Interview mit dem Vorstandsdirektor
Der Wiener Neustädter Sparkasse kann man weiterhin vertrauen

Christian Spitzer, Vorstandsdirektor der Wiener Neustädter Sparkasse. | Foto: Zezula
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WIENER NEUSTADT. Zwei böse "C's" haben das wirtschaftliche Leben auch in Wiener Neustadt stark beeinflusst. "Corona" und "Commerzialbank" hinterließen Spuren. Die Bezirksblätter baten den Vorstandsdirektor der Wiener Neustädter Sparkasse, Christian Spitzer, zu einem Gespräch.

Wie weit hat Corona Ihre Geschäftstätigkeiten a) im Privatkundenbereich b) im Firmenkundenbereich verändert?
Christian Spitzer: Gleich zu Beginn des Lockdowns haben auch wir einen starken Geschäftsrückgang bemerkt. Kurz darauf folgten die staatlich geförderten Unterstützungsfinanzierungen. Auf Grund der erforderlichen Umstellung auf Heimarbeitsplätze  war es besonders für unsere Mitarbeiter sehr herausfordernd, dies alles so gut zu bewältigen. Mittlerweile ist im Privatbereich die Immobilienfinanzierung wieder sehr gefragt, auch die Nachfrage nach Wertpapierprodukten ist relativ stark. Im Kommerzbereich bemerken wir einen eher verhaltenen Investitionswillen der Unternehmer, mit den Mitteln aus den Covid-19-Maßnahmenpaketen wird eher sparsam umgegangen, jeder wartet die Entwicklung der nächsten Monate ab. Nüchtern – mit Blick auf unserer aktuellen Zahlen - könnte man sagen 'Business as usual' (normaler Betrieb, Anm. d. Red.). Wir müssen davon ausgehen, dass in den nächsten Monaten die Insolvenzen steigen werden. Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn ich bei dieser Prognose falsch liege.

Fungiert da die Bank wie ein Unternehmensberater?
Natürlich. Es ist ganz wichtig, in so einer Phase die Kunden zu beraten und wenn es erforderlich ist auch aufzuzeigen, dass die finanziellen Unterstützungsmittel vom Staat auch wieder zurückgezahlt werden müssen. Wir haben versucht gemeinsam mit unseren Kunden ein individuelles Hilfspaket in Form von Stundungen, Vorfinanzierungen von Kurzarbeit und Überbrückungsfinanzierungen zu schnüren. Unsere Kundenbetreuer haben sich laufend über die neuesten Förderbestimmungen und Auszahlungsmodalitäten informieren, die leider von den Förderstellen ständig verändert wurden. Im Privatbereich hatten wir etwa 800 Stundungen, also Aufschiebung von Kreditrückzahlungen, vorgenommen.

Hat Corona auch Pläne bzw. Vorhaben in der Stadt, was zum Beispiel Sponsoring- oder Sozialprojekte betrifft, verzögert, verhindert?
Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben in der ersten Lockdownphase das Rote Kreuz mit einem sehr namhaften Betrag unterstützt. Wir haben unlängst auch das Projekt 'Kinderzukunft' gesponsert und planen jetzt auch das Sponsoring eines städtischen Spielplatzes am Kleinen Lazarett. Uns ist bewusst, dass genau in solchen schwierigen Zeiten unsere Spenden sehr wichtig sind.

Hat der Zusammenbruch der Commerzialbank auch dem Image anderer Banken, etwa dem der Sparkasse Wiener Neustadt, geschadet und Ihren Kunden Fragen aufgeworfen?
Natürlich hat es viele Rückfragen unserer Kunden bezüglich dieser Causa gegeben (Commerzialbank im Burgenland, Pleite und Millionenbetrug, Anm. d. Red.), ich selbst kann ebenfalls über ein dermaßen hohes und jahrelanges Versagen der Kontrollfunktionen und des Managements nur den Kopf schütteln. Selbst für mich als Experte bleiben aus den Informationen, die ich aus den Medien bisher erfahren habe, viele offene Fragen. Ich habe leider keinen näheren Einblick, zumal wir trotz der Nähe keine Kundenverbindung zur Commerzialbank haben. 

