Laut SPÖ
Ärzte im Bezirk Zwettl schmerzlich vermisst
Im Waldviertel fehlen Haus- und Fachärzte mit Kassenvertrag. Die SPÖ fordert gesundheitspolitische Weichenstellungen.
BEZIRK. Nach Ärzte mit Kassenvertrag wird im Waldviertel dringend gesucht, zahlreiche Planstellen wurden erfolglos ausgeschrieben. Viele Gemeinden schaffen mittlerweile eigenständig Anreize, um die hausärztliche Versorgung sicherzustellen. Immer wieder höre man von Bürgermeistern, dass sie professionelle Scouts einsetzen müssten, die für viel Geld Interessenten für Landarztpraxen finden sollen. Den Zuschlag bekäme meist jene Gemeinde, die auch für entsprechende Rahmenbedingungen sorgen kann, beispielsweise mit Investitionshilfen bei der Übernahme von Praxen. Die Verantwortung werde damit den Gemeinden aufgebürdet.
Lebensqualität
Horns SPÖ Bezirksvorsitzender Josef Wiesinger und Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig fordern die Zuständigen im Bund, Land NÖ und der Österreichischen Gesundheitskasse zum Handeln auf: „Die Lebensqualität in Niederösterreich steht im engen Zusammenhang mit der medizinischen Versorgung. Vor diesem Hintergrund muss neben den für die Besetzung der Kassenstellen gesetzlich vorgesehenen Einrichtungen auch die verantwortliche Politik im Bund und Land endlich ins Tun kommen und die notwendigen Reformen entsprechend auf den Weg bringen.“
Deutliche Maßnahmen setzen
Wie Königsberger-Ludwig betont, sei das österreichische Gesundheitssystem mit seinen Krankenhausstandorten grundsätzlich gut aufgestellt, doch aufgrund der herannahenden Pensionierungswelle vieler Ärzte und des demografischen Wandels der Bevölkerung müsse wieder verstärkt Wert auf das solidarische Versicherungssystem gelegt werden. Zum einen steigt mit der höheren Lebenserwartung auch der Anteil alter und kranker Menschen, wodurch mehr Ärzte am Land benötigt werden.
Wahlarzt nicht für jeden leistbar
Zum anderen ist der Besuch bei einem Wahlarzt nicht für jeden aus finanzieller Sicht leistbar. Auch im Waldviertel dürfe nicht an der gesundheitlichen Infrastruktur eingespart werden. Das wird zum Problem, wenn der Schlüssel für die ärztliche Versorgung an der bestehenden Einwohnerzahl festgesetzt wird. Denn um die Menschen in die ländliche Region zurückzuholen, benötige es vorab auch eine gut ausgebaute Infrastruktur.
Hinzu käme, dass viele Ärzte an ihrem Limit angekommen seien. Sie würden gerne neue Patienten aufnehmen, können aber nicht, weil es keine Kapazitäten mehr gibt. Das mache sich auch in den langen Wartezeiten auf einen Termin bei den Kassenärzten deutlich bemerkbar.
„Wir alle brauchen die Sicherheit, dass sowohl Vorsorge- und Routineuntersuchungen als auch die Akutversorgung gewährleistet sind. Dazu gehören etwa die Wiedereinführung des Gemeindearztes, die Verbesserung des Facharztangebots durch beispielsweise PVZ, Gruppenpraxen oder Anstellung von Ärzten in bestehenden Praxen und ein verändertes Aufnahmeverfahren an den Medizinunis. Aktuell werden vielfach jene ausgewählt, die sich nach dem Studium eher wissenschaftlich orientieren. Deshalb muss auf die soziale Kompetenz mehr Augenmerk im Verfahren gelegt werden“, so Königsberger-Ludwig.
Rechenbeispiel
Rechenbeispiel Gynäkologie in Zwettl: Im Bezirk Zwettl gibt es einen Gynäkologen mit Kassenvertrag. Auf diesen Facharzt mit Kassenvertrag kommen 20.700 Bürgerinnen. Hätte dieser alle 365 Tage des Jahres geöffnet, müsste er täglich 57 Patientinnen behandeln. Rechnet man die Samstage, Sonn- und Feiertage weg und geht von Öffnungszeiten von Montag bis Freitag aus, wären das 83 Patientinnen täglich. Alternative: Wahlärzte oder ausweichen in andere Bezirke.
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