Zeitzeugen im Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla
Anlässlich der Sonderausstellung „Jüdische Familien im Waldviertel und ihr Schicksal“ lud das Museum zu einer Filmvorführung und einem Gespräch mit Zeitzeugen.
NEUPÖLLA. Gezeigt wurde der französische Dokumentarfilm „L’Affaire Finaly“ über das Schicksal der Enkelkinder der Familie Schwarz in Gmünd: Der Klosterneuburger Arzt Fritz Finaly und seine Gmünder Gattin Anni Schwarz emigrierten nach Frankreich, wurden aber 1944 im KZ Auschwitz ermordet. Ihre Söhne Robert (* 1941) und Gérald (* 1942) wurden von Nonnen in Grenoble gerettet, aber nach dem Krieg nicht an ihre jüdische (Groß-)Familie zurück gegeben. Nach langwierigen Prozessen und Verhandlungen, in denen auch der Vatikan und Diktator Franco eingeschaltet waren, konnten die Kinder im Juli 1953 nach Israel ausreisen.
In eindrucksvollen Originalaufnahmen und Interviews mit den beiden Brüdern wurde das dramatische Schicksal anschaulich. Der Film wurde von Diplom-Dolmetscherin Anni Weich übersetzt, die ebenfalls als Emigrantenkind in Frankreich aufgewachsen war und dort eine glückliche Kindheit gehabt hat. Jeanne Gauster-Glaubauf, die Tochter eines kommunistischen Ehepaares hat hingegen ihre Eltern während des Krieges in Frankreich verloren und wuchs später unter anderem bei dem aus dem Waldviertel stammenden KPÖ-Funktionär Friedl Fürnberg auf. Dr. Judith Hutterer, die aus Gmünd stammende Cousine der Finaly-Brüder, berichtete über die Tabus und Verdrängungen der Nachkriegszeit im Waldviertel, während drei Großneffen der Brüder Finaly, der Filmemacher Jakob Brossmann sowie seine Brüder Johannes und Tobias, unter der Moderation von Mag. Sabine Nikolay (OE 1) über ihre Erfahrungen mit der Familiengeschichte erzählten. Unter den Gästen befanden sich Bürgermeister Günther Kröpfl, der Gmünder Stadtarchivar Harald Winkler und Dr. Andreas Kusternig.
Die Ausstellung ist noch bis 28. Juli an jedem Sonn- und Feiertag von 14-17 Uhr geöffnet.
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