Region Wienerwald
Der Volksmund als Herr Doktor
Viele Mythen rund um unsere Ernährung halten sich hartnäckig seit Jahren. Die Experten aus der Region räumen nun damit auf.
REGION. Egal ob ein bitteres Schnapserl nach dem deftigen Mittagessen mit der Familie oder der Zitronensaft im Tee, wenn man krank ist – Mythen rund um unsere Gesundheit gibt uns viele. Ob diese auch wirklich stimmen oder nur ein jahrelang erzählter Irrglaube sind, haben die BezirksBlätter gemeinsam mit Experten aus der Region herausgefunden.
Mythos 1: Vitamin C hilft bei Erkältungen
Viele kennen es: kaum wird es wieder kalt, ist die verstopfte Nase und das Halsweh nicht weit. Viele schwören daher auf Vitamin C, um ihren Körper während einer Erkältung etwas Gutes zu tun. Doch dieses allein hilft nur bedingt, wie Birgit Widtmann von der Apotheke Maria Anzbach weiß: „Eher hilft eine Kombination aus Zink und Vitamin C. Die Vitamin C Versorgung in der Bevölkerung ist jedoch hoch und wenn man zu viel Vitamin C aufnimmt, wird das überschüssige durch den Harn wieder ausgeschieden. Also mehr als nötig zu sich zu nehmen, hilft nichts.“
Mythos 2: Kohlenhydrate machen dick
Besonders wenn man abnehmen möchte, rät einem der Volksmund, auf die bösen Kohlenhydrate zu verzichten. Die Neulengbacher Diätologin Roswitha Scholler erklärt, wie es wirklich ist: „Das kommt einerseits auf die Art und Menge der Kohlenhydrate an als auch darauf, wie aktiv man ist. Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte werden meist gut gekaut, verweilen länger im Magen und halten dadurch länger satt. Hingegen lässt Weißbrot und süßes Gebäck den Blutzucker geradezu in die Höhe schießen, wodurch man schneller wieder hungrig ist. Und ein Zuviel an Kohlenhydraten wird dann in Form von Fett abgespeichert.“
Mythos 3: Schnaps hilft nach dem Essen beim Verdauen
Zu einem feinen Schnaps nach einem guten Schnitzel sagt kaum jemand nein. Doch die Wirkung des sogenannten „Verdauungsschnapserl“ ist umstritten. „Man stellt sich das vor, dass der Schnaps die Nahrung aufspaltet, was nicht der Fall ist. Der Alkohol regt jedoch bestimmt die Produktion der Magensäure an. Bei besonders fettigem Essen hat der Schnaps also eine gewisse bedingte verdauungsfördernde Wirkung, aber das ist keine Lösung zur dauerhaften Anwendung. Besser wären pflanzliche Mittel aus Artischocken oder Mariendistel“, sagt der Neulengbacher Michael Schnattinger von der Apotheke zum Wienerwald dazu.
Mythos 4: Von zu viel Obst bekommt man Bauchweh
Vor allem kleinen Kindern rät man im Sommer nicht zu viele Kirschen zu naschen, denn sonst tut ihr kleines Bäuchlein weh. Doch das muss nicht bei allen so sein. „Viel Obst auf einmal bedeutet je nach Sorte viel Fruchtzucker – und das kann bei manchen Menschen durchaus zu Beschwerden führen. Vor allem dann, wenn es auf nüchternen Magen gegessen wird oder zu einem Smoothie verarbeitet. Obst als Nachspeise genossen oder verpackt in einem Joghurt ist deutlich verträglicher“, erklärt Diätologin Scholler.
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