Wolfsberger haben noch Hausaufgaben

petra.moerth@woche.at

WOLFSBERG. Das vor zehn Jahren in Kraft getretene Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz sieht vor, dass es ab 2016 bei öffentlich zugänglichen Gebäuden keine Diskriminierung mehr geben darf. Die WOCHE hat mit der Rollstuhlfahrerin Christine Schrammel aus Eitweg und der Bezirksobfrau des Österreichischen Zivilinvalidenverbandes (ÖZIV), Roswitha Stampfer aus St. Georgen, die Barrierefreiheit in der Lavanttaler Bezirkshauptstadt getestet. Unter die Lupe genommen wurden nach den Bewertungskritierien (1) barrierefrei, (2) verbesserungswürdig und (3) nicht barrierefrei Rathaus, Bezirkshauptmannschaft, Arbeiter- und Wirtschaftskammer sowie Bahnhof.

RATHAUS WOLFSBERG:
Nicht barrierefrei (3) ist bis dato das Wolfsberger Rathaus. "Der Anstieg ist für Rollstuhlfahrer viel zu steil, man kommt hier alleine ohne Hilfe nicht hinauf", beschreibt die Rollstuhlfahrerin Christine Schrammel die Probleme. Wenn man allerdings die Hürde des Anstiegs bewältigt hat und rechts im Innenhof bis zur Eingangstür gelangt ist, geht der Weg im Rathaus der Bezirkshauptstadt barrierefrei weiter. Beim öffentlichen Behinderten-WC gab es laut der ÖZIV-Bezirksobfrau Roswitha Stampfer Verbesserungen.

BEZIRKSHAUPTMANNSCHAFT (BH) WOLFSBERG:
Verbesserungswürdig (2) lautet das Urteil von ÖZIV-Bezirksobfrau Roswitha Stampfer und Rollstuhlfahrerin Christine Schrammel für die Bezirkshauptmannschaft (BH) Wolfsberg. Das Hinein- und Hinaufkommen sei durch die sich automatisch öffnende Tür und den Lift barrierefrei. Verbesserungsbedarf orten sie aber im Behinderten-WC: z. B. der Haltegriff (im Bild) müsste nur zum Aufklappen – und nicht zum Hochheben und Aufklappen sein. Der Haltegriff von der linken Seite gehörte zum Hochziehen vor die Toilette. Und: Die Behinderten-Parkplätze bei der BH seien zu weit vom Eingang entfernt.

WIRTSCHAFTSKAMMER (WK) WOLFSBERG:
Barrierefrei (1) zugänglich ist das "Haus der Lavanttaler Wirtschaft", in dem auch die Wirtschaftskammer in Wolfsberg untergebracht ist. "Die Tür geht leicht auf", so der erste Eindruck der Eitwegerin Schrammel. "Das Behinderten-WC ist absolut top", schwärmt Roswitha Stampfer, die Bezirksobfrau des ÖZIV. Die Büros der Ansprechpartner sind alle ebenerdig untergebracht. Einziges Manko: Es gibt keine ausgewiesenen Behinderten-Parkplätze. Und: Die Rillen am Parkplatz vor der Wirtschaftskammer sind für Rollstuhlfahrer entbehrlich.

ARBEITERKAMMER (AK) WOLFSBERG:
Barrierefrei (1) vom Anfang bis zum Ende ist die Arbeiterkammer (AK) in der Lavanttaler Bezirkshauptstadt Wolfsberg. "Vor dem Gebäude gibt es draußen einen Türknopf, durch das Drücken öffnet sich die Eingangstür automatisch", schildert die Rollstuhlfahrerin Christine Schrammel aus Eitweg. Um die oberen Geschosse, in denen die AK ihre Büros hat, barrierefrei zu erreichen, gibt es im Inneren des Gbäudes am Wolfsberger Weiherplatz einen gut zugänglichen Lift. Fazit: Vorbildliche Barrierefreiheit!

BAHNHOF WOLFSBERG:
Verbesserungswürdig (2) ist der Bahnhof Wolfsberg aus Sicht unserer Testpersonen. Das beginnt bei Kleinigkeiten: "Die Unebenheiten und Löcher am Behindertenparkplatz müssen nicht sein. Außerdem fehlt vor dem Bahnhof jeglicher Hinweis auf den barrierefreien Bahnsteig", nennt Stampfer Beispiele. Außerdem müsste die Tür des sonst optimalen Behinderten-WCs gerade aufgehen und länger offenbleiben. Positiv sei es, dass der Bahnhof auch blindengerecht ist. Nur: Die eigens für Rollstuhlfahrer gebaute Ausfahrt – die man nicht unbedingt braucht – sei viel zu steil.