Lawinen: Wind ist der "Baumeister"

Beim Aufstieg sollte man immer wieder das Gelände kontrollieren und eigene Spuren machen. | Foto: BR Kufstein
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BEZIRK (mel). Die Lawinenbilanz im heurigen Winter ist fatal: Von den sieben Lawinentoten in Österreich starben sechs in Tirol. "Die Gefahr des Schnees wird oft unterschätzt. Mangelnde Tourenplanung und fehlende Informationen über die Lawinensituation sind die häufigste Ursache für Lawinenunfälle", weiß Manfred Pfluger, staatlich geprüfter Berg- und Schiführer von der Bergrettung Kufstein.

Viele Faktoren entscheiden
Es gibt zahlreiche Umstände, die das Entstehen einer Lawine begünstigen. Neben der Schneebeschaffenheit und der Hanglage sowie -neigung ist aber vor allem das Wetter ausschlaggebend. "Wind gilt als Baumeister der Lawine. Bereits geringe Neuschneemengen können in Verbindung mit starkem Wind zu einer kritischen Lawinensituation führen. Weitere Faktoren sind steigende Temperaturen und starker Niederschlag", so Pfluger.

Letzter Unfall vor vier Jahren
"Seit 1. November 2010 gab es im Bezirk Kufstein keine registrierten Lawinenabgänge mit Personenbeteiligungen", erklärt AbtInsp. Paul Gruber von der Alpinpolizei.
Im Winter 2009/2010 kam es im Bezirk zu drei Lawinenunfällen mit fünf unverletzten und einer verletzten Person. Im Winter 2008/2009 gab es zwei Lawinenunfälle mit einer schwer- und einer unverletzten Person. Im Jahre 2007/2008 ereigneten sich drei Lawinenunfälle mit einer toten, einer schwerverletzten und einer leichtverletzten Person.

Risikoreiche Hänge
Als die gefährlichsten Gebiete im Bezirk Kufstein zählen die Nordseite des Zahmen Kaisers und sämtliche Kare im Wilden Kaiser. Im Alpbachtal sind es die steilen nordseitigen Hänge im hinteren Teil des Tales. In Angerberg gibt es im Bereich Buchackerweg immer wieder kleinere Lawinen, die auch regelmäßig über den Wanderweg abgehen. Auch im oberen Almbereich Richtung Hundalmjoch gehen immer wieder Lawinen ab. "Bis jetzt ist dort immer alles gut gegangen. Lawineneinsätze in unserem Einsatzgebiet hat es in den letzten Jahren keine gegeben", so Einsatzleiter Hermann Schneck von der Bergrettung Wörgl-Niederau.

Prävention kann Leben retten
Die richtige Vorbereitung und die passende Ausrüstung sind das A und O beim Tourengehen. Wintersportler sollten sich laufend über die aktuelle Lawinensituation beim Tiroler Lawinenwarndienst informieren. Sicherheitsausrüs-tung wie ein modernes LVS-Gerät, eine Sonde (mind. 2,4m) und eine Alu-Schaufel sollte man standardmäßig bei sich haben. Zudem sollte jeder ein Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack, Helm und Mobiltelefon mitführen. Im Notfall bietet ein Lawinenairbag zusätzliche Sicherheit. Darüber hinaus sollte jeder Schitouren- oder Schneeschuhgeher einen Lawinenkurs besuchen. "Der Umgang mit dieser Sicherheitsausrüstung sollte durch Schulungen und Training erlernt werden, damit man bei einem Ernstfall diese auch anwenden und Leben retten kann", unterstreicht Pfluger, der selbst Ausbildner bei der Bergrettung ist.

Lage weiterhin angespannt
Rudi Mair, Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes, zur aktuellen Lawinenlage: "Der schneearme Winter ist sehr tückisch, denn der Schneedeckenaufbau ist sehr schlecht." Schuld seien die frühen Schneefälle und das sehr wechselhafte Wetter.
"Am besten wäre mit großen Neuschneemengen geholfen, aber auch diese sind über das Wochenende hinaus nicht in Sicht. Die Lawinensituation in Tirol bleibt daher äußerst angespannt", sagt Mair.

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