gattin Adele (1888, Kobersdorf) und deren Sohn Leo (1932, Wien) sowie
- Franziska Max (1900, Walpersbach) und ihr Bruder Karl (1903, Walpersbach)
Ihr Schicksal entspricht dem, das über einer Million Jüdinnen und Juden aller Altersstufen – vom Säugling bis zum Greis – widerfuhr, die in Auschwitz Opfer der Shoah wurden.
Gedenken wir der Opfer der Shoah.
Regelmäßig bietet Werner Sulzgruber unter anderem Stadtspaziergänge zur jüdischen Geschichte von Wiener Neustadt an und führt auf dem jüdischen Friedhof. Interessierte können in einigen Büchern zum Thema nachlesen (z. B. "Lebenslinien", "Eine versunkene Welt"), auch auch online. Infos finden Sie hier(z. B. Online-Touren zur jüdischen Geschichte) oder unter:
Gedenkveranstaltungen im Bezirk
Der Gedenktag gewinnt zunehmend an Bedeutung, in ganz Österreich finden Gedenkveranstaltungen statt. Im Museum für Zeitgeschichte in Bad Erlach wurde im Hacker-Haus anlässlich des kommenden Gedenktages ein symbolischer Akt gesetzt, indem dort mittels Kerzenlichtern ein Davidstern zum Erleuchten gebracht wurde. Parlamentspräsident Mag. Wolfgang Sobotka - der sich bekanntlich für die Erinnerungsarbeit im Land interessiert und engagiert - nahm sich Zeit, um vor Ort zu sein.
Dort, wo sich heute nämlich das Museum in Bad Erlach befindet, wohnte einst die jüdische Familie Max Hacker. Ihre Geschichte ist gemeinsam mit vielen anderen im Buch "Eine versunkene Welt" dokumentiert. Ein der Teil der Familie Hacker wurde in der NS-Zeit ermordet.
Das Museum, in dessen Hof der Davidstern leuchtete, blieb bis in die Abendstunden zugänglich.
Die nächste Veranstaltung im Hacker Haus zum Thema findet am 31. Jänner um 17.30 Uhr statt. Lorenz Glatz liest aus seinem 2017 erschienenen Buch "Reisen zu verlorenen Nachbarn - Die Juden von Wiesmath".
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