Von Storchi bis Niwi
Der Bezirk Zwettl hat kreative Spitznamen zu bieten – manche Personen sind nur noch mit dem Pseudo-Namen bekannt.
BEZIRK (bs/kuli). Sie begleiten uns ein Leben und oft wird man sie kaum mehr los. Manche Promis haben ihre Spitznamen sogar zum Markenzeichen gemacht. Etwa Alecia Beth Moore. Weil sie als Kind leicht rot wurde wenn sie sich schämte, kennt sie heute die ganze Welt als "Pink". Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Zwettl umgehört und fanden erstaunliche und teilweise sogar geheime Spitznamen.
Diese entstehen auf vielfältige Art und Weise. Am häufigsten ist eine klangliche Ähnlichkeit des Namens mit einem Gegenstand, Zustand oder einer Eigenschaft gegeben. Nomen est Omen wäre der passende Überbegriff. Manchmal entsteht der Spitzname aus typischem Verhalten über längere Zeit, so z.B. „Prinzessin“ für eine sensible, aber dennoch sehr bestimmend wirkende Dame oder „Knax“ für einen kräftigen Burschen, der von kleinem Bruder oder weniger starken Freunden zu Hilfe gerufen wurde, um eine aussichtslos erscheinende Rauferei mit einem Schlag zu beenden. Manchmal ist es die Ähnlichkeit mit Comic-Figuren, manchmal eine besondere Fertigkeit, nach denen Leute neu benannt werden.
Weit verbreitet sind Spitznamen, die aufgrund einer konkreten Situation (zumeist in der Jugendzeit) zurückgehen, und die dann ewig anhaften und schwer wieder loszuwerden sind. Bernhard Ziegler aus Schlag bei Schwarzenau, Kfz-Mechaniker im Hyundai-Autohaus Hasslauer, ist so ein Fall. Am 14-jährigen Kicker beim ESV Schwarzenau fiel dem damals (Saison 2003/03) agierenden, aus Allentsteig stammenden Trainer Fritz Nachbargauer auf, dass Bernhards Gesicht Ähnlichkeit mit dem eines über zwei Meter großen Allentsteigers hat, dessen lange, dünne Beine wiederum an die vom sagenhaften Adebar erinnerten. Fortan wurde Ziegler nur noch „Storchi“ genannt, was dem heute immer noch Fußball spielenden jungen Mann anfangs zwar nicht recht war, heute aber kein Problem mehr ist, sondern eher einen Ausdruck freundschaftlicher Verbundenheit darstellt. Nahezu jeder Fußballer beim ESV Schwarzenau (und wohl auch in allen anderen Sportvereinen) tragen so ihre Spitznamen, die sie ob nicht selten vorkommender Namensgleichheit mit direkten und indirekten Verwandten eindeutig individualisieren.
So manches Auto im Bezirk zieren sogar Kennzeichentafeln mit dem Spitznamen des Besitzers. Herrlich komisch ist auch die Genese des Spitznames „Niwi“, den der ESV-Obmann und Schwarzenauer Gemeinderat Reinhardt Scheidl trägt. Als er und seine Haberer noch in den wilden 20ern waren, maß man sich mehrfach in einem pseudoolympischen Dodecathlon, wobei jedem Teilnehmer willkürlich eine Nation mit entsprechendem Namen zugewiesen wurde. Der jetzige Filialleiter der Waldviertler Sparkasse, Reinhard Kirchner („Nero Hadini“), wählte damals für Scheidl die Vertretung Japans in persona „Nippon Niwinawa“, wovon Niwi bis heute erhalten geblieben ist. „Es gibt Leute, die mich nur als Niwi kennen aber nicht wissen, wie ich wirklich heiße“, erklärt Scheidl. Ähnlich ergeht es auch anderen gestandenen Gemeindebürgern, und einer der früheren Schiedsrichter ist heute Vizebürgermeister: Leopold „Aschi“ Aschauer.
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