Lavanttal: Trafikanten haben kein Interesse daran, "Coffee to go" anzubieten
Seit Samstag dürfen Trafiken auch Kaffee verkaufen. Interesse daran hält sich im Tal aber in Grenzen.
LAVANTTAL. Seit dem 1. September dürfen Trafiken neben Tabakwaren, Feuerzeugen und Lottoscheinen auch "Coffee to go", also Kaffee zum Mitnehmen, verkaufen. Die WOCHE hat mit dem Gremialobmann der Kärntner Trafikanten in der Wirtschaftskammer und einigen Trafikanten aus dem Tal über diese Neuerung gesprochen.
Wenig Interesse
"Es ist ein Sturm im Wasserglas. ,Coffee to go' ist ein Produkt wie Kaugummi, das es an jeder Ecke zu kaufen gibt", so der Gremialobmann der Kärntner Trafikanten in der Wirtschaftskammer, Harald Pichler. Das Interesse daran, auch Kaffee zu verkaufen, hält sich laut Pichler in Grenzen: "Es beginnt sich erst ab einem Verkauf von 40 Bechern zu rechnen. Nachdem viele Trafiken im unmittelbaren Umfeld von Gastronomiebetrieben sind, ist es für die meisten nicht interessant." Diese Annahme bestätigen auch die Trafikanten aus dem Tal. "Unmittelbar neben unserer Trafik gibt es eine Bäckerei und ein Gasthaus, deshalb werden wir auch in Zukunft keinen Kaffee bei uns anbieten, da es hier genügend Möglichkeiten gibt einen Kaffee zu trinken", erklärt Silke Schmerlaib aus Bad St. Leonhard.
Gasthaus in der Nähe
Dem schließen sich auch die Trafikanten in Lavamünd und St. Andrä an: "In der Umgebung gibt es viele Gasthäuser. Es ist mit Sicherheit auch bequemer in ein Gasthaus zu gehen und dort einen Kaffee zu trinken. ,Coffee to go' bekommt man ja auch an der Tankstelle. Da wir jedoch eine Trafik und keine Tankstelle sind, sehe ich die Notwendigkeit nicht, auf diesen Zug aufzuspringen", so Marion Offner. Und Walburga Hambaumer sagt: "Gleich über die Straße gibt es zwei Kaffeehäuser. Deshalb werden wir keinen Kaffee bei uns anbieten." Das neue Zusatzangebot für die Trafikanten ist für Pichler Augenauswischerei. "Es gebe viele Ideen, die Situation der Trafikanten zu verbessern. So ist etwa ,heat not burn' ein gefragtes Trendprodukt, eine Weiterentwicklung der Zigarette. In Österreich darf das nicht angeboten werden. Die Politik ist nicht bereit, solche Dinge zu beschließen. Stattdessen gibt es ,Coffee-to-go‘", so Pichler.
ZUR SACHE:
Kritisch betrachtet wird die Neuerung von der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer. Obmann Stefan Sternad: "Mit den Gastronomie-Fachverbänden wurde vorab nicht über diese Neuerung gesprochen. Natürlich brauchen Trafikanten neue Umsatzzugänge, aber ob dieser Weg der Kannibalisierung, dass jeder alles anbieten kann, der richtige ist, weiß ich nicht."
Laut Sternad hätte die Gastronomie-Branche in der Vergangenheit zahlreiche Mitbewerber bekommen. "Viele Gastronomen wird dieser weitere Mitbewerb durch den Kaffeeverkauf in Trafiken nicht treffen. Aber es gibt auch Betriebe, denen jeder Kaffee weh tut, der ihnen weggenommen wird, weil die Branche vor vielen Herausforderungen steht", so Sternad, der überzeugt ist, dass diese Neuerung für viele Trafikanten gar kein Thema sein wird.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.