Zum 50. Geburtstag
Das große Interview mit Bernhard Müller

Wie zu "aktiven" Wahlzeiten: "Kaffee und Kuchen" mit Bernhard Müller (r.). Das Interview führte Peter Zezula - wie bereits 2015. | Foto: BB
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Was den ehemaligen SPÖ Bürgermeister von Wiener Neustadt bewegt, warum er seinen 50er zwar groß gefeiert hat, ihn jedoch nicht in der Zeitung haben will, warum er jetzt gegen die Ostumfahrung ist, warum er zuletzt in Harbin war, was er dem SC-Vorstand wünscht und vieles mehr.

WIENER NEUSTADT. Am 7. Juli feierte Bernhard Müller seinen 50. Geburtstag. Für sehr junge Menschen, für eben erst nach Wiener Neustadt Gezogene und für ganz wenige politisch völlig desinteressierte Bürger der Stadt sei erwähnt: Bernhard Müller hatte von 2005 bis 2015 das Amt des Bürgermeisters von Wiener Neustadt inne. Als sehr junger Politiker übernahm er dies, als die damalige Bürgermeisterin Traude Dierdorf zurück getreten war. Als bei der Gemeinderatswahl 2015 die SPÖ ihre absolute Mehrheit verlor, trat er zurück.

Die BezirksBlätter führten ein halbes Jahr nach seinem Rücktritt als Bürgermeister mit Müller ein Interview. Das war im September 2015, also schon ein paar Jährchen her. Damals lasen in den ersten Tagen gleich 5.900 Personen die Story online. Also: Müller interessierte auch ein halbes Jahr nach dem Rücktritt die Neustädter. Und bis heute wird - vor allem in den "Arbeitervierteln" der Stadt - von "Bürgermeister Müller" gesprochen. Also: Müller bewegt noch immer.

BEZIRKSBLÄTTER: Ihren 50. Geburtstag – nachträglich alles Gute – haben Sie mit einem großartigen Fest, mit einer Feier für mehr als 150 Gäste im ehemaligen Zentralkino begangen. Eine Veranstaltung mit wunderbaren Auftritten von Künstlern, bekannten Film- und Bühnengrößen (u.a. Adi Hirschal oder Erwin Leder), die auch gute Freunde sind – und dennoch hatten Sie im Vorfeld gebeten, dass die Presse nicht darüber berichten möge.
Warum? Gebranntes (Party-)Kind scheut das mediale Feuer? Oder wollen Sie nicht auf einen Partylöwen reduziert werden?

BERNHARD MÜLLER: Ich glaube, dass es bereits genug Seitenblicke-Gesellschaft in Österreich gibt und ich habe eigentlich immer versucht, das Private auch privat zu halten. Ich bin gerne in der Öffentlichkeit, wenn es um meine Arbeit geht, aber ich glaube, das Private braucht man nicht in den Vordergrund stellen.

Ein 50er ist ja doch etwas Besonderes...
Natürlich, ich habe ihn auch sehr gerne und sehr bewusst gefeiert.

Bleiben wir bei den Partygästen: Darunter waren natürlich sehr viele Personen aus dem „SPÖ-Lager“. Sind dies Freunde, deren politische Ansichten Sie teilen, oder sind die trotz ihrer politischen Ansichten Freunde?
Das hat mit den Ansichten gar nichts zu tun, eingeladen waren diese Personen alle nicht zufällig, sondern ganz bewusst. Dabei ist es jedoch nicht darum gegangen, ob man politisch oder gesellschaftlich einer Meinung ist. Mit diesen ausgesuchten Menschen wollte ich feiern. 

Auch der derzeitige SPÖ-Chef Rainer Spenger gratulierte. | Foto: SPÖ WRN
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Bevor es dann doch politisch wird, eine sehr, sehr private Angelegenheit: Sie haben auch Ihre Hochzeit mit Ihrer langjährigen Lebensgefährtin Edda nicht an die große Glocke gehängt, Sie haben sie sogar zur „Geheimsache“ gemacht...
Wir sind beide überein gekommen, dass wir eine ganz kleine Feier haben wollen. So haben wir das auch durchgezogen, wohl wissend, dass uns von unseren Familien niemand böse ist. Wir waren dann gleich auf Hochzeitsreise in Nordeuropa, von dort aus haben wir das bekannt gegeben. Unsere Familien haben sich sehr gefreut. Wir sind 21 Jahre ein Paar und jetzt neun Monate verheiratet.

Vor wenigen Wochen überraschte Bernhard Müller – auch die Wiener Neustädter SPÖ – mit einem politischen Umwelt-Bekenntnis gegen die heftigst diskutierte „Ostumfahrung“ (Verkehrsring um Wiener Neustadt, der einerseits Verkehrsentlastung für die Stadt bringen soll, jedoch dabei auch sehr viel Natur und Ackerland zubetoniert wird).
Sie waren ja nicht immer gegen die Ostumfahrung, was hat Sie „umgestimmt“? Die Neustadt-SPÖ, die ja dafür ist, fühlt sich da etwas überrumpelt. Ihr Youtube-Video sorgte jedenfalls für jede Menge Gesprächsstoff.

Das ist richtig. Ich habe bei einer großartigen Veranstaltung von Urban Forum in Wiener Neustadt mit dem Meterologen und TV-Star Andreas Jäger zum Thema Ostumfahrung gesagt, dass ich einmal ein Befürworter war, das ich es heute aber nicht mehr bin. Ich habe die Frage ehrlich beantwortet. Das Projekt ist aus dem Jahr 1958 und bis die Ostumfahrung gebaut wird, wird sie keine Entlastung bringen, für die sie aber stehen sollte. Sie bringt nur eine zusätzliche Versiegelung. Ich kann den Nutzen heute nicht mehr erkennen.

