Lebenslauf und Projekte von Johann Layr (1927-2018)

Johann Layr Volksschuldirektor i.R. (12.3.1927-12.11.2018). | Foto: privat
  • Johann Layr Volksschuldirektor i.R. (12.3.1927-12.11.2018).
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Bernhard Schabauer

Ich wurde am 12. März 1927 im 18. Wiener Gemeindebezirk, in Währing - Messerschmiedg. 48, geboren, als Sohn des Oberwachmanns Johann Layr und seiner Gemahlin Emma, geb. Hockauf. Meine Kindheit erlebte ich am Stadtrand Wiens bei meinen Eltern in Gersthof. Die Sommer verbrachte ich bei meinen Großeltern in Anger bei Weitra.
Die ersten drei Volksschuljahre besuchte ich in der VS Pötzleinsdorf, dann wechselte ich 1937 zu den Barmherzigen Schulbrüdern in die Volksschule Speisingerstraße, infolge der Übersiedelung meiner Eltern in das neu erbaute Eigenheim in Mauer/Lainz (Granichstaedtengasse 71). Die ersten beiden Gymnasialklassen absolvierte ich im 12. Bezirk, Seipelgymnasium Wien – Meidling, in der Rosasgasse. Ab Februar 1939 kam ich in die Nationalpolitische Erziehungsanstalt, Favoritenstr. 15, das ehemalige und jetzige Theresianum.
Im Jänner 1945 erhielt ich, als Schüler der 8. Klasse und in Hinblick auf mein Einrücken zur Wehrmacht, das Maturazeugnis ausgestellt. Ich wurde zur Luftschutztruppe beordert. Im Zuge der weiteren Ausbildung musste ich den Führerschein für PKW und LKW im KZ Buchenwald bei Weimar erlangen. Die Ausbildung einzelner Wehrmachtseinheiten fand häufig in KZs statt, weil sie als besonders geschützte Region galten (die Alliierten vermieden tunlichst jegliche Bombardierung eines KZs, um die dort Inhaftierten nicht zu gefährden). Der Fahrkurs fand zwar in einem hermetisch abgeschotteten Teil des KZs statt, aber bei unseren Übungsfahrten erhielten wir so manchen schrecklichen Eindruck von den Leiden der Gefangenen und so mancher Brutalität der Aufseher. Ich konnte diese schrecklichen Erlebnisse nie mehr vergessen (häufige nächtliche Schweissausbrüche, ..). Bereits im April 1945 geriet ich in amerikanische Kriegsgefangenschaft (bei Blaufelden in der BRD), aus welcher ich am 3. März 1946 entlassen wurde (letzter Standort – Interne Camp 73 – im Kornwestheim, Würtenberg).
Meine Eltern und Geschwister waren zu diesem Zeitpunkt in Rieggers, wo sie eine kleine Landwirtschaft betrieben.
Nach der Inhaftierung meines Vaters – durch die Russen – und seiner
Verlegung nach Russland, wo er im Jänner 1955 im Lazarett Alexandrowsk starb, half ich zuerst meiner Familie in der Pachtwirtschaft. Ende 1947 kehrten meine Mutter und die Geschwister Emma und Horst zurück nach Wien, in das von ihnen und meinem Vater erbaute Haus, Granichstaedteng. 71.
Ab 7. Mai 1946 besuchte ich den Abiturientenkurs der LBA Krems, welchen ich im Februar 1947 erfolgreich mit der Lehrbefähigung für Volkschulen beendete. Im September 1947 bekam ich meine erste Anstellung an der VS Sallingstadt, wo ich meine spätere Frau Bertha Grande kennenlernte.
Im Februar 1948 wurde ich an die VS Oberstrahlbach versetzt. Hier wurden gerade Renovierungsarbeiten durchgeführt – unter anderem sollten die Grundmauern trocken gelegt werden. Ein verhaltensorigineller Schüler, der zur Beruhigung in einer der Ecken stehen musste, machte mich am 19. April 1948 aufmerksam, dass aus einem Riss an der Decke und Wand Staub herabbröselte. Sofort ließ ich die gesamte Schule evakuieren.
