Business Brunch: Fritz Weber im Gespräch
Der Geschäftsführer des Herz-Kreislauf-Zentrums über Lehrlingsakquise, regionale Wertschöpfung und Kompetenz.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie darf sich der Leser einen Arbeitstag von Fritz Weber als Geschäftsführer des Herz-Kreislauf-Zentrums Groß Gerungs vorstellen?
FRITZ WEBER: "Einen klassischen Alltag gibt es bei mir zum Glück nicht. Hauptsächlich besteht meine Arbeit aus Managementtätigkeiten wie etwa Mitarbeitergesprächen oder Projektentwicklungen.
Sie tragen schlussendlich die Verantwortung für 200 Mitarbeiter und 3.500 Gäste jährlich. Wie wichtig ist es dabei, sich auf sein Team verlassen zu können? Anders gefragt: Was zeichnet Ihr Team und die Leute in der Region besonders aus?
"Unsere Philosphie lautet: 'Die Mitarbeiter sind das wahre Herz des Unternehmens.' Herzlichkeit ist uns also besonders wichtig. Jeder Patient bekommt, was er individuell braucht. Deshalb haben wir auch ein umfangreiches Fortbildungsprogramm. 95 Prozent unserer Mitarbeiter sind aus der Region. Deshalb ist auch ein großer Stolz da und die Leute können sich mit dem Betrieb identifizieren."
Wie kam es Ihrer Meinung dazu, dass sich das Waldviertel vor allem in den letzten Jahrzehnten als Gesundheitsregion etabliert hat?
"Der Startschuss war in Harbach. Die Gemeinde war zur Gründungszeit des Moorbades Abwanderungsgemeinde. Deshalb wurde ein erstes Haus mit 180 Betten gebaut. Damals gab es Leute, die schon von einem zweiten Zwentendorf gesprochen haben. Also von einem Gebäude, das leer stehen wird. Aber die damaligen Studien zeigten schon, dass Tourismus und Erholung eine Chance für das Waldviertel sein können. Mit Unterstützung von Bürgermeister Haider und Kanzler Kreisky wurde dann 1983 mit dem Herz-Kreislauf-Zentrum das zweite große Haus im Waldviertel eröffnet. 1997 wurde die Xundheitswelt ins Leben gerufen. Auch das hat einen Imageschub bedeutet."
Das Herz-Kreislauf-Zentrum legt auch großen Wert auf Lehrlingsausbildung. Warum ist dieses Thema so wichtig? Hartl Haus Chef Suter hat im letzten Business Brunch gesagt, dass es derzeit schwer ist, überhaupt Lehrlinge zu finden. Können Sie das bestätigen?
"Ja, das geht schon seit einigen Jahren so. Dieses Jahr hätten wir acht Lehrlinge aufgenommen. Schlussendlich waren es jedoch nur sechs. Die Quantität wäre zwar vorhanden gewesen, die Qualität aber leider nicht."
In Ihrem Haus passiert, wie sonst überall auch, sehr viel hinter den Kulissen. Es wird auch großer Wert auf gesunde und ausgewogene Ernährung gelegt. Kann man abschätzen, welchen regionalen Mehrwert man durch Zukauf von Produkten aus der Region, in der Region belässt?
"Regionale Produkte sind bei uns ein Alleinstellungsmerkmal. Wir haben das Projekt Öko-Kreislauf entwickelt, indem wir den Landwirten ihre Produkte abkaufen. Deshalb mussten in letzter Zeit nicht mehr so viele Landwirte ihren Betrieb aufgeben. Wir handeln nach dem Motto: 'Die Region braucht uns und wir brauchen die Region'."
Wie sorgen Sie persönlich vor, damit Sie nicht eines Tages Gast im eigenen Haus sein müssen?
"Ich gehe Walken und Radfahren."
Sie sind seit Jahren als einer der Hauptsponsoren der Union Volleyball Waldviertel, ehemals Arbesbach, aktiv. Warum haben Sie dieses Engagement gestartet und weshalb wird dieser Weg so konsequent fortgeführt?
"Aus regionaler Verantwortung. Wir unterstützen viele Initiativen, die für den Erhalt der Region sorgen. Denn auch hier gilt: Wenn in der Region nichts mehr los wäre, würden die Leute abwandern. Das wollen wir verhindern. Und außerdem leistet der Volleyballverein hervorragende Jugendarbeit. Auch das ist uns sehr wichtig."
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