Eine ideologische Wende?
Das ist in dem Sinne keine Wende, sondern einfach ein anderer Blickwinkel. Man kann auch Dinge neu beurteilen. Ich habe auch niemanden kritisiert oder niemandem etwas vorgeworfen, sondern bin der Meinung, man sollte darüber nachdenken, ob dieses Projekt heute noch sinnvoll ist. Ich finde, das kann man sagen, dass man die Meinung geändert hat, weil sich ja auch die Rahmenbedingungen verändert haben. Ich würde es aus heutiger Sicht nicht mehr machen. Natürlich wurde ich dann gebeten, dies für die 'Initiative gegen die Ostumfahrung' noch einmal zu sagen und auch ein kurzes Video zu drehen. Dazu muss man dann stehen und darf nicht feig sein.

Zu ernsten gesellschaftspolitischen Themen hat Müller immer etwas zu sagen. | Foto: Zezula
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Damit haben Sie der Stadt-SPÖ, die ja für die Ostumfahrung ist, einen kleinen Schock versetzt.
Ich halte die Ostumfahrung für keine parteipolitische Frage, sondern wirklich für eine gesellschaftspolitische. In Abwägung zwischen Ökologie und Autofahren muss sinnhafter Weise der Ökologie der Vorzug gegeben werden.

Bernhard Müller wird wieder, so könnte man es zumindest auffassen, politischer. Könnte es da – zumindest in manchen Gremien – ein Comeback geben?
Ich bin ein zutiefst politischer Mensch und habe eine politische Meinung, aber dies sollte in keinster Weise verdeutlichen, dass ich ein politisches Comeback anstrebe.

Konkret, also NEIN?
Ich strebe auf keinen Fall ein politisches Comeback an. Es war eine tolle Zeit, die hinter mir liegt. Ich darf seit acht Jahren das Stadtforschungsinstitut Urban Forum leiten und wir beschäftigen uns mit den Städten als Lebensraum der Zukunft. Veranstaltungen, Forschungsaufträge und Publikationen in einem kleinen Verlag füllen mich voll aus und machen mir sehr viel Freude.

Apropos Freude. Apropos Freundschaft, apropos China und da speziell Harbin. Dort sind Sie ja ein honorierter Mann.
Es war für mich eine riesige Überraschung und sehr erfüllend, dass die Stadt Harbin, die ja die Schwesternstadt von Wiener Neustadt ist, beschlossen hat, dass ich Ehrenbürger werden darf für meine Verdienste um die Beziehungen beider Städte, und jetzt im Mai war ich nach Harbin eingeladen, den Festakt erleben zu dürfen. Dabei bekam ich den symbolischen Stadtschlüssel überreicht. Das berührt mich sehr und tut mir gut.

Große Ehre für Müller: Überreichung des symbolischen Schlüssels der Stadt Harbin durch einen ranghohen Vertreter der Stadt. | Foto: privat
  • Große Ehre für Müller: Überreichung des symbolischen Schlüssels der Stadt Harbin durch einen ranghohen Vertreter der Stadt.
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Wiener Neustadt hat an die 50.000 Einwohner und Harbin hat im Großraum rund acht bis zehn Millionen - was schätzen die Chinesen an Ihnen?
Alle Städte in Europa sind im chinesischen Verhältnis natürlich klein, selbst Wien mit seinen zwei Millionen Einwohnern. Daher haben die Chinesen diese Perspektive nicht und gehen sehr wertschätzend in Beziehungen hinein. An Wiener Neustadt schätzen sie die Historie als ehemalige Kaiserstadt, die älteste Militärakademie der Welt, das MedAustron, eine moderne Fachhochschule und natürlich die Nähe zu Wien.

Ja, aber was schätzen sie an Ihrer Person konkret?
Ich nehme an, dass sie an mir schätzen, dass ich immer versucht habe, zur Völkerverständigung etwas beizutragen und dass ich auch für viele erfolgreiche wechselseitige Projekte stehe. Das hat mir zwar lokal manche Kritik eingebracht, aber ich glaube, die wirtschaftlichen, kulturellen und zwischenmenschlichen Erfolge sprechen für sich.

Bereisen Sie Harbin weiterhin regelmäßig?
Ich war jetzt im Mai eingeladen. Ich werde älter und merke auch wie mir das lange Reisen nicht leichter fällt. Sollte ich es ein Mal im Jahr schaffen, wäre das schon toll. Wer Harbin kennt, weiß, was diese Stadt alles zu bieten hat - etwa Kultur und echte Freundschaft.

Wie in vielen Zeitungen kommt zum Schluss: der Sport. 
Sie sind ja als großer Fußballfan und -Kenner bekannt, Sie besitzen unzählige Fußball-Fundstücke und sind auch Rapidfan, was momentan nicht so einfach ist. Wie steht es mit Ihrem "Verhältnis" zum SC Wiener Neustadt?

Natürlich bin ich über das Schicksal des SC informiert, es tut schon weh, dass der SC jetzt nicht einmal mehr in der Regionalliga spielt. Ich wünsche Toni Reisner (Vorstand, Anm. d. Red.) und seinem Team alles erdenklich Gute, ich glaube, er setzt sich sehr ein. Insgesamt muss man sagen, der Fußball kostet so viel Geld, auch die Stadionmieten, dass ein Fortbestand sehr schwierig ist. Von Tradition alleine kann man nicht leben.

Zur Info: Der Autor ist mit dem Interviewten privat "per Du", aufgrund der medialen Verständlichkeit wurde im Artikel jedoch das "Sie" verwendet.

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