Alle Schüler und Lehrer konnten unverletzt vor dem beginnenden
Einsturz das Schulgebäude verlassen. Als Dank für die Verhinderung
einer größeren Katastrophe überreichten mir die betroffenen Eltern und Schüler eine Urkunde mit einem Schutzengel.
Diese Anerkennung und die daraus entstandenen Freundschaften haben mir immer mehr bedeutet, als jegliche andere Auszeichnungen von Vereinen oder staatlichen Institutionen.
Im Frühjahr 1950, am 13. Februar, heirateten Bertha Grande und ich in Schweiggers. Aus dieser Ehe entstammten drei Kinder: Elisabeth, Johannes und Gottfried.
Im Mai 1951 wurde ich an die VS Schweiggers versetzt, wo ich bis zu meiner Pensionierung - am 31. Mai 1982 - den Dienst versehen durfte.
In meiner persönlichen Weiterbildung habe ich am 5.Mai.1966 in Krems/Donau die Sonderprüfung aus Leibeserziehung für den Unterricht an Hauptschulen abgelegt. In den folgenden Jahrzehnten konnte ich an der VS Schweiggers verbleiben, und nach der Beförderung von VD Kramreiter zum Direktor für das Polytechnikum Zwettl, sogar die Leitung (ab 1.8.1966 ) derselbigen übernehmen. 2004 verstarb meine Frau nach schwerem, langem Leiden im Spital Zwettl. Da ich mich gesund fühlte und nicht allein sein wollte, suchte ich den Kontakt zu ehemaligen Freunden und Bekannten. So freundete ich mich mit Hedwig Schwarz, der Witwe eines ehemaligen
Lehrerkollegen an. Wir zogen zusammen und heirateten kirchlich am 29.07.2006 in der St. Erhardskirche in Mauer.
Am 31. März 2013 verstarb Hedwig Schwarz in Grieskirchen. Unnötige Zerwürfnisse mit meinen 3 Kindern, Überforderungen und Überanstrengungen, Geldknappheit und vor allem die Einsamkeit und überall Chaos machten mir so sehr zu schaffen, dass ich dicht an einem Herzinfarkt vorbeischrammte. Anfang Juni 2015 wusste ich nicht mehr weiter.
Ich rief Johannes, meinen Sohn an und sagte ihm: „Ich kann nicht mehr, hilf mir!“ Letztendlich sagte er mir zu und holte mich zuerst ins Pflegeheim St.Martin am Martiniplatzl 1 in Zwettl und danach ins Betreute Wohnen, Kesselbodengasse 4/13, wo die Wohnung von Ing. Liebl frei wurde.
Hier lernte ich Herta Lang kennen – die Liebe meines Lebens.
Die Jahre, die nun folgten, waren sicher die schönsten und gemütlichsten meines Lebens. Die gemeinsamen Stunden mit Herta, ihre Güte und Fröhlichkeit, ihr Verständnis und Besorgtheit richteten mich täglich auf und machten mich einfach glücklich.
Die pflegerische Betreuung durch DPKS und Stationsleiterin Ilse Böhm aber auch die hervorragenden Einrichtungen des Seniorenheimes St. Martin, organisiert von Dir Öls, (Tagesbetreuung, Essenslieferung direkt in die eigene Wohnung, saubere Wäsche, Veranstaltungen jeglicher Art, Gottesdienste vor Ort, Friseur, Fußpflege,…) erleichterten mein neues Leben so sehr, dass ich oft glaubte im Paradies zu sein.

