Der Tankwart als Energieberater
Nicht wundern, wenn Ihr Heizöllieferant den neuen Pelletsofen preist. Alles ganz normal, dank neuem Gesetz.
BEZIRK. Wenn Ihr Heizöllieferant die Vorteile von Photovoltaik-anlagen preist und der Tankwart Sie an der Zapfsäule vom neuen Elektroauto überzeugen will, ist das seit 1. Jänner ganz normal. Das neue Energieeffizienzgesetz verpflichtet nämlich Energiehändler, 0,6 Prozent ihres Jahresumsatzes einzusparen. Nebst dem Setzen von betriebsinternen Einsparmaßnahmen – also Wärmedämmung, Umstieg auf Elektroautos usw. – müssen vor allem die Kunden zum Energiesparen bewegt werden. Rudi Eigl, Geschäftsführer der Firmengruppe AVIA Eigl, geht mit den Erfindern des Gesetzes im Bezirksblätter-Gespräch hart ins Gericht: "Österreich setzt auf EU-Gesetze wieder mal eins drauf", kritisiert er. Laut Eigl möchte der Gesetzgeber sicherstellen, dass der Endverbraucher jährlich 0,6 Prozent weniger Energie, also auch Treibstoffe, Pellets, Öl oder Heizöl usw. verbraucht. "Es gibt ein breites Spektrum an Verpflichteten. Dies betrifft nicht nur Mineralölhändler, sondern fast alle Energiehändler, bis hin zu Baumärkten, die Brennholz anbieten", so Eigl.
Dass im Gesetz sehr wohl Strafzahlungen für das Negieren des Gesetzes vorgesehen sind, steht außer Frage: "In unserem Fall wären das 1,4 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen pro Jahr", rechnet Eigl vor.
Wettbewerbsverzerrung
Eine Maßnahme, die die Firmengruppe mit ihren AVIA-Tankstellen aber bereits in der Pipeline hat, ist ein Zusatzstoff, der in die Treibstoffe eingemengt wird. Dieser soll laut Eigl ein treibstoffärmeres Autofahren ermöglichen. Eigl gibt aber neben den vielen anderen Ungereimtheiten um die Einführung des Gesetzes zu bedenken, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen sehr schwer bis gar nicht evaluiert und nachvollzogen werden könnten.
Neben einer Wettbewerbsverzerrung sieht Eigl das Gesetz als "den unglücklichsten Weg" der Energieeinsparung: "Wir hätten in einen Topf einbezahlt und die Regierung arbeiten lassen. Aber Verpflichtungen sind immer der falsche Weg."
Hohe Ziele
Eigentlich verfolgt man mit dem Energieeffizienzgesetz hohe Ideale: Neue Energien sollen zunehmen, das Bruttoinlandsprodukt um 550 Millionen Euro steigen und rund 6400 Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien entstehen. Mit der tatsächlichen Umsetzung haben selbst anerkannte Energieexperten ihre Probleme: "Das ist typisch österreichisch. Es gibt ein gültiges Gesetz, aber alle haben Fragezeichen in den Augen", kann sich Otmar Schlager von der Energieagentur der Regionen in Waidhofen ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Bernhard Schabauer
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