Lehrer haben´s schwer
Stundenwiederholung mit Andreas Ferner
Österreichs wohl lustigster Lehrer, Andreas Ferner, bespaßte auf Einladung des Kulturzwickl-Vereins das Publikum im Zwettler Stadtsaal.
ZWETTL. "Wie bringt man einen Haufen Lehrer zu einer Kabarettveranstaltung?" – Man lässt einen Lehrer über seine Erfahrungen einen Kabarettabend machen. Schätzungsweise 80 Prozent im Saal dürfte aus Lehrkräften bestanden haben, denn in seiner Vorstellung
„Mein Name ist Andreas. Ich bin Lehrer“,
erwiderte das Publikum ein bemitleidenswertes „Ooohhhhh.“
„Das ist eine Fortbildungsveranstaltung“,
scherzte Gymnasiallehrer Harald Hauer.
Andreas Ferner sammelte als 50-Jähriger jahrzehntelang Erfahrungen und obwohl so manches überzogen klang, dürfte doch vieles den Tatsachen entsprechen. Die Frage ans Publikum, welche Berufsgruppe noch unbeliebter als Parksheriffs oder Wladimir Putin dasteht, konnte prompt beantwortet werden. Irgendwas mache er falsch, meinte Ferner:
„Wenn ich früher schlecht in der Schule war, wurde ich geschimpft. Wenn meine Schüler heute schlecht in der Schule sind, werde wieder ich geschimpft.“
Wenn er dann aber im Juli und August bei einem weißen Spritzer im Freibad sitzt, dann geht's wieder.
Kleidung eines Lehrers
„Manchmal kann man am Trainingsanzug ablesen, im welchem Jahr der Turnlehrer begonnen hat“,
so der Kabarettist. Und manche Lehrer schauen so aus, als seien sie anno 1973 in die Kleidersammlung der Caritas eingebrochen.
Elternsprechtag ist Bußtag
Warum Andreas Ferner den Beruf des Lehrers ergriff:
„Wegen des tollen Images und wegen der Elternsprechtage.“
Diese benennt er „Bußtag“, „Tag des Jüngsten Gerichts“, „Tag der Abrechnung“, manchmal auch aufgrund des Geruchs „Tag der Fahne“. Für manche Lehrer ist es einfach nur Speeddating. Aussagen, wie „Ich versteh's auch nicht, zu Hause hat er noch alles können“, lassen bei einem Lehrer die Augen rollen. Besonders Helikoptermütter tun es Ferner an. Fragen wie
„Na, wie ist denn Sarah Michelle Chantal so?“,
würde er am liebsten mit einem Fäkalausdruck beantworten. „Eltern wollen immer, dass man ehrlich ist – aber nicht zu sehr“, bringt es Ferner auf den Punkt. Er wünscht sich fade Durchschnittseltern, denn es gäbe nur noch Extreme.
Ausreden von Schülern
Der Einfallsreichtum von Schülern, sich vom Unterricht anhand diverser Entschuldigungen fernzuhalten, kennt keine Grenzen – Arzt-Entschuldigungen mit zwölf Rechtschreibfehlern und einem Pokémon-Stempel der kleinen Schwester inklusive. Um dem Sportunterricht zu entfliehen, treten sogar Kreuzbandrisse im oberen Rücken auf. Begräbnisse der Omas, die manchmal zweimal sterben, sind da keine Seltenheit. Zum Glück gibt es Facebook, wo man den Status nachverfolgen kann, dass diese Schülerin mit einem Klassenkameraden (Arzt-Entschuldigung) bei McDonalds verweilte – möglicherweise hielt man dort den Leichenschmaus ab.
Digitaler Wandel
Das Zeitalter der Technologie öffnet neue Methoden, wie etwa per WhatsApp von Klassenkollegen abzukupfern. In den 90ern ermöglichte das die Religionsstunde:
„Da haben wir die Hausübungen abgeschrieben“,
erzählt Ferner. Handys fördern ebenso die Marotte der Selfies. „Manche Jugendliche wissen gar nicht, dass man auch andere Motive fotografieren könne als sich selbst“, meinte der Kabarettist, jedoch sei es bei tödlichen Selfie-Unfällen am besten dokumentiert.
Eine Frage der Intelligenz
„Über 90 Prozent der Schüler wollen Polizist werden, aber keiner Lehrer“,
zieht Ferner Resümee. Immerhin könne man als Polizist auch Karriere in der Millionenshow machen.
„Aber zumindest die, die keine Polizisten werden, wollen Schulwart werden.“
Statements im Sportunterricht
„Ich werde nie einen Feldaufschwung brauchen“
beantwortet der „Fessor“ mit
„Es ist wichtig, sich verbiegen zu können, wenn man später Politiker werden will.“
– Als Lehrer sei die Fächerwahl ebenso eine Intelligenzfrage. Statistisch gesehen gibt es eine größere Anzahl an weiblichem Lehrpersonal. Das läge aber auch daran, dass Frauen mehr Leidensdruck aushalten und schlechte Bezahlung gewohnt seien.
Bestnote „Sehr gut“
Die Schule und das Kabarett unterscheiden sich insofern, als das Publikum freiwillig im Saal sitzt. So ganz lassen konnte Ferner von seinem Lehrerdasein auf der Bühne nicht:
„Wenn im Publikum ein Handy läutet, dann hole ich es mir und heb ab. Dann stöhn´ ich rein.“
Andreas Ferner hat wohl bewiesen: Das beste Kabarett schreibt das Leben. Für seinen Auftritt in Zwettl erhält er jedenfalls ein „Sehr gut“. Bis Ende Juni ist er noch Lehrer. Danach zieht er sich vermutlich im Sommer wieder mit einem weißen Spritzer ins Freibad zurück.
Die nächste Kulturzwickl-Veranstaltung dürfte genauso eine recht feine werden: Der Verein holt sich am 25. Mai den beliebten Italo-Musiker Pippo Pollina mit seinem Soloprogramm in den Stadtsaal.
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