II.PROJEKTE von J.L

Zu den Neuerungen, die ich in meiner Schuldienstzeit einführte, zählen:
• Viele Ausstellungen von Schülerarbeiten (sehr ähnlich den Tagen der offenen Tür in den heutigen Schulen)
• Teilnahme am Jugendsingen
• Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz
(daraus resultierend – Papiersammlungen, Kleidersammlungen
und Blutspendeaktionen)
• Kinderball der Volksschule – eine beliebte Dauereinrichtung
• Einführung von Schulversuchen an der Volksschule Schweiggers: im Deutschunterricht
– das Arbeiten mit der Wortsuchhilfe
für den vermehrten Einsatz des österreichischen Wörterbuches, um die Rechtschreibschwächen
zu minimieren
SCHACHSPIEL
Vor dem Unterricht, in Freistunden, oder in
der Nachmittagsbetreuung
Einführung eines „einfachen Rechenschiebers“
ab dem 2. Schuljahr – in Form eines Rechenthermometers – um den Schulanfängern das Addieren und Subtrahieren
anschaulicher und begreifbarer zu machen
• Gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schweiggers
Auf Grund meiner Erhebungen für die kommenden Schülerzahlen konnten genaue Berechnungen für die Größe des beabsichtigten Hauptschulbaues in Schweiggers angestellt
werden
• Die permanenten Aufzeichnungen der Entwicklung der Körpergrößen der Schüler in der Volkschule führten beim Neubau der Volksschule zum Ankauf größerer Sessel und höherer Tische.
In meiner Lehrtätigkeit musste ich feststellen, dass viele Schüler
und Schülerinnen gravierende Lese – und Rechtschreibschwächen aufwiesen. So begann ich vermehrt das österreichische Wörterbuch einzusetzen. Dafür entwarf ich eine Wortsuchhilfe, wo die ersten drei Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge mit den entsprechenden Seitenangaben übersichtlich enthalten waren. Bald konnten auch die lernschwächeren Schüler schneller das gesuchte Wort im Wörterbuch finden und nutzten deshalb diese Lernhilfe auch öfters. Die erzielten Lernerfolge wurden in Artikel und Schriften der Fachliteratur dokumentiert und von Landesschulinspektor Macho persönlich überprüft und als sehr erfolgreich klassifiziert. Diese Wortsuchhilfe hat in abgeänderter Form (seitliche Kennzeichnung oder Perforierung der ersten Buchstaben) Eingang gefunden bei allen bedeutenden Lexikas, Telefonbüchern und Nachschlagwerken.
Für Schüler mit Rechenschwächen entwickelte ich verschiedene Rechenthermometer, um die Schwierigkeiten in den Grundrechnungsarten Addieren und Subtrahieren bei „Zehner-, Hunderter- und Tausenderüberschreitungen abzufedern. Auch mit diesen methodischen Hilfsmittel konnten vermehrt Fortschritte
erzielt werden.

EINFÜHRUNG DES FREIGEGENSTANDES SCHACH.
Als Leiter der Volksschule habe ich angeregt, dass in den Wartezeiten, wo Schüler auf die Ankunft der Schulbusse warteten,
fleißig Schach gespielt wurde. Bald zeigte sich, dass jene Schüler,
die eifrig Schach spielten, auch im Unterricht konzentrierter arbeiteten. Ich habe deshalb beim BSR beantragt, dass Schach
in der VS Schweiggers als Freigegenstand geführt werden darf,
was auch bewilligt wurde. Am 16. März 1990 wurde als fünfte
Teilorganisation der Union Schweiggers die Sektion Schach gegründet. Heute ist an vielen Mittelschulen und Volksschulen
Schach ein regulärer Freigegenstand.
Nach der Errichtung und Fertigstellung der neuen Hauptschule in Schweiggers – im Jahre 1973 – stand der Neubau der Volkschule
bevor. Als Leiter der Volksschule durfte ich in enger Zusammenarbeit
mit der Gemeinde (und dem Schulausschuss) meine Erfahrungen,
aber auch Erhebungen bezüglich Schülerzahlen, Körpergröße der Schüler (und deren Auswirkungen auf das Inventar: Tischhöhe und Sesselgröße)einbringen.
Schon beim Bau der neuen Hauptschule wies ich auf die notwendigen Ausmaße der geplanten neuen Sportstätten (Turn- und Sporthalle, sowie Sportplatz) hin, damit auch ein Meisterschaftsbetrieb ermöglicht würde. Die Gemeinde hat diese Anregungen aufgenommen und in Ihren Ausführungen zu Recht mitgetragen, sodass bald nach Fertigstellung der Sportanlagen, mit dem Meisterschaftsbetrieb durch die Sektion Fußball begonnen werden konnte.