Sind die Kontrollmechanismen für Banken zu locker?
Keinesfalls. Ich hoffe, dass durch das Ergebnis dieser Causa die Regeln nicht noch einmal verschärft werden, weil dies hätte auch schon unter den bestehenden Regeln nicht passieren dürfen. Ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass die herrschende Überregulierungen das Versagen der Prüfer sogar begünstigt hat, weil auch im Prüfungswesen die Checklisten immer formaler werden und für grundlegende, einfache Fragestellungen gar keine Zeit mehr bleibt.

Wieso kann so etwas bei der Wiener Neustädter Sparkasse (etwa 20 Jahre ohne Kontrolle) nicht passieren?
Bei uns Sparkassen kann ich so etwas wirklich ausschließen. Wir haben 2001 den Haftungsverbund gegründet, dessen Zweck das Einstehen der Mitglieder bei einer wirtschaftlichen Schieflage eines Partners ist. Aber das eigentliche Ziel ist und war immer, eine solche Schieflage schon im Vorfeld zu verhindern. Das Herzstück dieses Haftungsverbundes ist deshalb ein umfangreiches Früherkennungssystem, das wiederum auf eine einheitliche EDV-Struktur aufbaut. Beispielsweise erfolgen Auswertungen für externe Prüfungen und Analysen zentral und können gar nicht von uns beeinflusst werden.

Zur Info: Was bedeutet Haftungsverbund?
Alle Sparkassen und die Erste Bank zusammen bilden einen Haftungsverbund. Das bedeutet ein gemeinsames Auftreten am Markt, gemeinsame Werbung, gemeinsame Regelwerke. Der Sinn liegt darin, wenn ein Mitglied in Schwierigkeiten kommen sollte, wird er von allen anderen unterstützt. Aber, es sollte gar nicht soweit kommen. Neben einem effizienten Früherkennungssystem wurden auch gemeinsame Standards für das Risikomanagement und Verhaltensregeln definiert. Der Haftungsverbund begleitet auch die Vorstandsbestellungen bei Sparkassen und kümmert sich um die fachliche Ausbildung der Aufsichts- bzw. Sparkassenräte. 

Bezirksblätter-Redaktionsleiter Peter Zezula (l.) im Gespräch mit Sparkassenvorstandsdir. Christian Spitzer. | Foto: Urban
  • Bezirksblätter-Redaktionsleiter Peter Zezula (l.) im Gespräch mit Sparkassenvorstandsdir. Christian Spitzer.
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Was raten ihre Kundenbetreuer heutzutage einem Kunden bezüglich der richtigen Geld(Wert-) Anlage? Gibt es noch den berühmten "Bausparer"?
Grundsätzlich muss man sagen, aufgrund des Zinsumfeldes ist das Sparbuch wirklich nur mehr für kurzfristige Liquiditätsreserven geeignet. Aufgrund der Negativzinsen und der Inflation verliert man durch Sparen eigentlich an Kaufkraft. Eine Alternative ist ein Fondssparplan, wo man auch mit kleineren Beträgen, z.B. ab 50 Euro, vorsorgen kann. Solltengrößere Gelder zu veranlagen sein, empfehlen wir unsere Kundenbetreuer aufzusuchen, weil speziell in so schwierigen Zeiten die Balance zwischen Ertrag, Risiko, aber auch Nachhaltigkeit mit Profis besprochen werden sollte.

Nachhaltigkeit inwiefern?

Ja, ein neuer wesentlicher Punkt. Auch wir bieten sogenannte grüne Fonds an, wo in Unternehmen investiert wird, die den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Dafür steigt das Interesse und das Thema ist uns als Sparkasse ein wichtiges Anliegen.

Christian Spitzer, Vorstandsdirektor der Wiener Neustädter Sparkasse. | Foto: Zezula
Bezirksblätter-Redaktionsleiter Peter Zezula (l.) im Gespräch mit Sparkassenvorstandsdir. Christian Spitzer. | Foto: Urban

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