Stromleitung durch Naturschutzgebiet geplant
Interessensgemeinschaft Jagenbachleiten und Initiative Zwettltal warnen vor Zerschneidung des Natura 2000-Gebietes.
ZWETTL. Johann Wurm, Günther Engelhart und Fritz Stauffer (alle aus dem Unterrosenauerwald) von der Interessensgemeinschaft Jagenbachleiten sowie Ewald Gärber von der Initiative Zwettltal informierten gemeinsam mit Silvia Moser, Obfrau der Grünen Zwettl, am Donnerstag, 7. Mai, im Rahmen eines Pressegespräches über eine geplante 110-KV-Stromleitung, welche von Gmünd Richtung Groß Gerungs quer durch das Natura 2000-Gebiet verlaufen soll.
"Es ist geplant, den weitgehend unberührten Abschnitt der Jagenbachleiten entlang der Zwettl auf rund 750 Metern mit einer 110 kV-Doppelleitung zu durchschneiden", so Fritz Stauffer. Damit würde der einzigartige Lebensraum zahlreicher geschützter Arten zerstört werden.
Uhu bis Eisvogel
Vom Frauenwieserteich bei Mitterschlag bis nach Zwettl leben etwa der Raufußkauz, das Birkhuhn, die Heidelerche, der Uhu, der Schwarzstorch, der Schwarzspecht oder der Eisvogel. Mehrere Initiativen haben sich zur Plattform "Band des Lebens – Die Zwettl" zusammengeschlossen.
"Zusammen mit anderen Projekten, wie der Zwettler Umfahrung oder einer etwaigen Groß Gerungser Umfahrung, würde das Gebiet mehrfach zerschnitten werden", warnt auch Johann Wurm vor dem Zerfall des einzigartigen Naturschutzgebietes.
Vogelschutzgebiet
In Österreich wurde das Vogelschutzgebiet "Waldviertel" im Jahr 1996 und das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet "Waldviertler Teich-, Heide- und Moorlandschaft" (kurz FHH-Gebiet) im Jahr 1998 nominiert. Dieses beträgt knapp 14.000 Hektar. Das betroffene Gebiet neben der Zwettl hat eine Größe von 1.100 Hektar, also rund acht Prozent der gesamten FHH-Fläche.
Versorgungssicherheit
Stefan Zach, Pressesprecher der EVN, nimmt zu den Vorwürfen im Bezirksblätter-Telefonat Stellung: "Diese Leitung ist 2018 60 Jahre alt und muss erneuert werden. Es geht dabei also um die Versorgungssicherheit einer ganzen Region." Zach verweist außerdem auf alle eingeholten Überprüfungen und einen positiven Bescheid für die Querung des Natura 2000-Gebietes.
Eine unterirdische Verlegung hätte zwar selbst für die EVN, etwa bei Eis- oder Sturmkatastrophen, Vorteile, doch die Nachteile würden laut Zach überwiegen. "Wir würden für eine Fehlerortung und -behebung statt maximal 24 Stunden, bis zu eine Woche benötigen", so das Argument. Zach will laut eigener Aussage jedoch ein klärendes Gespräch mit der Initiative Jagenbachleiten suchen.
Bernhard Schabauer
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