Die Ausstattung der neuen Volksschule mit modernsten Lehrbehelfen
war vorbildlich - hier gebührt insbesondere der Markt- und Schulgemeinde Schweiggers besonderer Dank. Auch die gute Zusammenarbeit und Koordination mit den benachbarten
Volkschulen Rieggers, Jagenbach, Schloß Rosenau und Siebenlinden
diente dem schulischen Fortschritt.
In den 60iger Jahren gründete ich die katholische Männerbewegung Schweiggers, deren Obmann ich bis in die späten 90iger Jahre sein durfte. Im Rahmen des katholischen Bildungswerkes organisierte ich viele Vorträge. Nach der Kirchenrenovierung trat ich für den Neubau der Orgel ein, der 1975 von der Firma Hradetzky abgeschlossen wurde (eine großartige mechanische Kirchenorgel mit 10 Registern erklang nun – wider den Bestrebungen, aus Kostengründen eine elektronische Orgel anzuschaffen).
Zu meinen Aufgaben zählte auch der Unterricht an der Landwirtschaftlichen Fortbildungsschule in Schweiggers (im heutigen Feuerwehrgebäude). Mein besonderes Augenmerk und Anliegen galt hier dem Erlernen der Veredelungskunst von
Obstbäumen und der Wiedereinführung der ländlichen Imkerei.
In einer von mir angelegten Baumschule mit ca 120 Klaräpfelbäumen am Zulusfeld Richtung Schwarzenbach – Mödershöf) konnten die angehenden Landwirte das Aufpropfen von Veredlungsreiser üben.
Auch in der Bienenzucht versuchte ich möglichst authentisch und praxisnahe den Schülern die Bedeutung und Notwendigkeit der Imkerei zu vermitteln.
Im heimatkundlichen Unterricht fiel mir auf, dass der Ursprung der Thaya nicht richtig in den aktuellen Landkarten und Atlanten eingezeichnet war. In Zusammenarbeit mit dem Kartographischem Institut Wien, dem Bezirksschulrat Zwettl, der Gemeinde Schweiggers und dem Verschönerungsverein Schweiggers konnte schlussendlich der Thaya - Ursprung festgelegt werden und am 26. August 1973 wurde die feierliche Enthüllung des Thayaquellsteines vorgenommen.
Die traumatischen Eindrücke des Krieges, die Missachtung von
Andersdenkenden, die Misshandlung der Juden und viele schlimme Eindrücke aus den frühen 50iger Jahren haben mich bewogen,
einen Beitrag für die Aussöhnung aller Menschen zu liefern und die Einhaltung der Menschenrechte zu fordern, wo immer es mir möglich ist und war. Ich habe deshalb ein Versöhnungskreuz entworfen
wider jegliche Verhetzung, Fanatismus und Rassismus, insbesondere gewidmet der Märtyrerin Edith Stein, der Patronin Europas.
Von diesen Kreuzen hat Andreas Kohl eines für die ÖVP Zentrale in Wien gekauft, ein weiteres hat die katholische Nuntiatur für einen Andachtsraum in einer Universität in Israel angeschafft, wieder ein anderes befindet sich in der Bibliothek des Edith- Stein-Klosters in Tübingen und ein großes Kreuz hängt in der Kapelle des Theresianums Wien.

Schlussbemerkungen:
Am 12. November 2018, 23.45 Uhr verstarb Johann Layr
nach schwerem Leiden (Lungenembolie) im Landesklinikum Gmünd.
Primarius Wiesinger und seinem Team gebührt ein ganz besonderer Dank für die Betreuung und medizinische Erleichterung der letzten
Schritte im Lebensweg von Johann Layr. Auch ich bedanke mich vor
allem dafür, dass ich in diesen Jahren viele versöhnliche, gemeinsame
Stunden mit meinem Vater verbringen durfte.
Johannes Layr e.h.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.